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„Patenkalb ,Peterle‘ bleibt im Ländle“

Der neugierige Jungstier "Peterle" und sein Pate Dieter Steinacher aus Nüziders.
Der neugierige Jungstier "Peterle" und sein Pate Dieter Steinacher aus Nüziders. ©MiK
Zusammen mit Bauern aus der Region setzen die „Friends of Nüziders“ ein Zeichen gegen Tiertransporte aus Vorarlberg.

Von Martin Begle / Wann & Wo

„Diese furchtbaren Bilder kann man sich kaum ansehen, aber die Menschen müssen darüber aufgeklärt werden! Ohne WANN & WO hätte ich von diesem Tierdrama überhaupt nichts gewusst“, sagt Dieter Steinacher von den „Friends of Nüziders“. „Darum habe ich mir überlegt, was man hier als Bürger machen könnte, und eine ortsansässige Bäuerin gefragt, ob ich nicht die Patenschaft für ein männliches Kalb übernehmen und so gewährleisten könne, dass es in Vorarlberg bleibt. So habe ich das einen Monat alte ,Peterle‘ kennengelernt.“ WANN & WO hat das Patenkalb gemeinsam mit Dieter auf dem Hof von Sabine in Nüziders besucht.

„Mästen selber“

„Als Bauern die Bilder von diesen furchtbaren Tiertransporten zu sehen, tut uns wirklich weh. Das kann sich auch von uns keiner ansehen“, sagt die Bäuerin aus Nüziders. „Bestimmt wissen nicht alle, was mit den Tieren passiert, aber manche wollen es vielleicht auch nicht wissen. Wir mästen selber, hauptsächlich für den Eigenbedarf. Die restlichen Kälber geben wir zur Nachzucht ins Montafon“, erzählt Sabine.

Ab Hof

Einen Teil des Ertrags der 30 Milchkühe in ihrem Stall verkauft Sabine direkt ab Hof. „Bei uns kann jeder, der vorbeigeht, einen Blick in den Stall werfen. In ihren Bereichen können sich die Tiere frei bewegen, haben genug Licht und die Temperatur ist auf ihre – nicht auf meine – Bedürfnisse angepasst. Das Angebot, Milch ab Hof zu kaufen, wie das viele von Früher kennen, wird auch zum Teil von Migranten und Geflüchteten gerne angenommen. Sie machen meist ihr traditionelles Joghurt daraus – toll, dass die noch wissen, wie das geht!“ Fleisch könne man aber ebenfalls im Direktvertrieb kaufen: „Ein paar Mal im Jahr ist das möglich, dafür muss man aber vorbestellen. Der Verkauf ab Hof ist auch für uns besser, denn wir Bauern bekommen lieber Geld für unsere Produkte, als aus den Fördertöpfen der EU“, sagt Sabine. Ähnlich funktioniert es auch bei Julius, einem weiteren Landwirt aus Nüziders, der Rinder und auch Schweine hält: „Die Nachfrage nach frischen Produkten ab Hof wäre viel größer, als ich es abdecken kann“, sagt er. „Diese Berichte über Kälbertransporte darf man nicht immer schön reden. Wir karren lebendige Tiere ins entfernte Ausland und importieren dann Kalbfleisch aus Niederösterreich. Was das für die CO²-Bilanz bedeutet, müssen wir nicht diskutieren – schon gar nicht, wenn diese Transporte bis in den Nahen Osten gehen. Wir müssen das Problem an der Wurzel packen! Ich verstehe die Konsumenten, aber wir brauchen in Vorarlberg rund 40.000 Rinder für die Bewirtschaftung unserer Alpen. Darum muss hier einfach die Politik endlich mal aktiv werden und die entsprechenden Rahmenbedingungen für die heimischen Bauern und auch für die Tiere schaffen. Ich besuche alle paar Jahre die USA. Dort ist z.B. der Walserstolz billiger als bei uns – das kann doch nicht sein!“, kritisiert der Nüziger, der seinen Hof in zweiter Generation führt. „Ich habe das große Glück, dass mein Neffe, wenn ich in Pension gehe, das Lebenswerk meiner Eltern übernehmen möchte.“

„Tiere sind ehrlich“

„Wenn ich ein Tier schlachte, geht mir das schon nahe, bei Kälbern natürlich noch viel mehr“, räumt Julius ein, der an seinem Hof einen EU-zertifizierten Schlachtbetrieb hat. „Trotzdem ist es ein Unterschied, ob das Tier hier aufwächst und mit gewisser Nähe zum Hof geschlachtet wird. Wenn das Tier ein schönes Leben hatte, soll auch das Ende Würde haben. Tiere sind ehrlich. So wie sie behandelt werden, behandeln sie einen auch.“

Die gesamte Ausgabe der WANN & WO lesen Sie hier!

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