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„Neider gibt es immer!“

2004 gewann Lisa Aberer im Alter von elf Jahren den Kiddy Contest und wurde über Nacht bekannt.
2004 gewann Lisa Aberer im Alter von elf Jahren den Kiddy Contest und wurde über Nacht bekannt. ©Wann&Wo
2004 gewann Lisa Aberer im Alter von elf Jahren den Kiddy Contest und wurde über Nacht bekannt. Im Talk spricht die Sängerin über den frühen Ruhm, die Zusammenarbeit mit HP Baxxter und ihr Leben als Schlager-Star.
zNüne mit Lisa Aberer

WANN & WO: Wahnsinn – 15 Jahre ist es mittlerweile her, seit du mit dem Lied „Unsichtbar“ den Kiddy Contest für dich entschieden hast. Kannst du dich noch an das Gefühl erinnern, als dein Name als Gewinnerin fiel?

Lisa Aberer: Es war richtig schräg. Ich habe zuerst gar nicht realisiert, dass die Moderatoren mich meinten, als sie im Finale dann die Gewinnerin bekannt gaben. Erst nach und nach wurde mir bewusst, dass ich den Bewerb, den ich als Kind so oft selbst im TV angesehen habe, für mich entschieden habe. Nur kurze Zeit später habe ich dann bereits mein erstes Interview gegeben … das hat sich alles noch ganz komisch angefühlt.

WANN & WO: Du warst damals gerade einmal elf Jahre alt. Wie war es für dich, mit so jungen Jahren schon in ganz Österreich bekannt zu sein?

Lisa Aberer: Das Schöne am Konzept des Kiddy Contests war, dass man als Gewinnerin zwar verschiedene Auftritte im Anschluss hatte, man aber keinen Plattenvertrag oder Ähnliches bekam. Für mich ging nach der Show mein Leben als normale Schülerin weiter. Außerdem haben auch meine Eltern immer darauf geachtet, dass ich trotz des Sieges eine weitestgehend normale Kindheit habe und nicht „verheizt“ werde, wie manch andere Kinderstars.

zNüne mit Lisa Aberer

WANN & WO: Wie hat dein Umfeld, speziell deine Mitschüler, auf deine Präsenz in der Öffentlichkeit reagiert?

Lisa Aberer: Großteils waren die Reaktionen glücklicherweise positiv. Ich habe in der Schule sogar einen kleinen Empfang bekommen. Aber ich wurde auch mit negativen Kommentaren konfrontiert, was mich in dem Alter schon sehr getroffen hat und worunter ich anfangs auch gelitten habe. Vor allem, wenn Menschen über mich geurteilt haben, die mich gar nicht kannten. Da sind dann schon einmal ein paar Tränen geflossen.

WANN & WO: Was hat dir durch diese Zeit geholfen?

Lisa Aberer: Ich hatte damals drei richtig gute Freundinnen, die immer hinter mir standen, egal, was andere gesagt haben. Zudem habe ich viel mit meinen Eltern darüber gesprochen. So habe ich schnell gemerkt, dass es egal ist, was andere sagen.

WANN & WO: Denkst du, es war gut, dass es damals noch keine Sozialen Netzwerke gab?

Lisa Aberer: Auf jeden Fall. Hater und Neider gibt es immer, aber ich habe schon das Gefühl, dass die Menschen sich hinter der Anonymität des Internets verstecken und andere schlecht machen. Außerdem bin ich noch heute manchmal mit, Instagram & Co. überfordert, wie wäre das denn vor 15 Jahren gewesen (lacht)?

WANN & WO: Du lebst seit 2011 in Hamburg. Was hat dich dazu bewogen, in den hohen Norden zu ziehen?

Lisa Aberer: Ich muss zugeben, dass ich nie die allerbeste Schülerin war. In der Schule zu sitzen und den Lehrern zuzuhören, war einfach nicht meine Stärke und ich habe mich schnell gelangweilt. Ich habe eine Klasse wiederholt und hätte dann im letzten Jahr vor der Matura wieder eine Nachprüfung gehabt. Nur wenige Tage davor habe ich die Zusage von der Stage School in Hamburg erhalten. Meine Eltern haben mir dann auch erlaubt zu gehen. Dann bin ich ganz stolz in die Schule gegangen und habe mich abgemeldet. Das hat sich richtig gut angefühlt.

WANN & WO: Wie hast du es geschafft, in der Großstadt anzukommen und Anschluss zu finden?

Lisa Aberer: Ich bin mit einer Freundin aus der Schweiz in eine WG gezogen. So hatte ich das Gefühl, immer ein wenig Heimat dabei zu haben (lacht). Täglicher Kontakt mit meiner Mutter hat mir damals extrem geholfen. Am Anfang habe ich die banalsten Sachen erfragen müssen, aber irgendwie hat sich der tägliche Anruf bis heute durchgesetzt.

