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Olympia-U-Ausschuss: Förderverein mit "Geister-Mitgliedern"

Mit der Rolle des Fördervereins bei der Bewerbung Salzburgs um die Olympischen Winterspiele 2014 hat sich der Untersuchungsausschuss des Salzburger Landtages bei seiner Sitzung am Dienstag auseinandergesetzt. Es war offenbar ein ungewöhnlicher Verein, denn sowohl der Obmann-Stellvertreter als auch der Kassier haben erst im Nachhinein erfahren, dass sie dort Funktionäre waren.
Rechnungen ungeprüft unterschrieben

Arnold Grabner, damals Vizepräsident des Österreichischen Olympischen Komitees (ÖOC), hat erst 2009 erfahren, dass er Obmann-Stellvertreter des Vereins gewesen sei. Er habe an keiner einzigen Sitzung teilgenommen, sei auch nie dazu eingeladen oder jemals gefragt worden, ob er dieses Amt übernehmen wolle.

Auch der stellvertretende Kassier des ÖOC erfuhr erst zwei Jahre nach der gescheiterten Bewerbung von seiner Vereinsfunktion als 2. Kassier. Dennoch findet sich sein Name auf mehreren Sitzungsprotokollen. Die Echtheit seiner Unterschrift auf einem Kontoverfügungsblatt des Fördervereins bestätigte er heute, er habe diese ÖOC-Generalsekretär Heinz Jungwirth gegeben, und zwar im Glauben, es handle sich um ein ÖOC-Konto. Inzwischen hat er auf Unterlassung geklagt, dass sein Name in den Zusammenhang zum Förderverein gebracht werde.

Und auch Bewerbungs-Chef Rudolf Höller, der angeblich Rechnungsprüfer im Verein war, hat dies inzwischen heftig dementiert. Auf den drei Protokollen der Generalversammlungen, die heute im Ausschuss vorlagen, ist sein Name weder bei den Anwesenden noch bei den Entschuldigten zu finden.

Klar ist inzwischen, dass die Idee des Vereins schon vor der Gründung der Bewerbungsgesellschaft aufgekommen war: der damalige ÖOC-Präsident Leo Wallner hatte den Vorstand schon am 10. Oktober 2005 darüber informiert. Wer den Plan für den Verein hatte, bleibt aber weiter unklar. Der erste Vereinskassier, er war auch beim ÖOC für die Finanzen zuständig, sagte jedenfalls am Dienstag, der Verein sei ein Wunsch des Salzburger Bürgermeisters Heinz Schaden (S) gewesen. Das hätten ihm Jungwirth, der Berater und Lobbyist Erwin Roth und auch Wallner gesagt. Schaden selbst hat dies schon wiederholt in Abrede gestellt.

Zweck des Vereins, der am 5. Dezember 2005 schließlich gegründet worden war, sei es gewesen, Sponsoren zu akquirieren und die Bewerbungsgesellschaft mit Beratung und Lobbyismus zu unterstützen. Finanzielle Leistungen an die Gesellschaft seien aber nicht unbedingt geplant gewesen, so der Kassier.

Auch das angebliche Darlehen von 300.000 Euro, das die Gesellschaft dem Verein gezahlt haben soll, war wieder Thema. Der Verein hätte einen Sponsorvertrag mit Audi über insgesamt 500.000 Euro abgeschlossen und davon 300.000 auch schon erhalten. Dann habe die Gesellschaft den Wunsch geäußert, den Vertrag zu übernehmen. Da aber die 300.000 inzwischen verbraucht waren, habe die GmbH dem Verein diese Summe überwiesen, der wiederum das Geld an Audi zurückzahlte. Daraufhin flossen die 500.000 Euro an die GmbH. “Das ist wie bei einem Hütchen-Spiel, wo am Ende das halbe Geld fehlt”, kommentierte Richter Anton Meinhart.

 

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