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Nachruf: Egon Berchtold

Egon Berchtold
Egon Berchtold ©Stadt Hohenems
Egon Berchtold. Leiter des Bürgerservice der Stadt Hohenems. (10.12.1957 – 29.10.2019)

Als Egon Berchtold im März 1982 noch seinen handgeschriebenen Lebenslauf (denn Computer waren in Vorarlberg noch lange nicht etabliert) samt Bewerbungsschreiben an die Kaiser-Franz-Josef-Straße 4 in Hohenems in ein Kuvert gesteckt und hoffnungsvoll verschickt hat, stand als Adressat vorne drauf noch: „An die Marktgemeinde Hohenems“ – denn er tat dies rund ein Jahr, bevor Hohenems im Jahr 1983 überhaupt erst zur Stadt erhoben worden ist. Das ist mittlerweile sage und schreibe über 37 Jahre her. Der 1957 in Dornbirn geborene Egon hatte bis zu seiner Anstellung bei der damaligen Marktgemeinde schon ein bewegtes Leben hinter sich: nach der Matura am Realgymnasium Dornbirn und dem abgeleisteten Präsenzdienst, widmete er sich dem Studium der Sozialarbeit in Bregenz, welches er 1981 abschloss. Rasch erarbeitete sich Egon in Hohenems nicht nur wegen seines Studiums, sondern vor allem aufgrund seines unvergleichlichen Dranges, Menschen in Not zu helfen, den Ruf und Status des sorgenden „Amtsvaters“, der nicht nur für jeden Bürger in Not zur Stelle war, sondern auch eine echte Stütze für seine ihn umgebenden Kollegen in allen Lebenslagen war. Bei seinem Einsatz im Bürgerservice und der Sozialabteilung der Stadt war er derart erfolgreich, dass er im Juli 2006 zum Leiter der Bürgerservicestelle ernannt wurde. Er gründete parallel dazu eine blühende Familie mit drei Töchtern und zwei Enkelkindern, ein drittes Enkelkind, welches aktuell auf dem Weg ist, wird den liebenden Großvater nun leider nicht mehr kennenlernen können. In seinem übergroßen Herzen war neben den hunderten Klienten, denen er im Rahmen seiner Sozialdienste helfen konnte, darüber hinaus auch noch genug Platz für die besten Freunde des Menschen – denn er liebte es, sich im Rahmen des Hundesportvereines auch um Hunde zu kümmern und hatte sogar schon einen eigenen, neuen Welpen für seine nur wenige Tage bevorstehende Pensionierung ins Auge gefasst. Nun blicken wir tief betroffen auf seinen leeren Schreibtisch, den er selbst bereits geräumt hatte, in freudiger Erwartung ob des anstehenden, wohlverdienten Ruhestandes. Selbst die Abschiedsfeierlichkeiten dafür waren bereits organisiert. Umso fassungsloser stehen wir nun vor dem großen klaffenden Loch, welches Egon hinterlässt, nachdem ihn eine kurze, heftige Krankheit so unerwartet von uns gerissen hat.

Die Tragik dieses Zeitpunkts lässt uns tief im Inneren zweifeln. Zweifeln über die Sinnhaftigkeit eines arbeitsamen Lebens. Zweifeln darüber, ob es sich überhaupt lohnt, sich Tag für Tag im Dienst für Andere aufzuopfern. Denn am Ende heißt „stadtbedienstet“ zu sein vor allem: Dienst für die Bürger der Stadt. Und das im Falle von Egon 37 Jahre lang.

Wenn wir uns aber genauer betrachten, was Egon hier hinterlassen hat, sehen wir viel mehr als „nur“ Dienstjahre: es sind hunderte Familien, die dank ihm eine Wohnung gefunden haben. Hunderte Fälle von Hoffnungslosigkeit, die dank seiner Arbeit neue Hoffnung schöpfen durften. Hunderte Kinder, die erstmals in ihrem Leben dank Egon ihr eigenes Kinderzimmer beziehen durften.

Wenn wir uns das vor Augen führen, sehen wir plötzlich, wie die Arbeit von Egon (und seiner Kollegen) auch nach seiner Zeit weiterwirkt, Sinn stiftet – und uns so vielleicht etwas trösten kann.

Fest steht, dass Hohenems mit Egon gewissermaßen ein großes Stück seines sozialen Herzens verloren hat.

Meine Gedanken sind daher bei allen Angehörigen, Freunden und Kollegen von Egon in dieser schweren Zeit und ich spreche offiziell mein herzliches und aufrichtiges Beileid im Namen der ganzen Stadt Hohenems aus. Die Stadt wird sein Andenken und Vorbild in Ehren halten.

In tiefer Anteilnahme
Dieter Egger
Bürgermeister

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