Reinhard Stemmer ist der neue Vorsitzendes des ÖGB Vorarlberg. Langzeit-Chef Norbert Loacker hatte im September im 25. Jahr an der Spitze der Gewerkschaft aus Altersgründen seinen Rückzug angekündigt. Sein 48-jähriger Nachfolger Stemmer ist Landesvorsitzender der Verkehrs- und Dienstleistungsgewerkschaft vida und erhielt am Donnerstag 63,4 Prozent Zustimmung im Landesvorstand.
Ohne FCG-Stimmen
Die christlichen Gewerkschafter (FCG) verweigerten Stemmer demnach ihre Zustimmung. Diese wollten erst das Ergebnis einer Klage abwarten, die die FCG nach der Kampfabstimmung 2017 in der Landeskonferenz einbrachte, um prüfen zu lassen, ob die Zusammensetzung der Delegierten rechtmäßig erfolgte, begründete ÖGB-Landessekretärin Manuela Auer (FSG). Loacker hatte sich damals mit 50,8 Prozent gegen FCG-Landesvorsitzenden Klaus Bitsche und Mario Lechner als Vertreter der Grünen Gewerkschaft AUGE/UG durchgesetzt.
"Wir brauchen Mitglieder-Zuwachs"
Der neu gewählte ÖGB-Landesvorsitzende Stemmer nannte am Donnerstag zentrale Schwerpunkte seiner künftigen Arbeit. "Wir brauchen Mitgliederzuwachs", so Stemmer. Vorarlbergs ÖGB verzeichne seit acht Jahren eine kontinuierliche Mitgliederzunahme, daran wolle man weiterarbeiten. Derzeit habe der ÖGB im Land rund 26.300 Mitglieder. Zudem wolle er verstärkt den Dialog mit der Wirtschaft und der Politik suchen. Dabei stieß Stemmer aber sauer auf, dass Landeshauptmann Markus Wallner (ÖVP) zu Sozialpartnergesprächen neben Wirtschaftskammer, ÖGB bzw. AK auch die Industriellenvereinigung eingeladen habe. IV-Chef Martin Ohneberg wolle Gewerkschaften aber abschaffen. "Es ist wenig zielführend, sich mit solchen Personen an einen Tisch zu setzen", so Stemmer.
Zuallererst für die Arbeitnehmer da
Er machte klar, "dass es unser Entgegenkommen nur auf Augenhöhe und mit echter Bereitschaft zu einem einvernehmlichen Lösungsansatz gibt. Wir sind bereit über Maßnahmen zum Wohle aller zu verhandeln. Als Gewerkschafter sind wir aber zuallererst für die Arbeitnehmer in diesem Land da und alle, die versuchen, Maßnahmen zulasten der hart arbeitenden Menschen zu setzen, werden unseren Widerstand zu spüren bekommen", gab sich Stemmer kämpferisch.
Der Dialog zwischen den Sozialpartnern im Land habe stets gut funktioniert, diese Gesprächsbasis wolle er aufrechterhalten und ausbauen. Zudem wolle man sich mit Sozialorganisationen und Bildungseinrichtungen stärker vernetzen, um gemeinsame Forderungen und Ziele zu vertreten. Ziel sei ein gutes Leben für alle. Dafür muss für Stemmer "an mehreren Schrauben gedreht werden". Die ÖVP-FPÖ Koalition hinterlasse viele Baustellen. Es seien zahlreiche Gesetze beschlossen worden, die massive Nachteile für Arbeitnehmer bringen.
Steckbrief Reinhard Stemmer
Stemmer wurde am 19. April 1971 in Bludenz geboren, absolvierte eine ÖBB-Lehre zum Maschinenschlosser und eine Ausbildung zum Triebfahrzeugführer. Seit 2009 ist er Betriebsrat bei der ÖBB-Produktion in Bludenz, vida-Landesvorstand und seit 2011 vida-Landesvorsitzender.
SPÖ-Landesvorsitzender Martin Staudinger gratulierte Stemmer zur neuen Funktion. Stemmer gehe es nicht um die schnelle Schlagzeile, sondern um Lösungen. "Er ist der richtige Vorsitzende für den ÖGB in Vorarlberg", so Staudinger. Der ÖGB-Vorsitzende könne immer auf die Unterstützung der Sozialdemokratie zählen.
Arbeitnehmervertreter-Urgestein Loacker hatte die Weichen für seinen Rückzug bereits 2018 gestellt, als der den Vorsitz der Vorarlberger Produktionsgewerkschaft PRO-GE abgab und auch die Funktion des Betriebsratsobmanns beim Unternehmen Grass zurücklegte. Zum Jahresende werde er nach fast 52-jähriger Tätigkeit in der Industrie in Pension gehen, so Loacker damals. "Mit Ende der Berufstätigkeit ist klar, dass man nicht mehr ÖGB-Chef spielen kann, wenn man nicht mehr arbeitet. Dann ist man Pensionistenvertreter," so Loacker. Er war seit 1995 Vorarlbergs ÖGB-Chef.
(APA)
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