Man muss so knapp heranfahren, dass die Schneestangen wackeln. Wie beim Skifahren, sagt einer, der sich in Sachen Schneeräumung auskennt wie kaum ein zweiter. Seit 43 Jahren sorgt Hermann Rüf im Auftrag des Landes für schneefreie Straßen. Da ist Augenmaß und Verlässlichkeit gefragt. Und allerhöchste Konzentration. Früher hat man am Abend schon mal ein Bierchen trinken können, heute ist das nicht mehr möglich, schmunzelt der 62-Jährige. Rüfs Revier ist die Bregenzerwald-Bundesstraße zwischen Schnepfau und Bad Hopfreben, kurz vor Schröcken. 18 bis 20 Mal am Tag legt er diese Strecke zwischen Oktober und April zurück. Ein normaler Arbeitstag beginnt für den passionierten Schneepflugfahrer meist um vier Uhr in der Früh und endet so gegen 22 Uhr. Aber eben nur dann, wenn es nicht extrem schneit: An solchen Tagen fahren wir auch um Mitternacht nochmals durch und fangen um drei, halb vier wieder an, erzählt Rüf. Und fügt hinzu: Natürlich immer mit den gesetzlich vorgeschriebenen Pausen. Das sei aber nichts gegen früher, dort habe er meist nur zwei Stunden geschlafen. Dass der Mann im Winter so gut wie nie zu Hause ist, damit hat seine Frau mittlerweile leben gelernt: Aber früher, als die Kinder noch klein waren, da war es schon ein Problem. Da hatte ich nur wenig Zeit für die Familie.
24-Stunden-Tag
Einen wirklich ruhigen Schlaf hat der dreifache Familienvater eigentlich nie: Ich schaue in der Nacht immer ein paar Mal aus dem Fenster, was das Wetter so macht. Damit ich weiß, was zu tun ist. Erreichbar ist der 62-Jährige sowieso zu allen Tages- und Nachtzeiten. Auch am Samstag und Sonntag. Denn Wochenende ist für den Auer praktisch ein Fremdwort. Ich spanne in der Natur aus. Aber das höchstens drei oder vier Tage am Stück, denn ist die Wintersaison vorbei, rufen die Tief- und Erdbauarbeiten. Mit dem Schneepflug fahren muss man jung anfangen, im Alter hat das keinen Wert mehr, spricht er aus Erfahrung. Denn mit dem Schneeräumen ist Hermann Rüf aufgewachsen, schon sein Vater war Winter für Winter im Einsatz anfangs mit einem Ross und später mit dem Traktor: Nach Damüls und zurück waren sie immer zwei Tage lang unterwegs, erinnert sich der Lkw-Fahrer, der seinen Vater oft und gerne begleitete.
Zweiter Geburtstag
In Erinnerung geblieben ist ihm auch der Katastrophenwinter 1999. Als im Februar ein Stein nur wenige Zentimeter an seinem Kopf vorbei segelte. Ich habe einen Anruf bekommen, dass in Schnepfau eine Lawine runter ist, erzählt Rüf. Wir sind hingefahren und als wir sondiert haben, sind wir auf einen Lkw gestoßen. Die Insassen konnten unversehrt geborgen werden, doch unverhofft rollte eine zweite Lawine auf Rüf zu von der Kanisfluh über die Ach: Steine sind durch die Luft gewirbelt. Ich bin zum Glück am Straßenrand gestanden. Wäre ich im Lkw gesessen, hätte ich nicht überlebt. Seither feiert er an diesem Tag seinen zweiten Geburtstag.
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