Vereine im Fokus – Gesellenverein Lustenau 1924
Im „Gesellenverein Lustenau 1924“ wird besonderer Wert auf Unabhängigkeit gelegt.
Lustenau (lag) „Die Aufgabenstellung des 1924 gegründeten Vereins war es, die Gesellen auf den Meisterstand vorzubereiten und die geistigen und wirtschaftlichen Bestrebungen seiner Mitglieder zu unterstützen. Man distanzierte sich vor jeder kirchlichen und politischen Einmischung. Jede politische Tätigkeit hatte zu unterbleiben. Und das machte den Verein österreichweit einzigartig, denn es gibt keinen zweiten mit diesen Auflagen“, ist vom Chronisten des Vereins, Franz Koch, zu erfahren. Er studiert die alten Tagebücher, „übersetzt“ die Kurrentschrift, macht die handgeschriebenen Chroniken lesbar. „Mit den Mitgliedsbeiträgen wurde Fachliteratur angeschafft, die von den Gesellen ausgeliehen werden konnte, um sich auf die Meisterprüfung vorzubereiten. Besonders, wenn man an die damalige Geldknappheit denkt.“ Vier Jahre nach Gründung des Vereins, also 1928, haben die Mannsbilder einen großen Fasnachtsumzug organisiert. Den ersten in Vorarlberg. „Mit den Einnahmen, einem ‚Koffer voll Geld‘, musste etwas Sinnvolles gemacht werden. Da gerade zu dieser Zeit auch das Schifahren modern wurde, entschloss man sich 1932/33 eine Hütte in Dornbirn Ammenegg-Fähndle zu bauen. Die Handwerksburschen legten natürlich selbst Hand an. Im Hüttenprotokollbuch wurden penibel die Arbeitszeiten jedes Einzelnen eingetragen“, schmunzelt Lothar Prager. Beim Umsturz 1938 wurde der Verein „aufgelöst“ und die Hütte kam zum Leidwesen der Handwerker unter die Verwaltung des Großdeutschen Reiches, wo sie Rekonvaleszenten und Kriegsopfern bis 1945 zur Verfügung stand. „Man zahlte die Handwerker nach ihren geleisteten Arbeitsstunden aus. Einige nahmen das Geld jedoch nicht an. Während der französischen Besatzung ging die Verwaltung an die französische Kommandantur über. 1946 wurde die Auflösung des Vereins außer Kraft gesetzt und erst 1954 bekam der Verein, auch im Grundbuch verankert, die Hütte, die in einem erbärmlichen Zustand war, zurück. Langsam konnte man dann auch wieder mit der Renovierung beginnen. „Die Hütte wird von uns an Vereinsmitglieder und deren Familien, Schulen, Pfadfindern, Feuerwehr und kleineren Sportgruppen vermietet. Der Zweck unseres Vereins ist jedoch, auch für unsere junge Mannschaft das Erbe zu bewahren“, so Obmann Heinz Isele. Doch wer denkt, im Verein wird nur über alte Chroniken gebrütet, der ist am Holzweg. Denn die ausgesprochen fröhlichen Vereinsmitglieder veranstalten Ausflüge, Preisjassen und natürlich auch Schirennen. Mit der Fahnenabordnung wird auch am öffentlichen Leben rege teilgenommen. „Das fördert den Zusammenhalt, denn es soll ja nicht nur gearbeitet werden“, grinst Franz Koch. Und das nächste Gaudischirennen findet am 25. Februar statt. „Da darf man mit allem fahren, was unter die Füße geschnallt werden kann. Und noch etwas ist erwähnenswert: „Wir haben inzwischen drei Frauen als Mitglieder.“
Kontakt:
Heinz Isele, Wiesenrainstraße 24a, Lustenau, Tel. 05577/89443, E-Mail heinz@isele.at
Vereinsfacts:
1924 gegründet
39 Mitglieder
Warum sind Sie im Gesellenverein?
Lothar Prager, Maschinenbauingenieur,
Mein Vater war schon im Verein und hat mich als ich Kind war, schon auf die Hütte mitgenommen. Mich beeindruckt immer wieder der herzliche Umgang miteinander.
Heinz Isele, Konstruktionsleiter, Obmann
Den Verein kenne ich seit meiner Kindheit. Bin also ebenfalls vom Vater vorbelastet. Ich bin verantwortlich für die Jahreshauptversammlung und die Organisation der Ausflüge und des Hüttenputzes.
Franz Koch, Drucker i.R, Archivar
Mich beeindruckt die Kameradschaft und das soziale Engagement. Das Interesse , die Geschichte aufzuarbeiten, lässt mich nicht mehr los. Man lebt durch die Gemeinschaft.
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