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Onecoin: Möchtegern-Bitcoin-Erbe erinnert stark an Pyramidenspiel

Die AK würde die Versprechungen mit Vorsicht genießen.
Die AK würde die Versprechungen mit Vorsicht genießen. ©VOL.AT/Onecoin (Montage)
"Onecoin" nimmt für sich in Anspruch, eine Kryptowährung wie Bitcoins zu sein - nur dass man mit ihr nichts kaufen kann. Dies erinnert die Arbeiterkammer an ein verbotenes Pyramidenspiel.

2009 kamen die Bitcoins als erste real existierende Internetwährung auf. Am 22. Mai 2010 bot der Programmierer Laszlo Hanyecz für zwei Pizzen 10.000 Bitcoins, egal ob selbstgemacht oder von einem Lieferdienst. Ein Forumsnutzer ließ ihm daraufhin für 18 Dollar zwei Pizzen liefern und kassierte die Bitcoins im Gegenwert von 30 Euro. Erstmals zahlte jemand eine reale Dienstleistung mit einer Kryptowährung. Heute wären die 10.000 Bitcoins 3,8 Millionen Euro wert.

Starke Unterschiede zu Bitcoin & Co

Bitcoin ist die älteste und bis heute größte rein digitale Währung. Jemand, der von sich behauptet, dem Konkurrenz machen zu wollen, ist Onecoin. Diese wurden von der bulgarischen Unternehmerin Ruja Ignatova gegründet, die auch in Konstanz in Jura promoviert habe. Der Firmensitz ist in Gibraltar. Es gibt jedoch gravierende Unterschiede zu anderen Kryptowährungen: Man kann Onecoins nicht in andere Währungen tauschen oder auf unabhängigen Marktplätzen handeln. Vielmehr werden sie zentral nur auf einer Webseite angeboten – und als Wertanlage beworben, in die man Geld investiert, um Gewinne zu machen. Kryptowährungen sind jedoch als staatenunabhängiges, dezentrales, universelles Zahlungsmittel gedacht, nicht als Wertanlage an sich.

Mitgliederwerbung als Einkommensquelle

Auch wirbt Onecoin mit einer über eine georgische Bank laufenden Kooperation mit Mastercard – diese lässt sich jedoch (bislang) nicht mit Onecoins laden, um diese als reales Zahlungsmittel zu verwenden. Onecoin Ldt. verkauft an Interessenten auch verschiedene Investitionspakete. Verdienen soll man dabei über das Mining (dem Generieren neuer Onecoins) oder aber dem Anwerben weiterer Investoren. Auch die Umwandlung der Onecoins zurück in Realwährungen scheint bei einem Blick in diversen Foren mit größeren Hürden verbunden zu sein.

Die österreichische Webseite ist derzeit offline.
Die österreichische Webseite ist derzeit offline. ©Die österreichische Webseite rund um Onecoin ist derzeit offline.

Vieles erinnert an Pyramidenspiel

Kein offener Handel, ein geschlossenes System, keine Akzeptanz als Zahlungsmittel und ein auf Neukundenwerbung bauendes Verdienstkonzept – vieles an Onecoin erinnert mehr an ein verbotenes Pyramidenspiel als an ein Zahlungsmittel. Die AK Steiermark warnt bereits, den versprochenen Kursentwicklungen zu vertrauen. Seitdem ist auch der Webauftritt Onecoin Austria offline, scheinbar wegen Wartungsarbeiten.

AK Vorarlberg zweifelt am Onecoin-Konzept

Die Vorbehalte teilt auch der Konsumentenschutz der Arbeiterkammer Vorarlberg. Paul Ruschnig bestätigt regelmäßige Anfragen zu Onecoin. Kritisch betrachtet er, dass Onecoin als Investition beworben wird und der Aufbau eines – offensichtlich pyramidenförmiges – Netzwerkes über Umsatzbeteiligungen.

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ak ruschnig ©Paul Ruschnig (AK Konsumentenschutz) hat Erfahrung mit Pyramidensystemen, er beschäftigte sich auch mit Vemma. – VOL.AT/Rauch

Betrachtung als Investment “sehr bedenklich”

“Ob es sich dabei um ein verbotenes Pyramidenspiel handelt, müsste ein Gericht entscheiden, der Verdacht ist jedoch naheliegend”, fasst Ruschnig gegenüber VOL.AT zusammen. Ein solches Finanzsystem sei auf einen ständigen Geldzufluss von außen angewiesen – wenn dieser ausbleibt oder nicht schnell genug mitwächst, bricht alles zusammen. Aus Sicht des Konsumentenschutzes werde den Investoren daher das Blaue vom Himmel versprochen: “Das Ganze als Investment zu betrachten, halten wir für sehr bedenklich”, betont Ruschnig.

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