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Neuer Thomas Bernhard: Autobiografische Erzählung "Meine Preise"

Zum 20. Todestag von Thomas Bernhard (12. Februar 1989) bringt der Suhrkamp Verlag eine bisher unveröffentlichte Erzählung aus dem Nachlass des Dichters heraus. 140 Seiten "humorvolle Bissigkeit" aus dem Nachlass Bernhards erwarten den Leser.

“Meine Preise” heißt diese 140 Seiten starke, autobiografische Abrechnung Bernhards mit Österreich und dem Literaturbetrieb, und sie sei “gewohnt bissig und humorvoll”, so Raimund Fellinger, Herausgeber und Lektor dieses Buches. Am 12. Februar wird “Meine Preise” an den österreichischen Buchhandel ausgeliefert und soll 15,80 Euro kosten.

Suhrkamp startet mit einer Auflage von 20.000 Exemplaren. “Je nachdem, wie schnell diese Erstauflage vergriffen ist, erfahren wir, wie viel Papier wir nachbestellen müssen”, so Fellinger, der zudem als Präsident der Internationalen Thomas Bernhard Gesellschaft agiert. “Bernhard ist in 30 Sprachen übersetzt, besonders die romanischen Länder, aber auch die Finnen oder Türken fliegen auf jede Textzeile Bernhards. Mit diesem Buch ist alles möglich, Bernhard wird permanent auf allen Bühnen gespielt und gelesen fast wie Hesse.”

Geschrieben hat der Autor “Meine Preise” im Jahr 1980. Im Bewusstsein der unheilbaren Krankheit hat Bernhard diese Erzählung quasi als Reserve in der Schublade liegen gelassen, für Zeiten, in denen das Schreiben schwerer fallen sollte. “Diese Erzählung war von Bernhard explizit für die Veröffentlichung bestimmt”, so Fellinger. “Daher fühlen wir uns auch nicht an Bernhards Testament gebunden, das ja nicht nur ein Aufführungsverbot aller Stücke in Österreich, sondern auch ein Veröffentlichungsverbot von Texten aus dem Nachlass beinhaltet.”

Inhaltlich skizziert sich Bernhard in “Meine Preise” anhand seiner insgesamt 15 literarischen Auszeichnungen bis zum Jahr 1979 selbst. Auszeichnungen, die er allesamt nur wegen des Geldes angenommen habe. Formal und stilistisch schreibt er laut Fellinger auf der Höhe seiner Kunst. “Hier verwendet er relativ kurze Sätze, diese Erzählung ist also vergleichsweise leicht lesbar, extrem sarkastisch und – wie immer – abgründig witzig. Fast alle Preisverleihungen an Bernhard sind ja zur Katastrophe ausgeartet, bis hin zum Eklat rund um den Österreichischen Staatspreises für Literatur.”

2009 wird Suhrkamp einen 1.600 Seiten starken Band mit dem Briefwechsel zwischen Thomas Bernhard und dem Suhrkamp-Verlagsleiter Siegfried Unseld auf den Markt bringen. Was weitere Neuerscheinungen von Bernhard-Texten betrifft, gab sich Fellinger eher zugeknöpft. Einen Plan verriet er dann aber doch: Die erstmalige Herausgabe des mit 130 Seiten ungewöhnlich umfangreichen Gedichtbandes “Frost”, der somit denselben Namen trägt wie Bernhards 1963 veröffentlichter Roman. Diese frühe Lyrik hatte Bernhard im Jahr 1960 dem Salzburger Otto Müller Verlag angeboten, dieser lehnte eine Veröffentlichung aber ab. Erscheinungstermin für den Gedichtband “Frost” gibt es noch keinen.

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