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Nobelgalerist Ropac: "Minus 30 Prozent auf dem Kunstmarkt"

"Ja, die weltweite Wirtschaftskrise wird am Kunstmarkt nicht vorbei gehen. Ich rechne mit einem Rückgang von bis zu 30 Prozent und zwar nicht nur kurzfristig." Das sagte Thaddäus Ropac, europaweit einer der erfolgreichsten Galeristen und Kunsthändler aus Salzburg, im APA-Gespräch.

Sorgen um die Zukunft des Kunsthandels macht sich Ropac dennoch keine: “In den vergangenen Jahren waren viele unserer Verkaufsausstellungen ausverkauft, bevor sie eröffnet waren. Das Verkaufen der Kunst war ja fast schon zu einfach. Es ist gar nicht so schlecht, wenn wir uns wieder etwas mehr anstrengen müssen.”

In den vergangenen Jahren seien die Umsätze jährlich um 30 Prozent gestiegen: “Da brauchen wir keinen Schrecken zu kriegen, wenn es ein paar Jahre lang wieder bergab geht. Mit zwei, drei Jahren rechne ich allerdings schon”, so Ropac, der weltweit so gut wie jede Woche an einer Ausstellung in Galerien oder Museen beteiligt ist. “An der Kunstmarktkrise des Jahres 1991 konnten wir uns noch ein bisschen vorbei schwindeln. Aber die aktuelle Krise ist global und trifft mehr oder weniger alle Brachen”, erläutere Ropac, der in den vergangenen Jahren vor allem sein Geschäft mit chinesischen, russischen, koreanischen und indischen Sammlern deutlich erweitert hat.

Die aktuelle Ausstellung von Andreas Slominski ist also – ausnahmsweise – vor der Vernissage nicht ausverkauft. Slominskis Konzeptkunst wie großformatige, grob getischlerte Mausefallen und Garagentore mit selbst gemachten und im Baumarkt gekauften Schildern werde, so erwartet sich Ropac bei der am Samstag eröffneten Ausstellung, nur rund zur Hälfte einen Käufer finden. “Gott sei Dank, unsere Kunden kommen nach wie vor von überall her nach Salzburg, und schließlich ist Slominski ja auch nicht teuer (zwischen 20.000 und 80.000 Euro, Anm.)”, so Ropac .

Der Galerist wird sein Jahresprogramm 2009 wie geplant durchziehen, inklusive der extrem aufwendigen Marc Quinn-Ausstellung, für dessen großformatige, tonnenschwere Steinskulpturen sogar die Decken in der Kastvilla verstärkt und abgestützt werden müssen. “Quinn arbeitet in unserem Auftrag, das ist wirklich teuer, aber es geht sich aus. Was wir aber schon stark spüren ist das Abspringen vieler Sponsoren von Projekten mit Museen. Wir arbeiten immer mehr mit Museen zusammen und in diesem Sektor wird sich die Wirtschaftskrise stärker auswirken”, sagte der Galerist.

Den Erfolg des Kunsthändlers für die Salzburger Festspiele nützen – dieser Gedanke mag Pate gestanden haben bei der Berufung von Ropac in die Findungskommission für den künftigen Intendanten. Ropac wird ja – zusammen mit Georg Springer, Brigitte Fassbaender, Clemens Hellsberg, und Eva Wagner-Pasquier – bis Ende April drei mögliche Nachfolger für den Salzburg-satten Jürgen Flimm namhaft machen. Flimm will ja ab 2010 Intendant der Staatsoper Berlin werden, obwohl sein Vertrag in Salzburg bis 2012 läuft. “Ich gestehe, dass ich mich auch gewundert habe, warum man mich für kompetent hält, einen Intendanten für die Festspiele zu suchen. Ich glaube, man hat bewusst den Blick von außen gesucht und zugleich jemanden, der Salzburg gut kennt”, so Ropac, der auch als Jury-Mitglied im Festspiel-Wettbewerb “Young Directors Project” den visuell orientierten Aspekt der bildenden Kunst einbringt, aber kein Theaterfachmann ist.

Ropac nimmt die Herausforderung “Intendantensuche” allerdings ernst und fühlt sich vor allem für die Suche im nicht-deutschsprachigen Europa zuständig. “Ich habe meine Reiserouten modifiziert und schaue mir sehr viele Produktionen an, nicht nur in London und Paris. Ich glaube, dass das deutsche Regietheater wichtig war für die Erneuerung der Oper und ich persönlich werde mich gegen einen Rückschritt zum Konservativen bei den Festspielen stark machen”, erläuterte Ropac.

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