WANN & WO: Wie ging es für dich karrieretechnisch dann weiter?

Lisa Aberer: Ich habe im Januar 2011 meine Ausbildung an der Stage School angefangen. Im Jahr darauf habe ich dann an „X Factor“ teilgenommen, obwohl ich früher eigentlich kein Fan von Casting-Shows war. Aber durch eine Freundin habe ich mich dann doch dazu entschieden mitzumachen. Ich wollte von Menschen, die sich im Musikbusiness auskennen, ein Feedback
bekommen.

WANN & WO: Dort warst du dann im Team von H.P. Baxxter. Wie kann man sich die Zusammenarbeit mit ihm vorstellen?

Lisa Aberer: H.P. ist ein extrem guter Musiker und hat mir auch menschlich viel mitgeben. Ich durfte sogar in seinem Studio aufnehmen. Auch mein Papa und er haben sich kennen gelernt. Der Kontakt mit H.P. hat bis heute gehalten und ich bin froh, dass ich von ihm lernen konnte.

WANN & WO: Du bist dann in der ersten Live-Show ausgeschieden. War das für dich ein Rückschlag?

Lisa Aberer: Nein, gar nicht. Ich habe mich nie darauf eingeschossen „X Factor“ zu gewinnen. Für mich war jede Runde, die ich weiterkam, ein Highlight. Ich habe öfter miterlebt, wie für manche Ausgeschiedene eine Welt zusammenbricht, aber ich war einfach dankbar für alle Erfahrungen, die ich dort sammeln konnte.

WANN & WO: Das Ende von „X Factor“ war ja zum Glück nicht das Ende deiner Gesangskarriere. Du hast dann deine eigenen Songs aufgenommen und sogar mit Flo Rida ein Lied produziert. Seit 2018 bist du Mitglied der Schlager-Girlband „Lichtblick“. Hättest du dir jemals gedacht, dass du einmal mit Schlager erfolgreich sein wirst?

Lisa Aberer: Niemals. Früher habe ich Schlagermusik immer nur im Fasching oder zu später Stunde gehört (lacht). Aber ich habe das Gefühl, dass sich der Schlager in den letzten Jahren verändert und sein „staubiges“ Image verloren hat. Für mich hat da Helene Fischer einen großen Teil dazu beigetragen. Aber vor ihr muss man sich sowieso verneigen. Was sie geschafft hat, schaffen nicht viele.

WANN & WO: Mit deinen „Lichtblick“-Mädels bist du sehr viel unterwegs und stehst oft auf der Bühne. Wie schaffst du es trotzdem, den Kontakt zu deiner Familie und zu Freunden im Ländle zu halten?

Lisa Aberer: So froh ich bin, dass es in meiner Kindheit keine Sozialen Netzwerke gab, dabei helfen sie wirklich. Außerdem versuche ich auch fünf bis sechs Mal im Jahr nach Vorarlberg zu kommen und mir Zeit für Familie und Freunde zu nehmen. Und wer weiß, vielleicht zieht es mich ja bald wieder zurück ins Ländle …

WANN & WO: Zu deinen Kindheitsfreunden aus Vorarlberg zählt auch Laura Bilgeri, die gerade in Los Angeles wohnt und dort als Schauspielerin arbeitet. Habt ihr noch Kontakt?

Lisa Aberer: Laura und ich haben leider nicht mehr ganz so viel Kontakt, wie ich ihn mir wünschen würde. Aber hin und wieder schreiben wir uns, was mich sehr freut, da wir als Kinder wirklich viel Zeit miteinander verbracht haben.

WANN & WO: Wie wichtig dir Familie und Freunde sind, sieht man auch, wenn man deine Tattoos genauer betrachtet. Wie viele sind es denn mittlerweile und sind noch mehr geplant?

Lisa Aberer: So ganz genau weiß ich das gar nicht (lacht). So an die 15 dürften es schon sein. Wenn es nach meinen Eltern geht, könnte jetzt Schluss sein aber so ein zwei Ideen habe ich da schon noch …

WANN & WO: Mit Lichtblick hast du einen Song veröffentlicht, der „Nie bereut“ heißt. Hast du jemals etwas bereut?

Lisa Aberer: Nein eigentlich nicht. Egal ober Erfolge oder Rückschläge – all das hat mich zu dem Menschen gemacht, der ich heute bin. Obwohl ich mir ich Nachhinein schon öfter gedacht habe: „Klug war’s nicht, aber geil!“

(Saskia Heel / Wann&Wo)

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