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Nachtgastronomen fühlen sich von Regierung im Stich gelassen

Stefan Ratzenberger
Stefan Ratzenberger ©APA
Zuletzt hat es immer mehr Lockerungen von Coronaregeln gegeben. Doch die Nachtklubs haben immer noch keine Perspektive, wie es mit ihnen weiter geht.

Deren Vertreter fordern immer vehementer einen Aufsperrplan ein. Die Branche fühlt sich von der Regierung im Stich gelassen. Wirtschaftsministerin Margarete Schramböck (ÖVP) konnte jedenfalls am Freitag den Nachtgastronomen nicht weiterhelfen.

Wann Discos und andere Firmen der Nachtgastronomie wieder eine spätere, für sie praktikable Sperrstunde bekommen, bleibt nämlich weiter offen. "Diese Frage muss ich mitnehmen, mit dem Gesundheitsminister (Rudolf Anschober/Grüne) sprechen, mich genau erkundigen", sagte Schramböck bei einer Pressekonferenz. Derzeit gilt eine Coronasperrstunde um 1 Uhr in der Früh.

"Jeden Tag illegale Partys"

Diese Sperrstunde ist für Nachtklubs "nicht wirtschaftlich darstellbar. Viele haben Betriebsstättengenehmigungen ab 22 Uhr", sagte der Sprecher des Verbands der österreichischen Nachtgastronomen, Stefan Ratzenberger zuvor zur APA. Verwunderung herrscht zum Teil auch deswegen, weil Prostitution ab 1. Juli wieder erlaubt ist, die Nachtgastronomie vorerst aber weiterhin keine Öffnungsperspektive hat.

"Jeden Tag gibt es in ganz Österreich 'illegale' Partys und wir dürfen nicht aufmachen", kritisiert Ratzenberger. "Auch ein Partytourismus startet bereits - etwa in die Slowakei. Dort darf bis 4 Uhr früh offen sein, in der Schweiz bis 6 Uhr." So starten ab Wien bereits günstige Busse nach Bratislava, die Partytiger nach der Sperrstunde auch wieder zurückbringen, so Ratzenberger. Grundsätzlich wollen die Nachtgastronomen, dass sie wie vor Corona wieder aufsperren dürfen, "den sofortigen Fall der Coronasperrstunde".

Nachtgastronomen schlagen Kompromiss vor

Die Nachtgastronomen würden aber auch einen Kompromiss eingehen: "Wir würden uns verpflichten, gestaffelt aufzusperren und ein Covid-19-Paket umzusetzen", sagt deren Sprecher. Ab 1. August würde man mit 50 Prozent der eigentlichen Gästehöchstzahl starten und bis 4 Uhr öffnen, ab 1. September mit 75 Prozent der Gäste und bis 6 Uhr und ab 1. Oktober sollte wieder Normalbetrieb (100 Prozent der Gäste bis 6 Uhr in der Früh) herrschen, so Ratzenberger.

Darüber hinaus würden die Discobetreiber und Co am Eingang - auf freiwilliger Basis - E-Mail-Adressen sammeln: "Wenn etwa die Hälfte der Gäste - auch mit anonymen E-Mail-Adressen, ohne Telefonnummern, Namen oder Wohndressen - darauf eingehen würde, könnte man gut informieren, falls etwas geschieht. Denn die Leute würden sich sicher auch untereinander weiterinformieren", so der Nachtklub-Sprecher. "Nach etwa drei Wochen - Stichwort Inkubationszeit - würden wir die Listen wieder löschen."

"Es ist nur eine Farce"

Dazu würde man "Coronabeauftragte" in den Betrieben installieren, die auf die Hygienevorschriften für die Mitarbeiter achten und Desinfektionsmittel zur Verfügung stellen. "Mundschutz auf der Tanzfläche geht nicht", so Ratzenberger. "Da fallen uns die Leute um." Die Stimmung in der Branche ist denkbar schlecht. "Es ist nur mehr eine Farce", sagt etwa Martin Ridler vom Innsbrucker "Tante Emma"-Club zur APA in Richtung der Politik. Man fühle sich von der Regierung im Stich gelassen, ja sogar "papierlt".

Anschober verspricht Paket für Nachtgastronomie

Das Gesundheitsministerium von Rudolf Anschober (Grüne) hat indes erstmals einen Zielzeitpunkt genannt, wann ein "Paket mit Lösungsvorschlägen" für die Nachtgastronomie präsentiert wird. Es soll "bis Ende nächster Woche" so weit sein, hieß es am Freitag auf Anfrage der APA. Es gehe um einen "pragmatischen Weg in Balance mit dem Gesundheitsschutz", hieß es aus dem Gesundheitsministerium. "Dazu werden aktuell auch internationale Modelle geprüft."

(APA)

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