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Nepal-Erdbeben - Ministerpräsident befürchtet 10.000 Tote

Die Rettungsmaßnahmen in Kathmandu sollen nocheinmal intensiviert werden.
Die Rettungsmaßnahmen in Kathmandu sollen nocheinmal intensiviert werden. ©EPA
Bei der Erdbebenkatastrophe in Nepal könnten nach Angaben von Ministerpräsident Sushil Koirala 10.000 Menschen ums Leben gekommen sein. Die Regierung habe angeordnet, dass die Rettungsarbeiten intensiviert würden, sagte der Regierungschef am Dienstag der Nachrichtenagentur Reuters. Sein Land benötige jetzt Hilfe von außen - vor allem Zelte und Medikamente.
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Die Zahl der Toten ist nach jüngsten amtlichen Angaben auf 4.349 gestiegen. Mehr als 7.000 Menschen wurden verletzt.

Nach dem gewaltigen Himalaya-Erdbeben mit Tausenden Toten hat Nepals Regierung drei Tage Staatstrauer angeordnet. Die Helfer finden in dem südasiatischen Land immer mehr Menschen unter den Trümmern. Auf chinesischer Seite stieg die Zahl der Toten auf 25, in Indien starben 72 Menschen.

Behörden nicht ausreichend vorbereitet

Die Regierung erklärte außerdem erstmals öffentlich, trotz zahlreicher Warnungen vor einem bevorstehenden großen Beben nicht ausreichend vorbereitet gewesen zu sein. “Wir haben nicht genügend Mittel, und wir brauchen mehr Zeit, um alle zu erreichen”, erklärte Innenminister Bam Dev Gautam im staatlichen Fernsehen. Die Behörden hätten Schwierigkeiten, die Krise zu meistern. “Wir waren auf ein Desaster dieses Ausmaßes nicht vorbereitet”, sagte er.

Selbst in der Hauptstadt Kathmandu beschwerten sich zahlreiche Menschen. “Wir leben hier auf der Straße, ohne Essen und Wasser, und wir haben in den vergangenen drei Tagen (seit dem Beben) keinen einzigen Beamten gesehen”, sagte ein Mann, der mit seiner Familie im Freien campierte. Die Stromversorgung war zusammengebrochen, sodass weder Wasserversorgung noch Telekommunikation gut funktionierten.

Epizentrum nach wie vor unzugänglich

Das Erdbeben der Stärke 7,8 hatte am Samstag große Teile Nepals sowie die angrenzenden Länder Indien und China erschüttert. Im Bebengebiet leben nach UN-Angaben etwa 6,6 Millionen Menschen. Wie viele davon wirklich stark betroffen sind, ist laut Philips Ewert, Einsatzleiter der Hilfsorganisation World Vision vor Ort, noch nicht abzusehen. Seine Organisation höre immer wieder, dass im Epizentrum die meisten Häuser zerstört seien. “Aber die Region ist noch völlig unzugänglich.”

Die Stimmung im Katastrophengebiet war zwei Tage nach dem schweren Erdbeben weiter angespannt. “Die Leute hier sind extrem nervös”, sagte Andrea Reisinger vom Österreichischen Roten Kreuz (ÖRK) am Montag gegenüber der APA. Die Nachbeben lassen die Betroffenen immer wieder aus ihren Häusern fliehen.

Reisinger landete am Montag am späten Abend (Ortszeit) gemeinsam mit ihrem Kollegen Georg Ecker in Nepal. Der Flughafen in Kathmandu wird der anlaufenden internationalen Hilfe kaum noch Herr: “Wir sind vier Stunden in der Luft gekreist, weil 15 Maschinen vor uns in der Landeschleife waren”, sagte Reisinger. Am Montag will sich die Katastrophenhelferin einen ersten Eindruck über das Ausmaß der Schäden machen. “Bekannte haben mir gesagt, dass besonders das Zentrum sehr betroffen sein soll und dort kaum noch ein Haus steht”, meinte Reisinger.

Auch nahe des Lagers des Roten Kreuzes hat das Erdbeben Spuren hinterlassen. Das Hotel, in dem Reisinger schlafen sollte, ist etwa aufgrund von Schäden am Gebäude nicht mehr bewohnbar. “Wir schlafen jetzt im Freien”, sagte die Oberösterreicherin. Reisinger lebte zwei Jahren in Nepal, entsprechend gut ist sie auch vernetzt.

Begleitet wird Reisinger vom Trinkwasserexperten Georg Ecker. Er ist Teil des “Field Assessment and Coordination Team” (FACT). Dies ist die Einsatzgruppe des Roten Kreuzes und in der Regel vor allen anderen Hilfstrupps am Ort der Katastrophe. Sie verschafft sich ein Bild der Lage und entscheidet, wie das Rote Kreuz am besten helfen kann. Spezialisten der unterschiedlichen Leistungsbereiche (Wasser, medizinische Versorgung, Logistik) informieren sich über das Ausmaß der Katastrophe, die Zerstörungen sowie die Zahl der Verletzten und Toten. Sie entscheiden, welche Hilfslieferungen in die Krisenregion entsandt werden müssen.

Auch Tibet vom Beben getroffen

Nach dem verheerenden Erdbeben im Himalaya ist die Zahl der Toten auf chinesischer Seite in Tibet auf 25 gestiegen. Es wird befürchtet, dass noch mehr Menschen ums Leben gekommen sind. Viele Straßen sind noch blockiert und Telekommunikationsverbindungen unterbrochen, wie die amtlicher Nachrichtenagentur Xinhua in der Nacht zum Dienstag berichtete. 117 Verletzte seien gezählt worden.

In drei Kreisen im Gebiet der Stadt Xigaze seien 80 Prozent der Häuser zerstört worden. In dem Einzugsgebiet der Stadt leben 700 000 Menschen. Mehr als 20.000 Menschen seien in Sicherheit gebracht worden, schrieb Xinhua. 20 Nachbeben hätten weitere Erdrutsche und Lawinen ausgelöst. Die Volksbefreiungsarmee sei im Einsatz und habe Hilfsgüter sowie schweres Gerät ins Erdbebengebiet gebracht. Schlechtes Wetter und Schneefälle behinderten die Rettungsarbeiten.

(APA)

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