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Papst will "Vorhölle" abschaffen

Papst Benedikt XVI. will einen jahrhundertelang im Katholizismus verankerten Grundsatz für ungültig erklären und die "Vorhölle" für verstorbene Säuglinge abschaffen.

Ziel der für Freitag erwarteten öffentlichen Erklärung ist es, die Seelen von Millionen von Babys in den Entwicklungsländern zu retten, berichtet orf.at am Donnerstag. Es gehe um den theologischen „Limbus infantium“, eine Art Warteraum für all jene Babys, die sterben, ohne getauft worden zu sein.

Eine jahrhundertelange kirchliche Tradition behauptet, dass sich die Seelen dieser Babys in der Vorhölle aufhalten müssen. Entstanden ist diese Vorstellung aus der theologischen Frage nach der Unverzichtbarkeit der Taufe für das Seelenheil. Dieser Logik entsprechend gibt es etwa auch einen „Limbus patrum“ – eine Vorhölle für all jene Gerechten, die vor Christi Geburt starben.

Mit der Abschaffung der Vorhölle für Säuglinge geht es dem Papst aber nicht nur um eine theologische Klarstellung. Vielmehr sieht sich der Vatikan in zunehmender Konkurrenz mit dem Islam in Afrika und Asien. Nach islamischer Vorstellung kommen tot geborene Babys direkt ins Paradies – ein nicht unwesentlicher „Wettbewerbsvorteil“ in Ländern mit hoher Kindersterblichkeitsrate.

Eine internationale Theologenkommission hat nach einem Bericht der britischen Tageszeitung „Times“ im Vatikan über das Problem beraten. Sie sei zu dem Schluss gekommen, dass alle Babys, die sterben, das in der Erwartung der „universellen Erlösung durch Gott“ tun – ob getauft oder nicht. Nach Ansicht der Theologen will Gott, dass alle Menschen erlöst werden, die Seelen von ungetauften Kindern seien einem „gnädigen Gott“ anvertraut, dessen Wege zur Erlösung dem Menschen unbekannt seien. De facto bedeute das, dass alle Kinder, die sterben, in den Himmel kämen, so die „Times“.

Weiter in der Vorhölle warten müssen all jene Gerechten, die vor Christi Geburt starben. Denn der „Limbus patrum“ wird nicht abgeschafft.

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