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Najaf: Suche nach Verhandlungslösung

Am neunten Tag der Kämpfe zwischen Schiiten-Milizen und US-Truppen in der irakischen Pilgerstadt Najaf haben am Freitag Gespräche über eine Lösung des Konflikts begonnen.

Vertreter der irakischen Übergangsregierung und des radikalen schiitischen Geistlichen Muktada al Sadr kamen zu Verhandlungen zusammen. Die US-Streitkräfte setzten daraufhin ihre Angriffe aus. Für die Dauer der Gespräche werde nur zur Selbstverteidigung geschossen, sagte der amerikanische Major Bob Pizzateli. Auch die Schiiten-Miliz „Mahdi-Armee“ habe ihre Angriffe weitgehend eingestellt.

Zuvor war Muktada al Sadr nach Angaben aus seiner Umgebung bei einem Artillerieangriff verletzt worden. Der Geistliche sei am Morgen in der Nähe der Imam-Ali-Moschee von Granatsplittern in der Brust und am Bein getroffen worden, hieß es. Nach unbestätigten Berichten soll er sich auf dem Gelände der Grabmoschee des Schwiegersohnes des Propheten, eines der wichtigsten schiitischen Heiligtümer, aufhalten. US-Militärsprecher Brigadegeneral Erv Lessel sagte, er könne die Angaben über die Verletzung Sadrs nicht bestätigen. Es gebe die Anweisung, den Schiitenführer nicht persönlich anzugreifen.

Innenminister Falah Hassan al Nakib erklärte am Freitag, Sadr sei nicht verwundet. Ihm werde nichts zustoßen, wenn er die Grabmoschee friedlich verlasse. Ministerpräsident Iyad Allawi hat die Kämpfer der „Mahdi-Armee“ aufgerufen, das Gelände der Imam-Ali-Moschee zu verlassen. Die höchste theologische Autorität der Schiiten im Irak, Großayatollah Ali al Sistani, äußerte tiefe Sorge und appellierte an beide Seiten, die Gewalt zu beenden. Sistani verließ Najaf vor Beginn der jüngsten Kämpfe, um sich in London medizinisch behandeln zu lassen.

US-Soldaten stürmten am Donnerstag das Wohnhaus Sadrs, trafen ihn dort aber nicht mehr an. Außerdem wurden nach Angaben der US-Streitkräfte eine Schule und ein Krankenhaus besetzt. Bei den Kämpfen um die Schule wurde ein US-Soldat getötet. Die Altstadt von Najaf wurde von den US-Truppen vollständig abgeriegelt. An der Offensive sind nach Pentagon-Angaben rund 2.200 Marine-Infanteristen, 500 bis 1.000 weitere US-Soldaten sowie eine unbekannte Anzahl irakischer Soldaten beteiligt. Auch in den Tigris-Städten Kut und Amara sowie in Basra und in schiitischen Stadtteilen von Bagdad kam es zu Kämpfen und Protesten. Dabei kamen seit Mittwoch nach Angaben des irakischen Gesundheitsministeriums landesweit 172 Menschen ums Leben, 643 wurden verletzt. Am Freitag gab es Demonstrationen von Anhängern Sadrs in Bagdad und Samarra.

Mehr als 30 Bewaffnete haben in der südirakischen Stadt Basra ein Hotel gestürmt und einen britischen Journalisten entführt. In einem am Freitag veröffentlichten Video drohten die Entführer, ihre Geisel zu töten, falls die US-Truppen nicht binnen 24 Stunden aus der den Schiiten heiligen Stadt Najaf abzögen. Bei dem Journalisten handelt es sich um James Brandon, einen 23-jährigen Reporter der Londoner Zeitung „The Sunday Telegraph“. Nach Angaben des Hotelbesitzers sollen einige der Angreifer Uniformen der Sicherheitskräfte getragen haben.

Ein am Montag im Irak entführter Geschäftsmann aus Jordanien ist wieder frei. Jamal Sadek al Salaimeh sei freigelassen worden, meldete die jordanische Nachrichtenagentur Petra am Freitag unter Berufung auf das Außenministerium in Amman. Am Dienstag hatte die Agentur gemeldet, drei Männer in Polizeiuniform hätten den Geschäftsmann in seinem Haus in Bagdad entführt. Die Geiselnehmer forderten demnach ein Lösegeld von 250.000 Dollar (rund 204.000 Euro).

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