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Neuer Casinos-Vorstand kostete 7,5 Millionen Euro

In der Casino-Causa gibt es weitere Anzeigen.
In der Casino-Causa gibt es weitere Anzeigen. ©APA/HERBERT PFARRHOFER/HERBERT NEUBA
In der Causa Casinos gibt es laut "Standard" eine weitere anonyme Anzeige. Insgesamt geht es um 7,5 Millionen Euro, die wegen der Vorzeitigen Auflösung von Verträgen fällig wurden.

Die Anzeige richtet sich gegen den Casinos-Aufsichtsratschef Walter Rothensteiner, weil der vorzeitig erfolgte Vorstandsumbau "unnötige Belastungen in Millionenhöhe" verursacht habe, zitierte die Zeitung am Mittwoch aus der Sachverhaltsdarstellung. "Dahinter eine Untreuehandlung zu vermuten, ist absurd", sagte Rothensteiner dazu.

Dem Bericht zufolge bekommen die abgelösten Casinos-Vorstände Dietmar Hoscher und Alexander Labak in Summe rund 7,5 Mio. Euro, weil ihre Verträge noch bis Ende 2019 gelaufen wären. Labak soll neben den Monatsbezügen bis Jahresende eine Konkurrenzklausel abgegolten bekommen haben. Und dem Ex-SPÖ-Abgeordneten Hoscher steht laut "Standard" unter anderem sein bisheriges Vorstandssalär von 41.400 Euro brutto pro Monat nun als angestellter Berater in Fragen zu "European und Regulatory Affairs" zu.

Vorstand wurde türkis-blau umgefärbt

Unter ÖVP und FPÖ waren im Frühjahr Hoscher und Labak als Vorstände abgelöst worden. Der Casinos-Aufsichtsrat bestellte im März 2019 in einer außerordentlichen Sitzung einen neuen Dreiervorstand für das Unternehmen. Vorstandsvorsitzende wurde die frühere stellvertretende ÖVP-Obfrau Bettina Glatz-Kremsner, bisher Finanzvorständin des Unternehmens. Neuer Finanzvorstand wurde der Wiener FPÖ-Bezirksrat Peter Sidlo. Den beiden zur Seite gestellt wurde als Kandidat der Sazka-Gruppe der frühere Erste-Banker Martin Skopek als operativer Vorstand.

Die Causa Casinos dreht sich um die Vorstandsbestellung von Sidlo. Die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) geht dem Verdacht nach, ob es dabei Absprachen zwischen FPÖ und dem Casinos-Aktionär Novomatic gab. In der Vorwoche fanden in den Ermittlungen Hausdurchsuchungen unter anderem bei Ex-Vizekanzler Heinz-Christian Strache (FPÖ) und Ex-FPÖ-Klubchef Johann Gudenus statt. Die Vorwürfe werden bestritten.

Mölzer ortet bei FPÖ Doppelmoral

Der FPÖ-Grande Andreas Mölzer mutiert immer mehr vom Parteiideologen zum internen Parteikritiker. In einem Gastkommentar für die "Kleine Zeitung" wirft er am Mittwoch seiner Partei in Sachen Postenbesetzungen Doppelmoral und Dilettantismus vor. Die Freiheitlichen würden sich "bei ihrem Bestreben, den Proporz zur Hälfte auf Blau umzufärben, überaus ungeschickt anstellen".

"Die schwarz-roten Proporzprofis, die das mit großer Selbstverständlichkeit und ohne jedes Unrechtsbewusstsein tun, gehen da wesentlich routinierter vor. Bei den Freiheitlichen versteht man es teilweise nicht einmal, die primitivsten Compliance-Regeln einzuhalten", so Mölzer, der nach Ausbruch der Ibiza-Affäre die Regierungsfähigkeit der FPÖ hinterfragte und sich selbst fragte: "Bin ich am Ende seit Jahrzehnten in der falschen Partei?"

Mölzer erinnert in dem aktuellen Gastkommentar auch an die Zeit der ersten schwarz-blauen Regierung: "Während die schwarzen Proporz-Routiniers und ihre roten Genossen die Aufteilung des Landes und zahlreicher Spitzenpositionen auch mit der durchaus verdienstvollen Sozialpartnerschaft zu legitimieren wussten, konnten dies die neuen blauen Teilhaber an den Segnungen der republikanischen Futtertröge nicht ins Treffen führen. Und überdies glaubten viele der Haider'schen Kampfgefährten, von denen kaum einer als freiheitlicher Tiefwurzler zu bezeichnen war, dies eben zum eigenen finanziellen Vorteil tun zu müssen. Während Rot und Schwarz weitgehend im Sinne ihres vermeintlichen Parteiwohls zu agieren vermochten und dafür eben mit Spitzenpositionen im Sinne des Proporzes belohnt wurden, vermeinten die Vasallen des Bärentalers einen schnellen Schnitt machen zu müssen."

Hofer nimmt Kritik "sehr ernst"

"Mit Verständnis" reagierte FPÖ-Parteiobmann Norbert Hofer auf die Aussagen von Andreas Mölzer, der der Partei Doppelmoral und Dilettantismus bei Postenbesetzungen vorgeworfen hatte. Mölzer sei ein Urgestein und Vordenker der Partei. Sein Wort habe für ihn hohes Gewicht, sagte Hofer und kündigte "organisatorische und personelle Weichenstellungen ohne Kompromisse" an.

"Ich habe sehr konkrete Vorstellungen, was die Zukunft und den Stellenwert der FPÖ als staatstragende Partei in diesem Land betrifft", kündigte Hofer an. Er werde im Herbst "organisatorische und personelle Weichenstellungen vornehmen, damit die FPÖ in eine positive Zukunft geführt wird". "Ich werde dazu keine Kompromisse eingehen. Ich habe diese Aufgabe nicht übernommen, weil sie leicht ist. Ich habe sie übernommen, weil sie eine Herausforderung ist, die ich zu meistern gedenke."

Casag: Beendigungszahlungen stimmen nicht

Die teilstaatlichen Casinos Austria (Casag) haben die genannten Kosten von 7,5 Mio. Euro für den vorzeitigen Vorstandsumbau als falsch zurückgewiesen, nennen aber keine tatsächliche Höhe. "Die medial kolportierten Beendigungszahlungen an die Vorstände stimmen nicht. Die konkreten Zahlen können wir aus Datenschutzgründen nicht nennen", teilte Casinos-Sprecher Patrick Minar der APA mit.

(APA/red)

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