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"Nächstes Jahr mache ich einen Tanzkurs"

Paul Schwärzler ist einer der erfolgreichsten Sportler im Vorarlberger Behindertensport.
Paul Schwärzler ist einer der erfolgreichsten Sportler im Vorarlberger Behindertensport. ©Laurence Feider
Interview Paul Schwärzler

Paul Schwärzler ist eines der Aushängeschilder des Vorarlberger Blindensports.

Dornbirn. Mit seinen fast 83 Jahren ist Paul Schwärzler immer noch “fit wie ein Turnschuh”. In einem speziell angefertigten Medaillenkasten reihen sich rund 200 Medaillen aneinander, auf allen Kästen im Haus stapeln sich Pokale. Paul Schwärzler ist nach einer schweren Netzhautentzündung vor 40 Jahren vollblind und einer der erfolgreichsten Sportler überhaupt im Vorarlberger Behindertensport.

Seit wann sind Sie sportlich aktiv?
Schwärzler: Ich habe immer schon ein bißchen Sport betrieben. Als Kind habe ich am elterlichen Hof mit meiner Schwester Marlies, die eine sehr erfolgreiche Leichtathletin wurde, Speer- und Diskuswerfen geübt. Das ist mir später, als ich erblindete, sehr zu Gute gekommen. Ich mußte das Leben ohne Sehen Schritt für Schritt erlernen und habe mich Gott sei Dank damals getraut zum “Weiterlaufen”. Seit 1972 bin ich aktiv im Behindertensport dabei. Anfänglich war es meine Schwester die mit mir Speerwerfen trainierte.

Welche Sportarten haben Sie bisher ausgeübt?
Schwärzler: Ich habe jeden Sport ausprobiert der für Blinde möglich ist. Am Anfang investierte ich vorwiegend in die Leichtathletik. Wir bestritten einen 5-Kampf bestehend aus Kugelstoßen, 100m Lauf, Weitsprung, Speerwerfen und Schwimmen. Später kam noch der 1600m Lauf dazu. Ich war der einzige Blindensportler aus Vorarlberg, der bei großen Wettkämpfen dabei war. Seit 1976 spielte ich auch Torball und war im Team das 1978 bei der WM in Vöcklabruck die Silbermedaille holte. Zwölf Jahre später habe ich mein sportliches Repertoire um das Blinden-Sportschießen erweitert. In meinem Keller habe ich mir einen eigenen Schießstand eingerichtet.

Was bedeutet Sport für Sie?
Schwärzler: Sport bedeutet für mich Lebensfähigkeit erzeugen und ermöglicht mir Leben, Bewegung und Gesundheit.

Sie sind trotz fortgeschrittenem Alter sportlich immer noch aktiv und gewinnen regelmäßig Medaillen bei Senioren-Behinderten -Wettkämpfen. Gibt es ein Erfolgsrezept?
Schwärzler: Ich habe eine sehr ausgeglichene Lebensweise. Ich rauche nicht und trinke keinen Alkohol. Jeden Tag mache ich eine halbe bis eine Stunde Morgengymnastik. Danach gehe ich mindestens eine Stunde laufen. Ich habe mir eine Strecke entlang der Ach ausgemacht, die ich allein mit dem Langstock gehen kann. Zur Sicherheit habe ich immer ein Handy und eine Trillerpfeife dabei. Geistig fit halte ich mit literarischen Hörbüchern. Auch das Schießen fördert die Konzentration und den “Kreislauf im Hirn.”

Sie haben zahlreiche sportliche Erfolge bei internationalen Großereignissen erreicht, wurden über 65 Mal österreichischer Meister. Was war Ihr schönster sportlicher Erfolg?
Schwärzler: Ich habe mich über jede Medaille und jede Auszeichnung gefreut, am Allerschönsten aber war die Goldmedaille im Speerwerfen die ich 1980 im niederländischen Arnhem bei den Olympischen Spielen der Versehrten gewonnen habe.

Wie hat sich der Behindertensport in Vorarlberg entwickelt?
Schwärzler: Ursprünglich wurde der Versehrtensport in Vorarlberg allein aufs Schifahren aufgebaut. Inzwischen werden auch andere Sportarten intensiv gefördert. Dies kommt insbesondere auch dem Blindensport, der viel Betreuer braucht und daher sehr kostspielig ist, zu Gute.

Welche Sportarten trainieren Sie momentan?
Schwärzler: Da die Sportanlage an der Birkenwiese umgebaut wird, entfällt derzeit mein Leichtathletiktraining. Neben meinem täglichen Fitneßtraining trainiere ich vor allem Schießen. Ich fühle mich im Sulzer Schützenverein sehr wohl und gut aufgehoben. Wir Blinde werden dort als vollwertige Mitglieder behandelt und erfahren ein sehr herzliches Miteinander. Außerdem habe ich eine freiwillige Helferin gefunden die mit mir Tandemausfahrten macht. Im Winter starte ich dann wieder mit Langlauf und nächstes Jahr werde ich wahrscheinlich an einem vom Blindensportclub angebotenen Tanzkurs teilnehmen.

Was wünschen Sie sich für die Zukunft?
Schwärzler: Ich möchte noch möglichst lang gesund und fit bleiben.

Zur Person
Paul Schwärzler

Geboren: 22. September 1927 in Dornbirn
Familie: verheiratet, 2 Kinder und 2 Enkelkinder
Beruf: früher Elektromonteur
Hobbies: Sport, Musik und akustisches Lesen
Spruch: ” Gemeinsam geht’s besser”

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