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Österreich-Premiere: So lief Andreas Gabaliers erster "MTV Unplugged"-Abend

Andreas Gabalier spielte für "MTV Unplugged".
Andreas Gabalier spielte für "MTV Unplugged". ©APA/Erwin Scheriau
Am Dienstag spielte mit Andreas Gabalier erstmals ein Österreicher für die Konzertreihe "MTV Unplugged". Vor 300 geladenen Fans zeigte der Steirer, dass er seine Musik auch "ein bisserl breiter streuen" kann.
Gabalier bei "MTV Unplugged"

Eine Premiere in der mehr als 25-jährigen Geschichte der Konzertreihe “MTV Unplugged”: Mit Andreas Gabalier wurde erstmals ein österreichischer Musiker ausgewählt, seine Songs in klanglich reduzierter Form für das Format darzubieten. Wobei es reduziert nur zum Teil trifft, wie der erste Aufzeichnungsabend am Dienstag untermauerte: Im Wiener Odeon Theater wurde orchestrales Pathos großgeschrieben.

Rund 300 Fans und Gäste waren geladen, sich im großen Saal der ehemaligen Börse für landwirtschaftliche Produkte einzufinden und dem Auftritt ohne elektrische Verstärkung beizuwohnen. Da die Ausstrahlung des Konzerts sowie Veröffentlichung des so entstehenden Albums erst für 25. November angesetzt sind, wurde Geheimhaltung großgeschrieben – jedenfalls, was den optischen Part betraf. Beim Eingang mussten Taschen, Jacken und allen voran Handys abgegeben werden, war Fotografieren oder Filmen während des Auftritts doch verboten.

MTV Unplugged: Andreas Gabaliers “emotionaler, stiller Abend”

Danach lautete die Frage: Orange oder rot? Mit einem entsprechend eingefärbten Zettel ausgerüstet, ging es die Stufen hoch zur Konzertlocation und durfte man sich entweder vor Gabalier und seiner 13-köpfigen Band oder hinter dem Orchester platzieren. Dieses wurde von Christian Kolonovits dirigiert, der im Laufe des Abends sichtlich Spaß an der Aufgabe hatte, Gabaliers Lieder mit Streicher-Schmalz oder Bläser-Power aufzuwerten. Dass man auch eine Prise Österreich-Klischee fernsehtauglich verbreiten will, zeigte der als Einstieg gesetzte Donauwalzer. Funktioniert beim Neujahrskonzert ja schließlich auch.

Ansonsten konnten der 31-jährige Gabalier und sein Team die Gelegenheit aber nutzen und eine andere, etwas ruhigere Seite an den Tag legen. Statt bei seinen Open-Air-Konzerten notwendigem Breitwand-Sound mit stoisch-stampfenden Gestus, sollte es ein “emotionaler, stiller Abend” werden, wie er eingangs versprach. Über die Wertigkeit der Unplugged-Reihe, für die bereits Größen wie Nirvana, Eric Clapton oder die Fantastischen Vier ihre Instrumente ausgestöpselt haben, zeigte er sich im Klaren. Nichts weniger als “der Ritterschlag schlechthin” sei die Einladung gewesen, seit Jahresbeginn habe man geprobt.

Und so wurde zunächst bei “Home Sweet Home” Südstaatenflair versprüht, die melancholisch-romantische Klaviatur nicht nur bei “So liab hob i di” bemüht und der Bierzelt-Feger “Hulapalu” quasi im Akustik-Blues-Gewand intoniert. Wobei letztgenannter Song auch den Auftakt für die diversen Gastspiele bot, wurde Gabalier dabei doch vom deutschen Hip-Hop-Duo 257ers unterstützt. Später sollte Singer-Songwriter Gregor Meyle, der mit dem gebürtigen Steirer bereits beim TV-Format “Sing meinen Song” gemeinsame Sache gemacht hat, hinzustoßen. Zusammen erwies man dem heuer verstorbenen Roger Cicero die Ehre und gab dessen “In diesem Moment”.

Duett mit Anna Netrebko wird später aufgezeichnet

Dass Gabalier die Strahlkraft der Marke “MTV Unplugged” auch nutzen will, “um meine Musik noch ein bisserl breiter zu streuen”, erfuhr man spätestens bei “Sie”, das zusammen mit Sänger Max Giesinger als radiotaugliche Popballade gedeutet wurde. Ohnehin wurde der volkstümliche Charakter, der Gabalier-Konzerten schon alleine aufgrund der Lederhosen- und Dirndl-Dichte im Publikum anhaftet, in diesen rund drei Stunden deutlich zurückgeschraubt. Stattdessen wähnte man sich manchmal eher in einem Musical – und nicht nur deshalb, weil “Edelweiß” aus “The Sound Of Music” intoniert wurde.

Sich kurzfristig mit fremden Federn schmücken, gehört zu einem Unplugged-Auftritt schließlich dazu. Dass auch er diese “Spielregeln” studiert hat, bewies Gabalier etwa mit “You Can’t Always Get What You Want” von den Rolling Stones. Es folgte direkt auf den vielleicht emotionalsten Augenblick der Aufzeichnung, als der Sänger das Stück “Vergiss die Heimat nie” seiner im Sommer verstorbenen Großmutter widmete. Ein anderes, sehr persönliches Lied, das als Zugabe erklang, soll wiederum in anderer Form für das finale “MTV Unplugged” eingespielt werden: “Amoi seg’ ma uns wieder” wird Gabalier gemeinsam mit Opernstar Anna Netrebko für die Show aus Termingründen nachaufzeichnen.

Zuvor heißt es aber, den zweiten Unplugged-Abend am Mittwoch gut über die Bühne bringen. Die eine oder andere Kleinigkeit gelte es schließlich noch besser zu machen, wie der Musiker gestern noch verschmitzt meinte. Naturgemäß sitzt bei einer derartigen Aufzeichnung nicht jede Wendung und jedes Zusammenspiel mit dem Orchester beim ersten Mal, dementsprechend gab es für die Fans auch ein paar Wiederholungen. Geht man nach dem Applaus, dürfte es allerdings nur die wenigsten gestört haben.

(APA, Red.)

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