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Orhan Pamuk hält sich für "typischen türkischen Schriftsteller"

Zu einer literarischen Premiere kommt es im Rahmen der Salzburger Festspiele: Der als "Dichter zu Gast" eingeladene Literaturnobelpreisträger Orhan Pamuk liest am 7. August erstmals aus seinem Roman "Museum der Unschuld".

Es sei “eine Liebesgeschichte”, die im Istanbul der Jahre 1975 bis 1985 spiele, erzählt Pamuk im Interview: “Über zehn Jahre trage ich dieses Buch in Gedanken mit mir, sechs Jahre habe ich dem ganzen politischen Druck zum Trotz daran geschrieben und ein zweites Leben mit mir herumgetragen”, so Pamuk.

Die Veröffentlichung des Werks, das in der türkischen Fassung rund 600 Seiten habe, sei nun “wie die Geburt eines Kindes”. Diese Geburt verzögert sich allerdings. Statt am 20. August wird das Buch nun – in der Übersetzung von Gerhard Meier – am 10. September im Hanser Verlag auf Deutsch erscheinen, nur eine Woche nach der türkischen Erstausgabe. Pamuk plant in Begleitung des Buches die Eröffnung eines Museums in Istanbul, dessen Ausstellungsstücke er ebenfalls seit zehn Jahren sammle. Das Projekt verzögere sich jedoch, da “noch Objekte fehlen”. Aus diesem Grund musste auch eine entsprechende Ausstellung in der Frankfurter Schirn Kunsthalle, die erste Einblicke geben sollte, verschoben werden.

Bei der Frankfurter Buchmesse ist die Türkei heuer “Gastland” und Pamuk, der neben der Türkei in den USA ansässig ist, hält als prominentester Vertreter der türkischen Literatur die Eröffnungsrede. Im Gespräch möchte Pamuk, der immer wieder offen die politische Situation in seinem Land kritisiert hat, dafür vor Gericht gestellt wurde und Morddrohungen erhielt, nicht zur aktuellen Politik Stellung nehmen. Aber er sei gerne Aushängeschild der türkischen Literatur, sagt er.

Als Autor schätze er sich selber als “typischen türkischen Schriftsteller ein”. Dies gelte vor allem für den Anfang seiner schriftstellerischen Karriere. Immerhin habe er “erst in der Türkei Hunderttausende Leser gefunden, dann weltweit Millionen”. Bedauerlich sei nur, dass “die türkische Literatur in Europa kaum bekannt ist”. Der Auftritt bei der Frankfurter Buchmesse werde hier aber hoffentlich Abhilfe schaffen.

Davor stehen aber zwölf Tage in Salzburg am Programm, in denen er drei Auftritte im Rahmen des “Dichter zu Gast”-Schwerpunktes absolviert (außerdem gibt es eine Lesung des bekannten Pamuk-Romans “Schnee” von Jens Harzer). Er sei noch nie in der Mozartstadt gewesen, freue sich aber darauf, Aufführungen der Festspiele, “die ich schon lange kenne und verfolge”, zu sehen. Er werde sich zwar sicher auch Opern anhören, versichert der Nobelpreisträger, das Theater stehe aber für ihn an erster Stelle.

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