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NR-Wahl: Österreich verpasst Koalition Dämpfer, NEOS und FPÖ als Wahlsieger

SP-VP-Mehrheit - NEOS im Parlament, BZÖ scheitert.
SP-VP-Mehrheit - NEOS im Parlament, BZÖ scheitert. ©APA
Die Österreicher haben der "großen Koalition" neuerlich einen Dämpfer verpasst, ihr bei der heutigen Nationalratswahl aber zumindest eine absolute Mehrheit überlassen.
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Ob es zu einer Neuauflage von Rot-Schwarz kommt, ist freilich offen. Denn mehrere Spitzenrepräsentanten der ÖVP, die den Kampf um Platz eins wieder einmal gegen die SPÖ verlor, dachten laut über ein Ende der Zusammenarbeit nach.

Mandatsmehrheit für SPÖ und ÖVP, aber massive Verluste.
Mandatsmehrheit für SPÖ und ÖVP, aber massive Verluste. ©Mandatsmehrheit für SPÖ und ÖVP, aber massive Verluste. Quelle: APA

Möglich wäre eine Dreier-Koalition mit den wiedererstarkten Freiheitlichen und einer der beiden Neueinsteiger-Parteien, dem Team Stronach oder den NEOS, die zur Überraschung des Wahlabends wurden.

BZÖ fliegt aus dem Hohen Haus

Keine Option mehr ist das BZÖ. Denn das orange Bündnis verpasste relativ knapp die Vier-Prozent-Hürde und sieht das Parlament künftig nur noch von außen. Enttäuschend war auch die Performance der Grünen, die zwar zulegten, ihr Ziel 15 Prozent aber weit verfehlten.

SPÖ weiter an Spitze der Wählergunst

SPÖ und ÖVP haben bei der Nationalratswahl vom Sonntag trotz neuerlicher Verluste sowohl die Stimmen- wie auch die Mandatsmehrheit verteidigt. Laut vorläufigem amtlichen Endergebnis (ohne Briefwahlstimmen und wahlkreisfremden Wahlkarten) kam die SPÖ mit 27,1 Prozent auf Platz eins vor der ÖVP, die 23,8 Prozent erreichte. Dahinter folgten FPÖ und Grüne, die beide Zuwächse verbuchten. NEOS wie auch das Team Stronach schafften den Parlaments-Einzug, das BZÖ hingegen ist gescheitert.

Wahlergebnisse im Überblick

Alle Zahlen zur Nationalratswahl 2013 gibt es im VOL.AT-Datencenter:[nrwahllink mobile=”http://nrwahl2013.vol.at” desktop=”http://www.vol.at/features/nationalratswahl-2013″ text=”Zum Datencenter”]

Hochrechnung – vorläufiges Endergebnis:

Die SPÖ fuhr ein Minus von 2,2 Prozentpunkten gegenüber der letzten Wahl ein (Ergebnis 2008: 29,26 Prozent). Das bedeutet nach 2008 – wie auch für die ÖVP – erneut einen historischen Tiefststand.

Die ÖVP verlor 2,2 Prozentpunkte gegenüber 2008, als die Volkspartei noch 25,98 Prozent erreichte. Gemeinsam kommen Rot und Schwarz auf mehr als 50 Prozent der Stimmen.

Klare Zuwächse verbuchte die FPÖ. 21,4 Prozent der Stimmen sowie ein Plus von 3,9 Prozent bedeuteten Platz drei.

Die Grünen verzeichneten zwar nur geringfügige Zugewinne von einem Prozentpunkt (2008: 10,43), dennoch konnte die Partei mit einem Ergebnis von 11,5 Prozent ihr bisher bestes Resultat bei Nationalratswahlen einfahren.

Das Team Stronach zieht mit 5,8 Prozent in den Nationalrat ein. Auch die vor einem Jahr gegründete Liste NEOS schaffte mit 4,8 Prozent klar den Sprung über die Vier-Prozent-Hürde.

Gescheitert ist hingegen das BZÖ. Ein Ergebnis von 3,6 Prozent bedeutet ein Minus von 7,1 Prozentpunkten und das Aus im Nationalrat (Ergebnis 2008: 10,7).

Wahlbeteiligung gesunken

Die Wahlbeteiligung lag laut den Zahlen des Innenministeriums bei 65,91 Prozent, allerdings ohne Wahlkarten und Briefwählern. 2008 waren inklusive dieser Stimmen 78,81 Prozent der Wahlberechtigten zu den Urnen geschritten.

Im vorläufigen Endergebnis noch nicht enthalten sind die wahlkreisfremden Wahlkarten sowie die Briefwahlstimmen. Erstere werden am Donnerstag ausgezählt, die Briefwahlstimmen bereits am Montag nach der Wahl. Beide können das Ergebnis noch geringfügig beeinflussen.

Vorläufige Verteilung der Mandate

Laut dem vorläufigen amtlichen Endergebnis der Nationalratswahl vom Sonntag haben SPÖ und ÖVP künftig gemeinsam eine Mandatsmehrheit von 99 Abgeordneten im 183 Sitze starken Parlament. Die SPÖ hält demnach künftig bei 53 Mandaten (ein Minus von vier Sitzen gegenüber 2008), die ÖVP bei 46. Die Volkspartei entsendet damit fünf Abgeordnete weniger als bisher.

Die FPÖ kommt laut vorläufigem Endergebnis auf 42 Sitze – gegenüber 2008 ein Plus von acht Sitzen. In der Steiermark wurden die Blauen stärkste Partei.

