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Niger: Hungerkatastrophe - erste Hilfslieferung

Schreckensbilder von ausgemergelten Babys und auf die Knochen abgemagerten Eltern gehen in diesen Tagen wieder weltweit über die Fernsehschirme. Diesmal ist das westafrikanische Land Niger betroffen.

Ausgelöst wurde die Katastrophe von einer langen Dürreperiode und der schlimmsten Heuschreckenplage der vergangenen eineinhalb Jahrzehnte. Die internationalen Hilfsorganisationen schlagen nun Alarm. Akut vom Hunger bedroht seien mehr als 2,5 Millionen der rund 12 Millionen Einwohner Nigers, darunter sind 800.000 Kinder, die unter Mangel- und Unterernährung leiden. Von ihnen seien 150.000 Kinder unmittelbar vom Tod bedroht.

„Wir essen schon die Blätter von Pflanzen, die wir normalerweise an unser Vieh verfüttern“, sagte Habibu Yacubu (43) dem arabischen TV-Sender Al Jazeera. „Aber jetzt werden selbst diese rar, und außerdem machen sie die Kinder krank, die bekommen Durchfall. Wir sind die ganze Zeit hungrig, jeden Tag.“

„Schon seit sechs Jahren hat es in Niger keine ausreichende Ernte mehr gegeben“, berichtete am Donnerstag in Köln die Sprecherin des Kinderhilfswerks UNICEF Deutschland, Helga Kuhn. Die Lage habe sich jetzt verschärft, weil die gesamte Ernte im vergangenen Herbst vernichtet wurde. Die meisten Familien konnten nach Angaben von UNICEF Vorräte für nur wenige Monate retten. Die Zahl der Kinder mit schweren Mangelerscheinungen habe sich deutlich erhöht. UNICEF Deutschland stellte 200.000 Euro Nothilfe zur Verfügung und rief die Bundesbürger zu Spenden auf.

Auch das Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen (WFP) mahnt dringend massive Hilfe für Menschen in Niger an, das eines der ärmsten Länder der Welt ist. „Die Kinder sterben, und die Erwachsenen hungern“, berichtete der zuständige WFP-Direktor Gian Carlo Cirri. „Wir haben dies schon früher gesagt, und wir sagen es wieder: Niger braucht heute Hilfe, nicht morgen.“

Die Vereinten Nationen hatten die internationale Gemeinschaft zuletzt im Frühjahr um Spenden für Niger in Höhe von 16 Millionen Dollar gebeten. Doch nur eine Million ging ein. Inzwischen würden 30 Millionen Dollar (24,6 Mio. Euro) benötigt, um die Not zu lindern. „Die Europäer essen jedes Jahr Eiscreme für umgerechnet zehn Milliarden Dollar, und die Amerikaner geben 35 Milliarden für ihre Haustiere aus, meinte UN-Hilfskoordinator Jan Egeland bitter. Er beschrieb die Lage in Niger als „die am meisten vernachlässigte Notsituation der Welt“.

Erste Hilfslieferung im Niger eingetroffen

Ein Schiff mit 16 Tonnen Hilfsgütern aus Frankreich ist im Niger eingetroffen. Wie das Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen (WFP) am Donnerstag weiter mitteilte, sollen in den kommenden Tagen weitere Hilfslieferungen für das zentralafrikanische Land folgen. Im Niger sind 2,5 Millionen Menschen von Hunger bedroht.

Dürre und Heuschreckenplagen hatten die Situation zuletzt noch verschärft. Angesichts der seit Monaten wachsende Hungersnot hatte die deutsche Bundesregierung am Donnerstag angekündigt, Deutschland werde zusätzlich eine Million Euro bereitstellen. Mehrere Hilfsorganisationen riefen zu Spenden auf.

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