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Nein-Sagen stärkt inneres Gleichgewicht

Ständiges Nachgeben bei allen Anforderungen und Bitten kann krank machen.

“Zwar ist es notwendig, dass wir hin und wieder unsere eigenen Interessen zurückstellen. Wenn dies jedoch zu oft geschieht, weil man Schwierigkeiten hat, Nein zu sagen, bleibt die eigene Zufriedenheit auf der Strecke”, erklärt die Vorsitzende des Berufsverbandes Deutscher Psychiater, Christa Roth-Sackenheim.

Oft sagten Menschen zu schnell Ja, weil sie einfach überrumpelt werden. “In diesem Fall sollte man ruhig um Bedenkzeit bitten und erst darüber nachdenken, ob man das tun möchte oder es einem vielleicht zuwider ist. Ebenso gilt es, sich darüber klar zu werden, wie viel Kraft und Lust man gerade hat. Schließlich ist es auch wichtig, sich zu fragen, welche Bedeutung der Mensch hat, der einen um einen Gefallen bittet”, rät Roth-Sackenheim.

Dass es einem schwer fällt, Nein zu sagen, könne ganz unterschiedliche Gründe haben: “Oftmals ist es die Angst, nicht gemocht zu werden. Dann hilft es, sich dazu zu entscheiden, dass man nicht von jedem gemocht werden muss”, empfiehlt die Psychiaterin und Psychotherapeutin.

In vielen Fällen sei es auch die Angst vor Konsequenzen, wenn man eine Bitte ablehnt: “Die Befürchtung kann insbesondere im Berufsleben durchaus gerechtfertigt sein und es ist daher wichtig, die Situation möglichst realistisch einzuschätzen. In einigen Situationen ist es tatsächlich besser, Ja zu sagen, aber diese Situationen sind viel seltener als man zunächst meint.”

Um die Motivation für sich selbst zu erhöhen, eine Bitte auszuschlagen, kann es helfen, sich klar zu machen, wie viel Zeit und Energie für die eigenen Vorhaben oder für die Menschen, für die man lieber etwas tun würde, verbleiben. “Man ist kein schlechter Mensch, wenn man eine Bitte ablehnt. Gut für sich selbst zu sorgen, ist kein Egoismus, sondern notwendige Selbsterhaltung. Man kann anderen nur etwas geben, wenn man selbst genug Kraft hat”, erläutert die BVDP-Vorsitzende.

Das Nein-Sagen klappt am besten, wenn man sich dabei klar ausdrückt, aber dennoch behutsam vorgeht. “Hilfreich ist es, wenn man das Nein begründet, Verständnis für die Situation des anderen zeigt und sich für das Vertrauen, das einem entgegengebracht wird, bedankt”, rät Roth-Sackenheim. “In vielen Fällen kann man eventuell einen Teil der Bitte erfüllen, oder die Aufgabe zu einem anderen Zeitpunkt übernehmen. Auch mit einem Gegenvorschlag, wie der Fragende sein Anliegen lösen kann, ist es möglich, zu zeigen, dass einem der andere nicht egal ist.”

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