Auch der Grüne Parlamentsklub wird größer – künftig wird dieser 22 Sitze stark sein (bisher 20).

Das Team Stronach entsendet laut vorläufigem Endergebnis elf Mandatare ins Hohe Haus. Und die Liste NEOS wird neun Abgeordnete zählen.

Im vorläufigen Endergebnis noch nicht enthalten sind die wahlkreisfremden Wahlkarten sowie die Briefwahlstimmen. Erstere werden am Montag ausgezählt, die Briefwahlstimmen am Donnerstag nach der Wahl. Beide können das Ergebnis noch geringfügig beeinflussen. Bei den Mandaten werden laut Briefwahlprognosen von SORA/ORF und ARGE Wahlen auch noch Mandate zwischen den Parteien wandern.

Team Stronach: Viel Geld, wenige Stimmen

Eher enttäuschend verlief der Wahlabend für das Team Stronach, für das das vorläufige Endergebnis 5,8 Prozent ausweist. Damit lag man nur relativ knapp vor den NEOS, die 4,8 Prozent erzielt haben dürften.

Das Team Stronach entsendet laut Hochrechnungen elf Mandatare ins Hohe Haus.
Das Team Stronach entsendet laut Hochrechnungen elf Mandatare ins Hohe Haus. ©Das Team Stronach entsendet laut Hochrechnungen elf Mandatare ins Hohe Haus. Quelle: APA

Dem BZÖ fehlten 0,4 Prozentpunkte zur Vier-Prozent-Grenze.

SPÖ will Neuauflage der Koalition

Die SPÖ war am Wahlabend bemüht, der ÖVP eine Neuauflage der Koalition schmackhaft zu machen. Er werde eine “stabile Regierung ohne die FPÖ” bilden, rief Kanzler Werner Faymann den sozialdemokratischen Sympathisanten zu.

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danke450 ©Für die SPÖ brachte der Wahlabend einen neuen historischen Tiefststand. Quelle: APA

Davor hatte unter anderem der steirische Landeshauptmann Franz Voves an das Verantwortungsbewusstsein der ÖVP appelliert. Die Steiermark bildete an diesem Wahltag eine Sonderstellung, kam doch die FPÖ dort auf Platz eins und schnitt das Team Stronach besser ab als sonst irgendwo – eine Ohrfeige für die viel beschworene Reformpartnerschaft von SPÖ und ÖVP.

ÖVP: “So kann es nicht weitergehen…”

Dass es im Bund so nicht weitergehen kann, befanden gleich mehrere Landeschefs der ÖVP. Am Deutlichsten äußerte sich der Salzburger Landeshauptmann Wilfried Haslauer: “Die Leute haben gesehen, dass sich die Große Koalition in der Art und Weise überholt hat.”

Wallner: “Große Koalition abgewählt”

Ganz ähnlich meinte Vorarlbergs Landeshauptmann Markus Wallner: In vielen Teilen Österreichs hätten die Wähler “eindeutig gegen eine Große Koalition gestimmt”.

Quelle: APA
Quelle: APA ©Quelle: APA

Einzig der niederösterreichische Landeshauptmann Erwin Pröll (ÖVP) sprach sich deutlich für Rot-Schwarz aus, allerdings in einer “neuen Form”.

Strache macht der SPÖ Avancen

In alle Richtungen offen zeigte sich FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache, der auch bei der SPÖ vorstellig wurde. Er forderte die Kanzlerpartei auf, “die Ausgrenzung zu beenden” und “ernsthafte Gespräche mit uns und anderen Parteien” zu führen.

Strache freut sich über
Strache freut sich über "großen Schritt vorwärts". Quelle: APA ©Freude bei Strache über “großen Schritt vorwärts”. Quelle: APA

Grüne auf Oppositionskurs eingeschworen

Grünen Bundessprecherin Eva Glawischnig, die eingestand, sich ein besseres Ergebnis erhofft zu haben, schwor ihre Partei dagegen schon auf Oppositionskurs ein.

"Wir hätten uns mehr erhofft", so Glawischnig am Sonntagabend. Quelle: APA ©“Wir hätten uns mehr erhofft”, so Glawischnig am Sonntagabend. Quelle: APA

Stronach: “Es ist, wie es ist”

“Etwas anders” hätte sich auch Team Stronach-Gründer Frank Stronach den Wahlabend erwartet, aber: “Es ist, wie es ist.” Ob das Team für Koalitionen zur Verfügung steht, ließ er offen. Ebenso nicht ausgeschlossen wurde von Stronach, dass es personelle Änderungen gibt. Ungeachtet dessen will er sein Mandat annehmen.

Kein Mandat anzunehmen hat das BZÖ. “Es hat leider nicht gereicht”, bedauerte Bündnisobmann Josef Bucher. Am Mittwoch werde er eine Sitzung einberufen, um zu entscheiden, wie es mit ihm und dem BZÖ weitergehe.

Pinke Überraschung: NEOS gelingt Sensation

In die andere Richtung geht es bei den NEOS, die neue liberale Partei hat es tatsächlich ins Parlament geschafft und vor allem in Vorarlberg mit gut 13 Prozent und in Wien ausgezeichnete Werte erzielt.

NEOS Überraschung des Wahlabends. Quelle: APA
NEOS Überraschung des Wahlabends. Quelle: APA ©NEOS als Überraschung des Wahlabends. Quelle: APA

Parteichef Matthias Strolz versprach nach dem “erfolgreichsten politischen Start-up Österreichs” einen neuen Stil und ein “lebendiges Parlament”, in dem sich die Partei konstruktiv beteiligen wolle. (APA/ red)

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