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Niederstetter über Raos: "Trinker"

Die Auseinandersetzung zwischen dem Hohenemser Bürgermeister Christian Niederstetter (64) und seinem Vize Kurt Raos (47) wird immer untergriffiger.

Es ist Donnerstag kurz nach 23 Uhr: Bürgermeister Christian Niederstetter eilt zum Pult, rückt das Mikrofon zurecht. Sein Vize Kurt Raos kauert wie ein Häuflein Elend auf seinem Stuhl, die Hände vor dem Mund wie zum Gebet gefaltet. Als ob er ahnt, was nun kommen wird. Es beginnt zunächst harmlos: Nieder stetter übergibt seinem Vize sein offi – zielles Rücktritts-Schreiben. Ein reiner Formal-Akt.

Doch dann dreht Niederstetter auf. Er habe das Vertrauen in Raos verloren. Nicht zuletzt wegen seiner Aussagen über den „Atlantischen Abend“ in der NEUE (siehe Kommentar links). Raos habe damit seinen Schwur, für das Wohl der Stadt zu arbeiten, gebrochen.

Der Konflikt eskaliert aber erst in der nicht-öffentlichen Sitzung. Raos schmeißt Niederstetter dessen Rücktritts-Schreiben zurück und sagt zu ihm: „Du bist doch das größte Arschloch!“ Er verlässt vorzeitig die Sitzung.

Ein eingeschriebener Brief ist inzwischen bei Raos eingelangt. Darin teilt ihm der Bürgermeister mit, dass er ihn von allen seinen Polit-Funktionen (Stadtrat für Gesundheit und Soziales) enthebt. Damit bleibt Raos bis zu den Gemeindewahlen 2005 nur noch der Ehren-Titel „Vizebürgermeister“.

Raos war laut eigenen Angaben selbst „völlig überrascht“ von der Brand-Rede Niederstetters. „Es ist tragisch für die ÖVP Hohenems. Denn das ganze ist eine rein persönliche Geschichte zwischen mir und Niederstetter.“ Der Bürgermeister habe eine schwere Krankheit (Schlaganfall) gehabt und das scheine immer noch Auswirkungen zu haben.

Und wie geht es für Raos nun weiter? „Ich muss mir überlegen, ob ich zur Bürgermeister-Wahl antrete. Ich hätte mich auf die Aufgabe gefreut.“ Und in Richtung Niederstetter meint er: „Dieser muss seinen Halbtags-Job nun aufgeben und den ganzen Tag arbeiten.“ Aber für Raos ist klar: „Wegen der Querelen geht Hohenems nicht unter.“

Niederstetter selbst legte am Freitag in der partei-internen Schlammschlacht noch ein Schäuferl nach: Raos sei betrunken zur Sitzung gekommen. „Ich meine, es ist ja kein Geheimnis, es ist stadtbekannt, dass er sehr stark alkoholabhängig ist.“ Die

Reaktion von Raos: „Wenn ich ein Alkohol-Problem habe, dann hat halb Vorarlberg eines.“ Die Opposition ist sich einig. Kurt Raos wäre als Bürgermeister nicht tragbar gewesen, und er wäre auch nicht gewählt worden.

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