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Personal setzt sich für Erhalt des Sanatoriums ein

Mitarbeiter kämpfen um Erhalt des Sanatoriums. Kl. Bild: Ärztesprecher Rudolf Brugger.
Mitarbeiter kämpfen um Erhalt des Sanatoriums. Kl. Bild: Ärztesprecher Rudolf Brugger. ©Harald Pfarrmaier
Bregenz. (hapf) Bis Jahresende sind die Arbeitsplätze der 53 Mitarbeitenden im Sanatorium Mehrerau gesichert. Was danach passiert, das steht für die meisten und auch die Belegärzte noch in den Sternen.

Die Bediensteten machen nun mit einer Petition mobil gegen die Schließung des traditionsreichen Krankenhauses.

 

Wie vol.at berichtete, sollen hohe Abgänge und zu geringe Auslastung eine Weiterführung des  vor 98 Jahren von der Zisterzienserabtei Wettingen-Mehrerau gegründeten Sanatoriums Mehrerau verunmöglichen. Kloster und Land holten sich die Caritas als Partner und kamen überein, aus dem traditionsreichen Spital eine 10-Betten-Hospizstatzion unter Führung der Caritas zu errichten. Die Umstrukturierung lässt sich das Land zwei Millionen Euro kosten.

 

Das Personal soll entweder im neuen Hospiz oder im Bereich der Landeskrankenhäuser eine neue Anstellung finden. Ebenso wurde den Belegärzten angeboten, ihre Operationen künftig an den LKH Bregenz, Hohenems und Bludenz durchführen zu können. Allerdings mit der Einschränkung einer Anstellung und der damit verbundenen Dienste in Ambulanzen und Leistung von Nachtdiensten. Gesorgt sei auch für Nachsorgepatienten, für die das Sanatorium vor erst sieben Jahren mit einer Investition von rund fünf Millionen Euro erneuert wurde. Durch den gesunkenen Bedarf sei hier nun an den Landeskrankenhäusern genügend Kapazität vorhanden.

 

Bediensteten wurde Mund verboten

 

Unter den Bediensteten, die inzwischen auf März kommenden Jahres gekündigt wurden, herrscht Verunsicherung. Viele von ihnen haben noch kein Jobangebot seitens der Krankenhaus-Betriebsgesellschaft (KHBG) erhalten. Und sie verstehen auch nicht, warum das Sanatorium als Krankenhaus zusperren muss. Öffentliche Kritik wagen die wenigsten, weil sie schlicht Angst haben, keinen Arbeitsplatz mehr zu bekommen. Den Mund zu halten und nicht an die Öffentlichkeit zu gehen, sei ihnen auch aus den Reihen des eigenen Betriebsrates empfohlen worden.

 

Petition zum Erhalt als Krankenhaus

 

Eine Mitarbeiterin initiierte über das Internet inzwischen eine Petition zum Erhalt des Sanatoriums in seiner bisherigen Verwendung. Darin wird unter anderem festgehalten, dass im Bereich der KHBG gar nicht so viele freie Stellen zur Verfügung stünden, um alle Bediensteten aufzufangen. Hingewiesen wird zudem auf die bisher jährlich rund 1.200 durchgeführten Operationen am Sanatorium. Durch den Wegfall entstünden für die Patienten sehr lange Wartezeiten und für die Nachsorgepatienten sei auch kein Platz mehr vorhanden. Die Petition kann unter folgender Internet-Adresse unterzeichnet werden: http://www.petitionen24.com/das_sanatorium_mehrerau_bregenz_darf_nicht_geschlossen_werden

 

Drei wesentliche Fragen

 

Für die Bediensteten und auch viele der Belegärzte ist nicht erschließbar, warum das Sanatorium und damit auch ein bestens ausgestatteter OP-Saal wegen einer 10-Betten-Hospizlösung geschlossen werden muss. Hier seien drei wesentliche Fragen zu klären. Wie aus dem Kreis der Belegärzte zu erfahren war, wäre zum einen der OP-Bereich im Sanatorium sogar nutzbar, um Endoprothesen, also künstlichen Gelenksersatz, einzusetzen. Hier habe Vorarlberg bundesweit ohnehin die längsten Wartezeiten. Zudem müsste für einen OP-Bereich im relativ großen, dreistöckigen Sanatorium genügend Platz sein.

Zum anderen stößt auch die Tatsache auf Unverständnis, dass das erst vor sieben Jahren sanierte Sanatorium trotz gegebenem medizinischen Bedarf nicht gefördert wird. In andere Krankenhäuser sei vergleichsweise sehr viel Geld investiert worden.

Und letztlich habe das Sanatorium auch Patienten der Allgemeinen Klasse die freie Arztwahl und damit ein Privileg ermöglicht, das ansonsten nur Privatpatienten vorbehalten sei. Die Möglichkeit werde der Allgemeinen Klasse nun genommen.

 

Rückschritt in medizinischer Versorgung

 

Rudolf Brugger, Standesvertreter der Ärzteschaft für den Bezirk Bregenz und Sprecher der niedergelassenen Ärzte, sieht seine Befürchtungen bestätigt: „Die Belegärzte werden in ein Angestelltenverhältnis gedrängt, das sicher kein Facharzt mit eigener Praxis annehmen kann oder will. Sie haben damit auch keine Möglichkeit, ihre Patienten zu operieren.“  Gefährdet sieht Brugger auch nach wie vor die Nachsorge: „Es ist nicht anzunehmen, dass für Hüftoperierte, Verunfallte und vor allem ältere Patienten jetzt auf einmal ausreichend Platz an Akutbetten zur Verfügung steht. Für die Bevölkerung bedeutet die Schließung des Sanatoriums jedenfalls einen massiven Rückschritt in der medizinischen Versorgung.“ Der geplante Umbau, um im Sanatorium Räumlichkeiten zur Anmietung als Arztpraxen oder therapeutische Einrichtungen anbieten zu können, sieht Brugger ebenfalls als nicht zielführend: „Dazu liegt das Sanatorium zu weit vom Schuss.“

 

Sanatorium beschäftigt Landtag

 

Die Schließung der Mehrerau schlägt nun auch auf politischer Seite Wellen. So brachten die Abgeordneten Hubert F. Kinz seitens der Freiheitlichen sowie und Sabine Scheffknecht und Martina Pointner seitens der Neos Landtagsanfragen ein. Sie wollen von Gesundheitslandesrat Christian Bernhard wissen, wie viele Mitarbeiter noch keine Nachfolgestelle haben bzw. wie viele von der KHBG übernommen werden, wie viele Belegärzte künftig für die KHBG arbeiten werden und ob die Mehrerau ein Präzedenzfall für andere Krankenhäuser sei.

 

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