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Papst: Missbrauchsskandal "wirklich erschreckend"

Papst Benedikt XVI. hat den Missbrauchsskandal in der katholischen Kirche erneut scharf verurteilt und beklagt. Die Missbrauchsfälle seien innerhalb der Kirche entstanden, nicht außerhalb, sagte er heute auf dem Flug nach Portugal.
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Papst Benedikt setzte sich für eine tiefgreifende Säuberung und Buße innerhalb der Kirche ein, es müsse aber auch Gerechtigkeit und Verzeihen geben. Die Kirche habe schon immer unter inneren Problemen zu leiden gehabt. Was man aber heute sehe, sei “wirklich erschreckend”, sagte er.

“Heute sehen wir in wirklich erschreckender Weise, dass die größte Verfolgung der Kirche von Feinden nicht von außerhalb kommt, sondern aus der Sünde innerhalb der Kirche entsteht”, sagte der Papst laut Kathpress während seines Flugs nach Lissabon vor den mitreisenden Journalisten. Dabei bezog er sich auf die Krise, die durch sexuellen Missbrauch Minderjähriger durch Kleriker ausgelöst wurde.

“Die Leiden der Kirche kommen gerade aus dem Innern. Die Sünde existiert im Innern der Kirche”, sagte der Papst. Nötig seien die Bereitschaft zu Buße und Reinigung, aber auch zu einer juristischen Aufarbeitung und Vergebung, sagte der Papst. Man müsse realistisch sein und anerkennen, dass es immer “Attacken des Bösen” geben werde; am Ende sei Christus aber stärker, sagte der Papst.

Höhepunkt des Besuchs von Benedikt in Portugal ist die Visite im Wallfahrtsort Fatima, wo ab dem 13. Mai 1917 die Jungfrau Maria drei Hirtenkindern erschienen sein und ihnen mehrere Botschaften übermittelt haben soll. Jahrzehntelang war das “Dritte Geheimnis von Fátima” eines der größten Mysterien der jüngeren Kirchengeschichte. Einen Bericht über die angebliche Marien-Botschaft an die Hirtenkinder hielt der Vatikan unter Verschluss, bis der damalige Präfekt der vatikanischen Glaubenskongregation, Joseph Ratzinger – der heutige Papst -, das Geheimnis im Juni 2000 erläuterte. Kern der Vision ist nach kirchlicher Lesart die Prophezeiung des Attentates, das Papst Johannes Paul II. am 13. Mai 1981 schwer verletzt überlebte.

Im Blick auf die Finanz- und Wirtschaftskrise warnte der Papst vor einer Trennung zwischen Ethik auf der einen Seite und Wirtschaftspositivismus auf der anderen Seite. Die Krise zeige, “dass ein reiner ökonomischer Pragmatismus, der von der Wirklichkeit des Menschen als ethisches Wesen absieht, nicht gut ausgeht, sondern unlösbare Probleme schafft”. Ethik stehe nicht außerhalb von Vernunft und pragmatischem Handeln, sondern liege in deren Inneren, so der Papst.

Benedikt XVI. besucht im Rahmen seiner 15. Auslandsreise Lissabon, Fatima und Porto. Für heutigen Dienstagabend ist eine große Messe auf dem Lissabonner Terreiro do Paco am Tejo-Fluss vorgesehen.

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