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Neue Ärztebereitschaft soll Vorarlberger rund um die Uhr versorgen

Telefonische "Gesundheitsberatung 1450" als erste Anlaufstelle - Nachtarzt soll Spitalambulanzen entlasten.
Telefonische "Gesundheitsberatung 1450" als erste Anlaufstelle - Nachtarzt soll Spitalambulanzen entlasten. ©APA
In Vorarlberg kann man seit 1. Jänner auch nachts einen Arzt konsultieren, ohne in die Spitalambulanz fahren zu müssen.

Der neue landesweite kurative Ärztebereitschaftsdienst soll vor allem eine Entlastung für die Krankenhäuser bringen. Erste Anlaufstelle in der Nacht soll die "Gesundheitshotline 1450" sein, die nach erster Abklärung im Bedarfsfall den Patienten zu einem Nachtarzt vermittelt.

Keine Extra-Kosten

In Zusammenarbeit mit der bei der Rettungs- und Feuerwehrleitstelle (RFL) angesiedelten "Gesundheitsberatung 1450" stehe nun im ganzen Land von täglich 19.00 Uhr bis 7.00 Uhr in dringenden Fällen ein Arzt für Allgemeinmedizin zur Verfügung, so Landesrätin Martina Rüscher (ÖVP) am Freitag bei der Vorstellung des neuen Angebots. Stellt sich bei einem "1450"-Anruf heraus, dass ein Arzt hinzuzuziehen ist, stellen die Mitarbeiter Kontakt zum Bereitschaftsmediziner her, der dann telefonisch berät, in seine Ordination lädt oder einen Hausbesuch durchführt. Für die Versicherten fallen keine Extra-Kosten an. Das auf die drei Sprengel Nord, Mitte und Süd aufgeteilte Modell deckt alle Landesteile ab, mit Ausnahme des Bregenzerwalds, des Kleinwalsertals und Lech/Zürs, deren Versorgung nachts wie bisher durch die ansässigen Ärzte erfolge.

40 Ärzte bis jetzt dabei

Sich zu beteiligen stehe allen Vorarlberger Ärzten offen, auch Spital- und Wahlärzten, so Rüscher. Jährlich wenden Land und Gemeinden dafür rund 1,34 Mio. Euro auf. Einen Monat nach Betriebsstart nutzten laut Rüscher bereits rund 40 Vorarlberger Ärzte die freiwillige Möglichkeit, sich per Onlinemodul für die Nacht-Bereitschaft einzutragen. "Wir hoffen, dass sich noch mehr beteiligen", so die Landesrätin. Man bewerbe das Modell intensiv. Die Verdienstmöglichkeiten seien mit einer Pauschale von 200 Euro bzw. 220 Euro am Wochenende plus Vergütung im Einsatzfall attraktiv. Die ersten drei Monate waren bereits gut gebucht. Bisher wurde nach den rund hundert täglichen "1450"-Beratungen, der Großteil abends und nachts, fünf- bis zwölfmal der kurative Nachtdienst hinzugezogen. Generell werde die "Gesundheitsberatung 1450" besser angenommen als erhofft, man sei derzeit auf der Suche nach zusätzlichem Personal, hieß es.

"Funktioniert alles reibungslos"

Markus Baldessari, Fachgruppenobmann der Allgemeinmediziner in der Ärztekammer, erklärte, das neue Angebot sei vor allem für junge Mediziner eine Möglichkeit, Erfahrungen in der Allgemeinmedizin zu sammeln. Es funktioniere alles reibungslos, so Baldessari, der selbst bereits als Nachtarzt im Einsatz war. Laut Rüscher bewährte sich das Modell bereits, als Mitte Jänner 30 Personen in einem Ferienheim gleichzeitig erkrankten. Der Nachtarzt fuhr hin und behandelte die Patienten mit Unterstützung des Roten Kreuzes an Ort und Stelle. "Die Behandlung in den Ambulanzen wäre aufwendiger gewesen und hätte deutlich höhere Kosten verursacht", so Rüscher. Das Modell werde laufend evaluiert, in sechs Monaten werde man wissen, ob und wie stark die Spitalambulanzen entlastet werden.

Für dringende Fälle

Roland Gozzi vom Roten Kreuz mahnte als Systempartner und RFL-Vertreter aber, die nächtliche Ärztebereitschaft dürfe nicht missbraucht werden, um sich am Tag den Besuch beim Arzt zu ersparen. "Das ist kein zweiter Hausarzt", betonte Gozzi. Das Angebot gelte für dringende medizinische Fälle. Jürgen Kessler, Landesstellenausschuss-Vorsitzender der ÖGK, sprach von einem "Meilenstein". Es handle sich um eine nachhaltige Lösung für die Versicherten, "direkt, unkompliziert und schnell". Die ÖGK Vorarlberg habe dafür vorerst 450.000 Euro budgetiert. Der Bregenzer Bürgermeister Markus Linhart (ÖVP) als Vertreter des Gemeindeverbands sah Vorarlberg mit dem Modell "ganz vorne". Es habe in der Vergangenheit große Probleme mit den Nachtbereitschaftsdiensten gegeben, nun habe man eine "Win-win-Situation".

(APA)

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