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Nach Referendum in der Türkei: Aleviten sehen "falsch verstandene Toleranz"

Erdogans Machtzuwachs sieht Ethem Sahin kritisch.
Erdogans Machtzuwachs sieht Ethem Sahin kritisch. ©VN, APA
Schwarzach - Nach dem "Ja" für die Präsidialrepublik in der Türkei blicken die österreichischen Aleviten mit Sorge auf die Türkei. Sie fürchten weitere Repressionen gegen sich und ihre Glaubensbrüder - und auch ein erschwertes Zusammenleben in Vorarlberg selbst.

Die Aleviten sind eine religiöse Minderheit in der Türkei, inwiefern ihre Religion dem Islam angehört ist umstritten. Es gibt unterschiedliche Strömungen innerhalb des Glaubens, auch in Österreich. Nach dem knappen “Ja” für die von Recep Tayyip Erdogan forcierten Verfassungsänderung hin zu einer Präsidialrepublik fürchten sie weitere Einschränkungen. Bereits jetzt gäbe es immer Schwierigkeiten, erklärt Ethem Sahin, Obmann der Föderation der Aleviten Gemeinden in Österreich (AABF)

Erschwerte Einreise für Aleviten

So würden Aleviten mit österreichischer Staatsbürgerschaft regelmäßig die Einreise verweigert, jene mit türkischer Staatsbürgerschaft wären bei der Einreise teilweise bereits vorübergehend in Haft genommen worden. Solche Fälle könnten nun zunehmen, befürchtet Sahin. Doch müsse man nun auch beobachten, wie sich die Situation für die Aleviten in der Türkei selbst entwickelt.

Einstellung entscheide auch über Staatsbürgerschaft

Dass die AKP in den Teilen Europas wie Belgien, Deutschland und Österreich bessere Ergebnisse vorweisen könne als in der Türkei selbst, verwundert ihn nicht. Schließlich hätten vor allem liberale Türken, Kurden und Aleviten die österreichische Staatsbürgerschaft angenommen, während eher konservative Kreise die türkische Staatsbürgerschaft behalten hätten. Somit wären vor allem die der AKP eher nahestehenden Türkischstämmigen wahlberechtigt, die liberaleren jedoch nicht.

“Falsch verstandene Toleranz”

Dennoch, das Zusammenleben in Vorarlberg und Österreich werde schwieriger, ist Sahin überzeugt. Dass die NBZ (Neue Bewegung für die Zukunft) bei den nächsten Wahlen in Vorarlberg als eigene Partei antreten will, sieht er als Zeichen einer weiteren Distanzierung zwischen der Mehrheitsgesellschaft und konservativer türkischer Kreise. Sahin sieht hier eine “falsch verstandene Toleranz” gegenüber Anhänger der AKP in Vorarlberg, vor allem nach den aktuellen Entwicklungen in der Türkei selbst.

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