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Neue Gäste, längere Saisonen

Mit neuen Zielgruppen ließen sich Gästebetten auch vor und nach Saisonen füllen. Dr. Petra Stolba, die neue Geschäftsführerin der Österreich Werbung (ÖW) im Gespräch mit den "VN".

VN: Frau Dr. Stolba, Ihr Dienstantritt als oberste Österreich-Werberin erfolgte gegen Ende einer Sommersaison, die das „Sorgenkind Sommertourismus“ deutlicher abbildete, als Ihnen lieb sein kann. Verfügen Sie über andere Rezepte als ihr Vorgänger Dr. Arthur Oberascher, um dem Sorgenkind Genesung zuteil werden zu lassen?

Stolba: Es gibt keine einfachen Rezepte für eine höhere Sommerauslastung. Unbestritten muss das Angebot der unmittelbaren Dienstleister innovativer, sprich: wetterunabhängiger, werden. Was dem Gast vor Ort geboten wird, muss Qualität haben, Kompetenz besitzen, für ihn unverwechselbar und authentisch sein. Die Österreich-Werbung kann dazu, abgestimmt mit Landesorganisationen, Destinationen und der angesprochenen betrieblichen Ebene, vor allem zweierlei beisteuern: Über professionelles Marketing ein Österreich-Bild vermitteln, das uns als charmantestes Urlaubsland der Welt, aber auch als Gastgeberland zeigt, in dem Werte noch Gültigkeit haben. Andererseits ist mir die Internationalisierung des Gastes ein Herzensanliegen.

VN: Hat der deutsche Stammgast, auch der Inlandsgast seine Schuldigkeit getan?

Stolba: Ganz und gar nicht, die sind willkommener und wichtiger denn je. Aber man kann z. B. im europäischen Osten neue Mittelschichten ansprechen, die jetzt über ein Urlaubsbudget verfügen, man kann verstärkt Asiaten einladen, sich an unserem Kulturangebot und der einmalig schönen Landschaft zu laben. Und wenn wir neue Zielgruppen erreichen, steigt die Chance, die üblichen Saisonen (in beide Richtungen) ausdehnen zu können.

VN: Es gab im Land eine Rechnungshof-Empfehlung an den Vorarlberg Tourismus, über eine Forcierung der Marke Vorarlberg – und ein Zurückdrängen bis Verzichten auf Destinationen – die Zahl der Ankünfte und Nächtigungen nach oben zu schrauben.

Stolba: Beide Strategien haben ihre Daseinsberechtigung, auch nebeneinander. Während ich dem Schweizer oder Inlandsgast sinnvollerweise Montafon oder Bregenzerwald schmackhaft mache, weil diese Produkteinheiten in seiner Wahrnehmung (oder Erinnerung) schon existent sind, werde ich z. B. in Tschechien oder Großbritannien, also an der Schwelle zu völlig neuen Herkunftsmärkten, über die Marke Vorarlberg Lebensgefühl, Tonalität und Wesen der Region kommunizieren. Und als ÖW-Chefin ist es so gesehen meine Aufgabe, die Marke Österreich wie Leuchttürme zu positionieren – sie sollen den Gast hineingeleiten in den „Hafen“, in dem der Österreich-Urlaub in all seinen unzähligen Ausprägungen stattfindet.

VN: Haben Sie Erfolgsziele auch schon quantifiziert?

Stolba: Die ÖW muss, in erwähntem Zusammenspiel, die Wettbewerbsfähigkeit Österreichs steigern, damit wir angesichts immer neuer globaler Konkurrenzdestinationen Marktanteile verteidigen können. Von 1995 bis 2005 stieg die Zahl der internationalen Ankünfte jährlich um 1 Prozent – ich möchte hier mittelfristig ein dreiprozentiges Plus pro Jahr sehen. Dazu sollen vermehrt auch die 130 Außenhandelsstellen der WKÖ miteingespannt werden.

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