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Ohne Minarett und viel kleiner

Bludenz - Am 22. August wollen die Bludenzer Muslime im Fachbeirat der Alpenstadt ein reduziertes Raumkonzept für ihre neue Moschee vorlegen. FP Egger zu den Bludenzer Moscheenplänen

„Das Projekt wird deutlich kleiner ausfallen.“ Deve Volkan erläutert nach Rücksprache mit Vereinsobmann Hayrettin Kösem die nun ins Auge gefasste gründliche Renovierung des bestehenden Gebäudes.

Nur schmaler Zubau

Die Muslime des ATIB-Vereines gehen nun von einem schmalen Zubau aus, der allenfalls eine kleine Kuppel tragen soll. „Ein Minarett ist kein Thema mehr.“ Das Satteldach des bestehenden Altbaus wollen die Muslime durch ein Flachdach ersetzen. Insgesamt haben sie den Raumbedarf derart reduziert, dass auf den gut 1400 verfügbaren Quadratmetern Fläche genügend Parkplätze übrig blieben.

Wünsche berücksichtigt

Der 22-jährige Konstrukteur der Firma Bertsch vertritt in der Arbeitsgruppe mit der Stadt die rund 30 Jugendlichen des 400-köpfigen Moscheevereins. Die Jungen haben einen Computerraum und einen Jugendraum mit Tischfußball in die Pläne hineinreklamiert. Die Frauen, die heute noch „im Keller beten müssen“, sollen bei der kleineren Moscheevariante im zweiten Stock ihren eigenen Gebetsraum erhalten. Der Gebetsraum der Männer läge einen Stock tiefer. Im Parterre ist ein Mehrzweckraum angedacht.

Ob es noch eines Architektenwettbewerbs bedarf, wie ihn Stadtplaner Thorsten Diekmann vorschlug, ist offen. „Von unserem ursprünglichen Stuttgarter Architekten Kürtür haben wir uns getrennt.“ Laut Volkan würde man auch gerne mit Vorarlberger Architekten zusammenarbeiten. Zwei junge Deutsche haben bereits Vorschläge eingebracht.

Heftige Reaktionen

Dass ATIB nun „einen ganzen Schritt zurück gegangen ist“, hat ein zwei Jahre währender Prozess ergeben, der nach Bekanntwerden der Moscheebaupläne im Jänner 2008 ungeheure Dynamik erfuhr. Nicht nur Thorsten Diekmann hatte Zweifel, ob die benachbarte Tankstelle den würdigen Rahmen für einen Sakralraum ergibt. Der ursprünglich geplante Gebetsturm löste, wenngleich er nie begehbar vorgesehen war, heftige Reaktionen aus.

„Offen bis ablehnend“ reagierten auch die Mitglieder beider Großparteien. Heute würde Vizebürgermeister Peter Ritter (ÖVP) sagen, „dass alle Beteiligten vielleicht etwas zu mutig“ an die Sache herangegangen sind.

„Brachte uns weiter“

Und doch „haben wir einen Quantensprung in Sachen Integration erlebt“. Stadtplaner Diekmann empfindet enorm bereichernd, „dass wir einander richtig kennen gelernt haben“. Gemeinsam wolle man nun eine eigene „Bludenzer Moschee“ entwickeln, weil sich selbst die Beispiele im bayerischen Miesbach oder Penzberg nie eins zu eins übertragen lassen.

Diplomsozialarbeiter Oliver Mössinger berichtet von 200 Frauen, die an vier Veranstaltungen zu Bildungsfragen teilnahmen. Balkanfestival und Markt der Kulturen bestreite man gemeinsam. Ein Konzept zum Spracherwerb wird eben ausgearbeitet.

Verständnis wuchs

Facit: Der Moscheeprozess, der den Bludenzer Muslimen auch enge finanzielle Grenzen bewusst machte und landesweit Wahlkampfschlachten lostrat, wurde in der Stadt selbst unaufgeregt weitergeführt. Er hat das Verständnis der Beteiligten füreinander wachsen lassen.

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