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Notversorgungszentrum steht bereit: Betreuung von 200 Patienten gesichert

Das Notversorgungszentrum soll bald öffnen.
Das Notversorgungszentrum soll bald öffnen. ©Symbolbilder: VOL.AT/Mayer, VOL.AT/Steurer
Innerhalb von zwei Wochen wurde das Notversorgungszentrum wieder aufgebaut. Aktuell ist die Inbetriebnahme nicht erforderlich.
335 Neuinfektionen am Mittwoch
"Notspital" ist betriebsbereit
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Als Anfang November das Notversorgungszentrum reaktiviert wurde, stellte sich das Infektionsgeschehen im Land dramatisch dar. Die Neuinfektionen schnellten nach oben, die Spitäler kamen an ihre Grenzen. In den vergangenen Tagen ebbte die zweite Welle etwas ab. Auch in den Krankenhäusern wird eine leichte Entspannung verzeichnet, was die Neuaufnahme von Covid-Patienten angeht. "Die große Belastung bei Mitarbeitenden und allgemein im Gesundheitssystem ist dennoch sehr spürbar", verdeutlicht Direktor Gerald Fleisch. Mussten noch vor einer Woche 223 Covid-Patienten stationär betreut werden, 44 davon intensiv, sind es aktuell 170, 35 davon auf der Intensivstation. Auch die Zahl der abgesonderten Spitalsmitarbeiter geht langsam zurück.

Wäre es nicht gelungen, die zweite Welle zu brechen, wäre mittlerweile die kritische Zahl an Covid-Patienten im Spital erreicht. Bei rund 350 Hospitalisierungen hätten Krankenhäuser nicht mehr den nötigen personellen und strukturellen Spielraum, um schwer erkrankte Patienten versorgen zu können. Spätestens zu diesem Zeitpunkt hätte man das Notversorgungszentrum in Betrieb nehmen müssen. Seit vergangenem Montag stehen daher in Dornbirn 200 zusätzliche Betten für Erkrankte mit leichtem Verlauf und moderatem Sauerstoffbedarf zur Verfügung.

Überlaufventil für Normalstationen

Das Notversorgungszentrum dient als eine Art Überlaufventil für Normalstationen, entlastet jedoch nicht die Intensivstationen. Erkrankte mit denselben Symptomen sollen zusammengebracht werden, um mit möglichst geringen Personalressourcen möglichst viele Patienten betreuen zu können, wie Primar Dr. Michael Rohde erklärt. Als Teil der kollegialen Führung obliegt dem Chefarzt mit Pflegedirektor Bernd Schelling und Verwaltungsdirektor Andreas Lauterer die Leitung der Einrichtung. Konkret ist er für die ärztlichen und medizinischen Belangen zuständig, operativ zeichnet der Allgemeinmediziner Dr. Robert Spiegel für die medizinische Leitung verantwortlich.

Die beiden Ärzte verfassten federführend ein Handbuch, als die Pandemie im Frühjahr aufkam. Diese diente als Grundlage für das Notversorgungszentrum. Alle relevanten Punkte von medizinischen Kriterien bis hin zur Organisation sind darin festgeschrieben. Die personelle Bespielung für die Einrichtung auf die Beine zu stellen, sei die größte Herausforderung, wenn eine Inbetriebnahme nötig werde, so Spiegel. Eine große Welle werde nämlich auch das Krankenhauspersonal minimieren, deshalb greife man auf einen Pool aus niedergelassenen Ärzten zurück. Insgesamt stehen derzeit 25 Allgemeinmediziner und Internisten bereit. Tagsüber ist ein niedergelassener Mediziner als Arzt vorgesehen, die Spitäler stellen einen Arzt zur Unterstützung im Tag-, sowie im Nachtdienst.

Krankenpflegeschüler als Hilfe

Im Bereich der Pflege wurde ebenfalls eine Lösung gefunden. Diplomiertes Pflegepersonal aus den Krankenhäusern übernimmt den gehobenen Dienst, zusätzlich gibt es eine Struktur aus Helfern bestehend aus Auszubildenden der Krankenpflegeschule. Auf 50 Patienten kommt je eine Pflegekraft aus dem gehobenen Dienst, die insgesamt vier Helfer koordiniert. Ein umfassendes Sicherheitskonzept garantiert einen reibungslosen Ablauf. Außerdem sind Abteilungshelferinnen für die Versorgung mit Essen und Getränken eingeplant, ähnlich dem "Stockdienst" in Spitälern, ebenso Reinigungskräfte.

Schelling hatte in den vergangenen Wochen viel zu tun: Er war nicht nur für die Dienstplanung für das Pflegepersonal, sondern auch für die Inbetriebnahme verantwortlich. Dazu gehörten vielfältige Aufgaben von Behördenabnahme bis hin zur Technik. Beispielsweise wurde ein Notfallraum installiert, in dem die Patienten, deren Zustand sich rapide verschlechtert, intubiert und bis zur Überführung ins Krankenhaus adäquat versorgt werden können. Für den Fall der Fälle gibt es auch ein Ausfallkonzept für Sauerstoffversorgung und Co., dass die Versorgung der Patienten sicherstellt.

"Alles Menschenmöglich" getan

Andreas Lauterer beschäftigt sich vor allem mit Organisatorischem. Der Verwaltungsdirektor der LKH übernahm den Austausch zwischen den vielen Beteiligten und war in der Beschaffung gefordert. Gerade eine funktionierende Logistik sie bei diesem Projekt eine Herausforderung. Es gebe viele Details außerhalb des Radars, die man berücksichtigen müsse - von der Organisation der Medikamente bis hin zur Wäscherei und zur Entsorgung infektiöser Abfälle. Es sei "alles Menschenmögliche" getan worden, um die Standards in Bezug auf Patienten- und Arbeitssicherheit auch in dieser Ausnahmesituation sicherzustellen.

Jeden Vergleich mit einem Krankenhaus hält Chefarzt Rohde dennoch für unzulässig, sowohl die Ausstattung, als auch die diagnostischen Möglichkeiten betreffend. Die Patienten würden zwar gut überwacht und versorgt, eines müsste man sich jedoch bewusst sein: "Wenn das Notversorgungszentrum in Betrieb geht, befinden wir uns in einer klassischen Katastrophensituation, in der auch schon die Triage angewendet werden muss." Technisch betriebsbereit steht das Zentrum bis auf Weiteres zur Verfügung, um für eine dritte Welle gerüstet zu sein. Mit einem Vorlauf von drei bis vier Tagen ließe sich der Betrieb hochfahren. Doch geben die angekündigten Massentestungen und die Aussicht auf einen baldigen Impfschutz Anlass zur Hoffnung, dass es auch diesmal nicht soweit kommen wird.

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(Red.)

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