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Österreich steuert auf eine "graue Wohnungsnot" zu

Altersgerechtes Wohnen wird in Zukunft zu einem immer größer werdenden Problem werden.
Altersgerechtes Wohnen wird in Zukunft zu einem immer größer werdenden Problem werden. ©APA
Derzeit leben über zwei Millionen Menschen in Österreich, die über oder genau 60 Jahre alt sind. Bis in zehn Jahren könnten es 530.000 mehr sein.

Experten gehen davon aus, dass in Europa rund sieben Prozent der über 70-Jährigen Betreutes Wohnen in Anspruch nehmen beziehungsweise nehmen werden. “Deutsche Studien sprechen teilweise schon von zehn Prozent der über 70-Jährigen”, heißt es in einem Marktbericht des Unternehmens Silver Lining, das auf betreute Wohnanlagen setzt.

Altersgerechtes Wohnen wird große Herausforderung

Beide sind sich einig, dass in zehn Jahren rund 87.000 Betreute Wohnplätze benötigt werden. Für jede Wohneinheit würden Investitionskosten von circa 167.000 Euro anfallen. Österreich müsste somit rund 14,5 Milliarden Euro in altersgerechte Wohnplätze investieren. Dies stelle eine große Herausforderung dar.

Problem für Babyboomer: “Leistbarkeit des Wohnens”

Besonders für Menschen aus sehr geburtenstarken Jahrgängen könnte die künftige “Leistbarkeit des Wohnens” ein zentrales Problem werden. Auch wenn die Versorgung der älteren Bevölkerung in einem der reichsten Länder grundsätzlich machbar sein sollte, so sei dennoch davon auszugehen, dass sich die Einkommenssituation für die ältere Bevölkerung insgesamt verschlechtert.

“Wohnkarriere” künftig kaum haltbar

Die klassische “Wohnkarriere” beschreibt den Übergang der Wohnsituation: Angefangen beim Elternhaus, über die erste eigene Wohnung, bis hin zur optimalen Wohnform, in welcher bis ins hohe Alter verblieben werden soll. Letztere wird vom beruflichem Aufstieg beeinflusst.

Dieser Übergang wird für künftige, vor allem weibliche, Pensionisten nicht mehr haltbar sein. Grund dafür sind sinkende Pensionen, steigende Mieten und teure Umbaukosten. Viele Senioren werden sich aus ökonomischen Gründen kaum noch ihre Wohnung leisten können. Eine Umzugswelle älterer Menschen ist vorprogrammiert.

Steigende Pflegekosten

Verschärfend kommt hinzu, dass selbst bei stabiler Pflegequote durch die starke Zunahme der Älteren die Zahl der Pflegebedürftigen und deswegen die Pflegekosten deutlich ansteigen werden.

Ein Lösungsansatz sei, die stationäre Pflege im Heim durch ambulante Betreuung oder Pflege in den eigenen vier Wänden zu ersetzen. Dies erfordere aber ein weit größeres Angebot an barrierefreien Wohnungen. Ebenso kann das favorisierte Verbleiben in der eigenen Wohnung beim Erreichen der Pflegebedürftigkeit erheblich einfacher und länger realisiert werden.

Politik muss heute schon handeln

“Insgesamt kann ein proaktives heutiges Handeln der Politik mit entsprechenden Förderprogrammen und innovativen Pilotprojekten langfristig helfen, um die ‚graue Wohnungsnot‘ in den Griff zu bekommen”, sagt Eichinger.

Der Marktbericht wurde beim heutigen Silver Living Forum an der Universität Wien präsentiert. Die Daten wurden im Auftrag von Silver Living im Rahmen einer Sekundäranalyse von Wolfgang Amann, Geschäftsführer des Instituts für Immobilien Bauen und Wohnen GmbH, erhoben und gemeinsam mit Silver Living analysiert.

(Red.)

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