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Neuer Erzählband - Lydia Mischkulnig rät: "Macht euch keine Sorgen"

Die Autorin Lydia Mischkulnig liest heute, Freitag, aus ihrem neuen Erzählband "Macht euch keine Sorgen" im Salzburger Literaturhaus.

“Sieben Versuchungen” hat die in Wien lebende Klagenfurterin Lydia Mischkulnig bereits einmal beschrieben. Über ein Jahrzehnt später sind es nun “Neun Heimsuchungen”, die sie in einem Erzählband versammelt hat. “Macht euch keine Sorgen”, heißt das im Haymon Verlag erschienene Buch, aus dem sie heute, Freitag, Abend im Literaturhaus Salzburg liest. Doch das ist leicht gesagt: Kaum einer der neun Texte lässt sich auf die leichte Schulter nehmen. Immer passt irgendetwas nicht ins Bild, sorgt für Irritation, verweigert den glatten Lauf der Dinge.

Der abschließende “Brief an den Circus”, den “LM” (man kennt sie als Spiegelfigur der Autorin aus ihrem Roman “Umarmung”) nach einem Buchmessen-Empfang an die “sehr geehrten Damen und Herren” ihres Verlages schreibt, kann prototypisch für ihre Erzählungen gelten. “LM” steht irgendwie daneben, weiß, dass sie da nicht dazugehört, gar nicht dazugehören will, und muss sich von ihrer Agentin für ihre mangelnden Marketingqualitäten rügen lassen.

Zusehen, doch nicht dazugehören – das zieht sich leitmotivisch durch die Erzählungen. Ob in New York oder im heimatlichen Kärnten, bei der Nachbarin oder im Spital – nichts läuft in geordneten Bahnen, und wer sich in aller Ruhe zum Schlafen niederlegt, kann im nächsten Moment schon tot sein.

Ein Halskettchen erinnert in der Kombination von Nacken und Metall an eine Guillotine. Eine zufallende Tür trennt beinahe ein paar Finger ab. Eine herzzerreißende Abschiedsszene führt geradewegs in die Beziehungskrise, bloß, weil der Zug Verspätung hat und die innigen Verabschiedungen unwiederholbar bleiben müssen. Eine erfolgreiche Firma (“396 Arbeitsplätze!”) kommt selbst zu Wort. Eine Managerin eines Möbelhauses versucht, Begräbniskultur in das Unternehmensprogramm zu integrieren, und findet sich plötzlich in einem Leichensack, der nur von außen zu öffnen ist.

Die Idylle ist brüchig. Nie weiß man, was einen im nächsten Moment erwartet. In ihren “Heimsuchungen” verhindert Lydia Mischkulnig nachhaltig, dass sich der Leser heimelig fühlen kann. “Bald ist der Spuk vorbei”, schreibt sie, “dann kommt der nächste.”

Wolfgang Huber-Lang/APA

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