AA

"Dann stören ja auch Kirchen"

©VMH/ Stiplovsek Dietmar
Kopfschütteln und Empörung nach EU-Urteil über deplatzierte Kreuze in Schulklassen.
Bildungsministerium zu Kruzifix-Urteil abwartend
"Braucht keine religiösen Symbole"
EU-Kommission hat "dazu nichts zu sagen"
Berlusconi: "Für Italiener inakzeptabel"

Schullandesrat Sigi Stemer sieht „die Position des Landes unverändert“ und ärgert sich über “die eigenartige Rechts­interpretation” im Urteil des Europäischen Gerichtshofs für Menschenrechte. Die Kruzifixe in österreichischen Klassenzimmern seien durch eine Zwei-Drittel-Mehrheit im Nationalrat abgesichert. Der entsprechende Vertrag zwischen Vatikan und Republik aus 1962 stehe im Verfassungsrang. Ohne Einverständnis des Heiligen Stuhles kann er nicht geändert werden. Generalvikar Benno Elbs erklärt den Inhalt des Gesetzes. Es besagt, dass in allen öffentlichen Schulen “an denen die Mehrzahl der Schüler einem christlichen Religionsbekenntnis angehört, in allen Klassenräumen vom Schulerhalter ein Kreuz anzubringen ist”.

„Christlich geprägt“

Weshalb das so bleiben soll? „Weil Europa eine christlich geprägte Kultur hat”, argumentiert Elbs, “und auch unser Bildungssystem aus der jüdisch-griechisch-christlichen Kultur heraus erwuchs.” Die Urteilsbegründung, dass ein Kruzifix im Klassenzimmer Menschenrechte verletze, weil den jungen Menschen die kritische Distanz fehle, hält Elbs für absurd. “Wenn 16-Jährige wählen dürfen, sind sie auch religionsmündig.” Vorab bleibt es also dabei, dass in jedem Klassenzimmer das Bild des Bundespräsidenten, Landes- und Bundeswappen und ein Kruzifix hängen müssen. Für den Direktor des Bregenzer Gallusgymnasiums, Meinrad Pichler, nicht weiter verwunderlich. “An unserer Schule haben wir das Thema noch nie problematisiert.” Pichler sieht das christliche Symbol neben der Tafel “als Tradition”. Und wenn nun in einer Klasse mehr als die Hälfte der Schüler anderen Glaubens wäre? Oder wenn der Gesetzgeber es freistellte, ob Kreuze anzubringen sind oder nicht? Dann würde Pichler die Entscheidung „der Schulgemeinschaft überlassen“.

“Gott aller Menschen”

Benno Elbs bittet in seiner Kritik eindringlich, „den Gedanken, der dem Urteil zugrunde liegt, zu Ende zu denken: Das mündet doch in der Frage, ob der öffentliche Raum nicht völlig frei sein muss von religiösen Symbolen.“ Dann müssten letztendlich auch Kirchen geschleift werden. Für Elbs bleibt das Kreuz “Ausdruck dafür, dass Gott der Gott aller Menschen ist. Seine Botschaft wendet sich an alle Menschen in Freiheit. Das Kreuz besagt, dass Gott das Leben und Leiden der Menschen ernst nimmt und die Hoffnung auf Auferstehung lebt.”

home button iconCreated with Sketch. zurück zur Startseite
  • VOL.AT
  • Vorarlberg
  • "Dann stören ja auch Kirchen"