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Neues Leben für Peter und Paula

"round 72" des Architekten Angelo Roventa wurde kürzlich neben dem Bregenzer Hafen aufgestellt. Die 72 Stämme stehen für 72 Künstlerinnen und Künstler und den digitalen Speicher ihrer Kunstwerke.
"round 72" des Architekten Angelo Roventa wurde kürzlich neben dem Bregenzer Hafen aufgestellt. Die 72 Stämme stehen für 72 Künstlerinnen und Künstler und den digitalen Speicher ihrer Kunstwerke. ©Edith Rhomberg
 Doch schon bald soll eine Kalkgrube für 72 Jahre zur Ruhestätte werden.
Angelo Roventa und round 72

 

Dornbirn/Bregenz. Es gibt ein Leben danach. Zumindest gilt das für Peter + Paula, die von Angelo Roventa erschaffene Installation als Zeichen für die Gleichstellung der Menschen und die Achtung aller Geschöpfe. Der symbolhafte Turm Paula – ein offener Raum aus zwölf mehr als 30 Meter hohen Baumstämmen – wurde im Jahr 2018 direkt neben der Andelsbucher Pfarrkirche Sankt Peter und Paul in einer viel beachteten Aktion aufgestellt. Obwohl, oder gerade weil das weibliche Pendant zum bestehenden Kirchenturm an dieser Stelle nicht dauerhaft bleiben sollte, entstand daraus etwas kraftvolles Neues. Und nicht zuletzt beflügelte die Pandemie auch die gänzlich andere Art der Kunstvermittlung.

„Round 72“ am Bregenzer Bodenseeufer

Aus den ursprünglichen zwölf Baumstämmen wurden, gekürzt auf jeweils fünf Meter, 72 Teile. Der mit seiner Familie in Dornbirn lebende Architekt und Künstler Angelo Roventa nennt das die Phase zwei, wonach eine dritte bereits geplant ist. Die markante Skulptur „round 72“ an prominenter Stelle neben dem Bregenzer Hafen, verweist außerdem auf eine digitale Galerie, ein weltweit einsehbares Depot von Kunstwerken jeglicher Art. „Jeder Baum stellt eine der Künstlerinnen und Künstler dar, die eine Arbeit beigesteuert haben“, beschreibt Roventa das Konzept. Während der Pandemie und des Lockdowns, als es nicht möglich war, analoge Ausstellungen zu besuchen, hatte Roventa die Idee zur pandemiegerechten Präsentation von Kunst im öffentlichen Raum, gekoppelt mit der digitalen Form. Die Kombination dieser beiden Welten bezeichnet er als „eine lebendige, moderne Art der internationalen Kunstvermittlung“. Der Kreis der Kunstschaffenden, die bereits in Andelsbuch mit dabei waren, wurde auf 72 regionale, nationale und internationale Teilnehmende erweitert. Zu sehen sind sie auf der Website round72.com und in der aktuellen Sonderausgabe der Vorarlberger Straßenzeitung „marie“.

Digitale Versteigerung

Der Dornbirner Benny Gleeson, der nach eigenen Angaben stolz darauf ist, mit seinem Beitrag „Kain und Abela“ ein Teil der „illustren Runde“ zu sein, bezeichnet dieses aktuelle Werk in seiner Gesamtheit als „das Meisterwerk Roventas“. Es wisse niemand genau, was in weiterer Folge passiere und völlig offen sei, was aus der Versteigerung der Kunstwerke aus dem digitalen Speicher werde, blickt Gleeson in die nahe Zukunft. Viel später, nämlich erst in 72 Jahren, sollen die Baumstämme von „round 72“ einer neuen Verwendung zugeführt werden. Die Phase drei sieht vor, sie bis dahin in einer Kalkgrube einzugraben und zu konservieren. Danach werden sie erneut das Licht der Welt erblicken. Derweil aber können sie noch bis Ende dieses Jahres in den Bregenzer Seeanlagen bestaunt und begriffen werden.

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