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Neue Arbeitgeberinitiative für mehr Lehrlinge

Die neue Arbeiterinitiative soll mehr Interessierte für Lehrstellen gewinnen.
Die neue Arbeiterinitiative soll mehr Interessierte für Lehrstellen gewinnen. ©pixabay.com (Themenbild)
Die neue Arbeitgeberinitiative will mehr Jugendliche dazu bewegen, eine Lehrausbildung zu machen, da die Wirtschaft seit Jahren mit sinkenden Lehrlingszahlen kämpft.

Jeder zweite 15-Jährige in Österreich soll eine Lehre beginnen, das ist das erklärte Ziel einer neuen Initiative mehrerer Unternehmen. Die Wirtschaft kämpft seit Jahren mit sinkenden Lehrlingszahlen, weil sich immer mehr Jugendliche nach der Schulpflicht für eine weiterbildende Schule entscheiden.

In den 1980er-Jahren lag der Anteil der 15-Jährigen, die eine Lehre begannen, noch bei über 45 Prozent. Derzeit hadere man mit 40 Prozent, sagte der Generaldirektor der oberösterreichischen Energie AG, Werner Steinecker, am Donnerstag in einer Pressekonferenz in Wien. Steinecker ist Präsident des heuer gegründeten Vereins “z.l.ö. – zukunft.lehre.österreich”.

2018 konnten mehr Lehrlinge gewonnen werden

Laut Lehrlingsstatistik der Wirtschaftskammer entschieden sich 2017 österreichweit 39,3 Prozent für eine Lehre, 2016 waren es 38,2 und 2015 37,8 Prozent. Heuer ist der Abwärtstrend Steinecker zufolge auch in absoluten Zahlen gestoppt worden. Die Zahl der Lehrlinge stieg von 106.000 auf 108.000.

Aus Sicht der Wirtschaft sind die Lehrlinge von heute die Fachkräfte von morgen. Laut Steinecker drohen 2030 bis zu 500.000 Fachkräfte zu fehlen, für die Wirtschaft Österreichs wäre das ein Schaden in Milliardenhöhe. Nach Bundesländern zeigt sich, dass die Lehre in Vorarlberg und Tirol deutlich beliebter ist als im Osten Österreichs.

z.l.ö.-Vizepräsidentin Renate Scheichelbauer-Schuster, in der Wirtschaftskammer Bundesobfrau der Sparte Gewerbe und Handwerk, kritisierte, dass Eltern Druck auf ihre Kinder ausüben, um eine höherbildende Schule zu absolvieren. “Österreich braucht nicht nur Akademiker, sondern mindestens so viele Handwerker.”

82 Prozent sehen Lehrlingsmangel in Österreich

Die Initiative, der Firmen wie KTM, Kapsch, Hofer, UNIQA, SBO, Salzburg AG oder die Raiffeisen Landesbank Oberösterreich angehören, will Mitte 2019 einen Lehrabsolventenverband sowie eine Lehrlingsplattform mit Events, einem Bonusprogramm, Weiterbildungsangeboten und zur Vernetzung starten. Daneben soll in Schulen, bei Eltern und Lehrern, für die Lehre geworben werden. Auf politischer Ebene will man sich für eine flexiblere Gesetzgebung zur dualen Ausbildung einsetzen.

Eine Umfrage des market instituts für z.l.ö. unter 1.000 Österreichern hat ergeben, dass 82 Prozent der Meinung sind, dass es derzeit zu wenige Menschen gibt, die eine Lehre machen wollen. Lehrlinge selbst halten die Lehre für sehr attraktiv, in der Bevölkerung ist es um das Image der Lehre laut market-Chef Werner Beutelmeyer aber schlecht bestellt. Berufseinstieg und Karrierechancen werden bei Matura oder Studium demnach deutlich besser eingeschätz

Aus Sicht der Initiative wird – trotz hoher Kosten für Nachhilfe – viel zu oft einer schulischen Ausbildung der Vorzug gegeben. Die Matura in HAK, HTL, HBLA oder Gymnasium stellt für die Lehre eine ernst zu nehmende Konkurrenz dar. Aus diesem Grund strich der Verein am Donnerstag in Wien in einer Pressekonferenz die Vorteile der Lehre hervor.

Problem des Fachkräftemangels auch von Wirtschaft verschuldet

Ein Facharbeiter verdiene ähnlich viel wie ein Akademiker beim Berufseinstieg, mit dem Unterschied, dass ersterer schon seit er 15 ist, Geld verdient. Laut den Angaben der Initiative ergibt sich daraus ein höheres Lebenseinkommen.

Das Problem des Fachkräftemangels ist zum Teil aber auch von der Wirtschaft selbst verschuldet. Die Zahl der Betriebe, die Lehrlinge ausbilden ist seit Jahren rückläufig und lag Ende 2017 bei nur noch rund 29.000. Die Gewerkschaftsjugend kritisiert seit längerem, dass niemand darüber spreche, dass in den letzten zehn Jahren rund 10.000 Ausbildungsbetriebe verloren gegangen sind. Steinecker heute dazu: “Das liegt auch daran, dass viele Betriebe resignieren, weil sie keine Lehrlinge bekommen.”

(APA/Red)

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