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Neue Initiative "Lebensmittel sind kostbar!" gegen Verschwendung

Verschwendung eindämmen: Schon beim Einkaufen sollte man überlegen, welche Lebensmittel man braucht
Verschwendung eindämmen: Schon beim Einkaufen sollte man überlegen, welche Lebensmittel man braucht ©Bilderbox (Sujet)
Eine aktuelle Studie bringt erschreckende Zahlen zutage: 157.000 Tonnen an Lebensmitteln und Speiseresten landen in Österreich jährlich im Restmüll. die Initiative "Lebensmittel sind kostbar!", die am Montag im Rahmen eines Pressetermins in Wien präsentiert wurde, will hier zum Umdenken anregen und die Verschwendung eindämmen.

Am Montagvormittag hat sich Landwirtschaftsminister Nikolaus Berlakovich (V) bei einer Pressekonferenz in der Bundeshauptstadt “für eine neue Werthaltung zu unseren Lebensmitteln” ausgesprochen. Anlass war die Präsentation der Initiative “Lebensmittel sind kostbar!”, die gemeinsam mit den österreichischen Sozialpartnern präsentiert wurde. Lebensmittelabfälle im Restmüll bis Ende 2016 um 20 Prozent zu verringern, lautete dabei das hehre Ziel.

Wiener verschwenden die meisten Lebensmittel

Eine aktuelle Studie, die 2012 von der Universität für Bodenkultur (Boku) durchgeführt wurde, ergab, dass 157.000 Tonnen an Lebensmitteln und Speiseresten jährlich im Restmüll landen. Zudem zeigte sie enorme demografische Unterschiede bei der Lebensmittelverschwendung in Österreich auf. So wies die Obfrau der Bundessparte Handel der Wirtschaftskammer, Bettina Lorentschitsch, darauf hin, dass in Wien pro Jahr und Einwohner mehr oder weniger noch Essbares um 269 Euro im Restmüll landet, bei Vorarlbergern hingegen nur 43 Euro.

Ebenfalls gibt es altersmäßige Unterschiede, wie eine im selben Jahr erhobene Market-Studie zeigt, denn während Personen ab 50 Jahren sehr wenig wegwerfen, gibt es bei der jüngeren Bevölkerungsschicht ein weitaus weniger ausgeprägtes Problembewusstsein.

Bewusstsein für Verschwendung schaffen

“Sensibilisieren und informieren” soll daher das Motto sein, sagte Berlakovich, ein entsprechender Maßnahmenkatalog soll noch im Frühjahr erstellt werden. Für Konsumenten wurde seitens des Ressort-Chefs erneut der Unterschied zwischen Mindesthaltbarkeitsdatum und Verbrauchsdatum bei Lebensmitteln hervorgehoben, dessen Unkenntnis nicht selten zu einem “präventiven Entsorgen” führen würde, wie es Heinz Schöffl, Lebensmittelexperte von der Arbeiterkammer (AK), ausdrückte. Das Mindesthaltbarkeitsdatum garantiere die volle Genussfähigkeit, während die Haltbarkeit auch noch darüber hinaus gegeben sein kann.

“Der Beitrag des Konsumenten kann ein großer sein, doch der Handel muss behilflich sein”, wollte Schöffl die Letztverantwortung nicht allein dem Bürger überlassen wissen. Großpackungen, die der Schnäppchenmentalität entsprechend im Einkaufswagen landen, würden sich dann im Restmüll wiederfinden. Der Leitsatz “selektives statt emotionales Einkaufen” müsse daher schon in der Schule in das Bewusstsein jungen der Konsumenten gepflanzt werden. Die Großpackungs-Schelte wollte Lorentschitsch dabei nicht am Handel sitzen lassen, denn für Mehrkindfamilien hätten diese sehr wohl ihre auch sozial erklärbare Daseinsberechtigung. Zudem sei man sich der Problematik bewusst, man hätte intern für logistische Optimierung gesorgt, Mitarbeiter sensibilisiert. Ebenso betreibe man Handelskooperationen, wie etwa mit sozialen Einrichtungen wie der Salzburger Tafel, deren Vorstand Lorentschitsch ist.

Auch eine ethische Frage

Ernst Tüchler, Leiter des Volkswirtschaftlichen Referats des ÖGB, betonte in einem Statement die ethische Komponente der Lebensmittelverschwendung: “Im Jahr 2020 werden wir 400.000 und im 2030 eine Million Menschen mehr sein.” Würden unsere jetzigen Verhaltensweisen beibehalten werden, so würde das Ausmaß der Verschwendung dementsprechend mitwachsen, doch “um Frieden auf der Welt zu ermöglichen, müssen Lebensmittel möglichst für alle leistbar werden.”

“Jeder Österreicher wirft durchschnittlich zwölf Kilogramm unverdorbene Lebensmittel im Jahr in den Müll”, so Gerhard Wlodkowski, Präsident der Landwirtschaftskammer, der von den Konsumenten bewusstes Einkaufen forderte, damit nicht weiterhin pro Haushalt und Jahr Waren im Wert von 300 Euro im Müll landen. “Aber nicht nur das Wegwerfen, auch das Verschleudern zu Billigst-Preisen zeigt, dass die hohe Wertigkeit heimischer Lebensmitteln oft missachtet wird,” gab der Präsident zu bedenken.

(apa/red)

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