AA

Ohne öffentliche Verkehrsmittel

In die Berggemeinde Dünserberg fahren weder Bus noch Bahn, worunter vor allem Schüler leiden: Der Schulweg kann bis zu zweieinhalb Stunden dauern.

Marcel ist 13 Jahre alt und wohnt in Dünserberg. Er besucht die Hauptschule in Satteins. Gute zweieinhalb Stunden ist er täglich unterwegs um von seinem Zuhause zur Schule und wieder zurück zu gelangen. Viele Kinder aus der 250-Seelen-Gemeinde müssen ähnlich lange Anfahrtszeiten in Kauf nehmen.

“Öffentliche Verkehrsmittel gibt es in unserem Ort aufgrund mangelnder Wirtschaftlichkeit keine”, beschreibt Walter Rauch, Bürgermeister von Dünserberg, die schwierige Situation in der Berggemeinde. “Uns stellt sich jedes Jahr die Frage, wie wir Kindergartenkinder, Pflichtschüler und Lehrlinge zu den jeweiligen Institutionen befördern. Aus unserem Budget stehen nur begrenzte Mittel für die Personenbeförderung zur Verfügung”, umreißt Rauch das Problem.

Der Transport der Pflichtschüler zu den jeweiligen Schulen funktioniert derzeit mehr schlecht als recht. Die Kinder und Jugendlichen werden von einem in der Gemeinde ansäßigen Transportunternehmen befördert, das auf die Dauer der Schulzeit verpflichtet ist. Lange Anfahrtswege, mehrfaches Umsteigen und lange Wartezeiten sind für die Pflichtschüler an der Tagesordnung. “Bei der Umsteigstelle in der Nachbargemeinde Düns gibt es noch nicht einmal eine Unterstandmöglichkeit”, klagt Rauch. “Speziell im Winter und bei schlechter Witterung ist das eine enorme gesundheitliche Belastung für unsere Kinder.”

Aufgrund einer Verordnung des Bundes wird die Situation zusätzlich verschärft. Die Regelung schreibt vor, dass neben dem Fahrer nur mehr acht Schüler in einem Kleinbus transportiert werden dürfen. “Im kommenden Schuljahr haben wir aber zehn Hauptschüler zu befördern”, sieht Rauch ein weiteres Problem auf sich zukommen. “Zwei Schüler müssen also durch eine zusätzliche Fahrt zum Postbus in Düns gebracht werden.” Das hat wiederum zur Folge, dass die Kinder bereits ab fünf Uhr morgens an der Haltestelle warten müssen, damit der Kleinbus zeitlich auch die zweite Fahrt in die Nachbargemeinde schafft. “Die Kinder haben einen Zwölf-Stunden-Tag – das ist unzumutbar”, ist Rauch erzürnt. Noch schlechter sieht es für Lehrlinge aus, die außerhalb der Gemeinde eine Ausbildung erhalten. Für sie gibt es derzeit gar keine Mitfahrgelegenheit.

Neben dem Sammeltaxi, das auschließlich von 17 bis 8 Uhr fährt, gibt es für Bewohner und Gäste der Berggemeinde kein öffentliches Verkehrsmittel. Davon sind nicht nur Kinder und Jugendliche sondern auch ältere Menschen und Personen ohne eigenes Fahrzeug betroffen. Sie haben keine Möglichkeit, Anschluss an das öffentliche Netz im Tal zu finden, um notwendige Gänge zu erledigen. Rauch fordert deshalb ein öffentliches Verkehrsmittel für die Gemeinde, von dem auch die Urlaubern und Tagesgäste der Walsergemeinde profitieren würden – immerhin verzeichnet Dünserberg 10.000 Nächtigungen im Jahr. “Wir brauchen keinen Stundentakt, ein Bus der morgens, mittags und abends verkehrt reicht aus.” Wichtig ist Rauch, dass die Interessen aller Bewohner unter einen Hut gebracht werden. Dann ist für ihn eine finanzielle Beteiligung der Gemeinde kein Thema. “Ein bescheidener Mehraufwand hätte eine massive Verbesserung der Situation zur Folge”, davon ist das Gemeindeoberhaupt von Dünserberg überzeugt. Rauch sieht auch die Notwendigkeit einer landesweiten Studie, in der geprüft wird, wie abgelegene Regionen besser erschlossen werden können.

Zitat: “Es sollte ein Anliegen des Landes sein, die Versorgung von extremen Randregionen mit öffentlichem Verkehrsmitteln sicherzustellen.”
Bürgermeister von Dünserberg, Walter Rauch

home button iconCreated with Sketch. zurück zur Startseite
  • VOL.AT
  • Vorarlberg
  • Ohne öffentliche Verkehrsmittel