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Nach Kritik an Arbeitsbedingungen: Amazon meldet sich zu Wort

Amazon meldete sich zu den Vorwürfen zu Wort.
Amazon meldete sich zu den Vorwürfen zu Wort. ©APA/HANS KLAUS TECHT
Ein Mitarbeiter des Amazon-Verteilzentrums in Großebersdorf äußerte Kritik an den Arbeitsbedingungen. In einem schriftlichen Statement hat der Onlinehändler nun Stellung zu den Vorwürfen genommen.
Mitarbeiter kritisiert Arbeitsbedingungen in NÖ

"Wir denken nicht, dass die Vorwürfe die Wirklichkeit in unseren Gebäuden widerspiegeln", hieß es am Mittwoch zur APA.

"Gesundheit und Sicherheit haben immer die höchste Priorität"

An allen Standorten seien seit dem Start von Amazon sichere und attraktive Arbeitsplätze entstanden. "Die Gesundheit und Sicherheit unserer Mitarbeiter haben dabei immer die höchste Priorität. Wie jedes Unternehmen erwarten wir eine bestimmte Leistung von den Mitarbeitern. Deshalb arbeiten unsere Manager eng mit den Mitarbeitern zusammen, um sie zu fördern und zu unterstützen", so das Unternehmen.

Immer wieder Kritik an Arbeitsbedingungen bei Amazon

Der Onlineriese ist seit Jahren in der Kritik von Gewerkschaften. In Deutschland etwa wird die Bezahlung der Beschäftigten in den Logistikzentren kritisiert. Die deutsche Gewerkschaft verdi fordert, dass die Amazon-Beschäftigten nach dem Tarif für den Einzel- und Versandhandel bezahlt werden. Amazon betonte bisher, man könne auch ohne einen solchen Vertrag ein fairer und verantwortungsvoller Arbeitgeber sein.

Im Verteilzentrum in Niederösterreich sind die meisten Beschäftigten gar nicht bei Amazon selbst angestellt, sondern über Leiharbeiterfirmen. Sie werden nach dem Leiharbeiter-Kollektivvertrag bezahlt.

Gewerkschaft will an mehreren Fronten gegen Amazon vorgehen

Die Gewerkschaft will nach den bekannt gewordenen Vorwürfen eines Mitarbeiters im Amazon-Verteilzentrum in Niederösterreich gleich an mehreren Fronten gegen den Onlineriesen vorgehen. "Solche Verhältnisse werden wir nicht zulassen", stellte die Vorsitzende der Privatangestellten-Gewerkschaft, Barbara Teiber, klar. Angerufen werden Arbeitsinspektorat, Gebietskrankenkasse und Sozialministerium.

Das Arbeitsinspektorat solle überprüfen, ob die Arbeitsplatzsituation im Verteilzentrum in Großebersdorf gesetzeskonform sei, so Teiber. Es gebe zu wenig Platz für die Beschäftigten und eine Gefährdung durch ungesicherte Regale. Die niederösterreichische Gebietskrankenkasse solle überprüfen, ob Scheinselbstständigkeit vorliege.

Gewerkschaft will Anzahl der Leiharbeiter beschränken

Beim Sozialministerium will die Gewerkschaft eine Verordnung anregen, um die Anzahl der Leiharbeiter zu beschränken. Das Arbeitskräfteüberlassungsgesetz gibt Gewerkschaften diese Möglichkeit. Derzeit arbeitet Amazon in Österreich praktisch nur mit Leiharbeitern. Leiharbeiter seien da, um Spitzen abzudecken, aber nicht für die Regelarbeit, sagte Teiber. Von der neuen Regierung wünscht sich die GPA überhaupt eine gesetzliche Beschränkung der Anzahl von Leiharbeitern pro Unternehmen.

Ob die Gewerkschaft gegen Amazon ankommt, ist noch fraglich. "Amazon ist sehr geschickt darin, die Grenzen auszuloten, in denen sie agieren können. Sie handeln aber unmoralisch, respektlos und menschenunwürdig", sagte Teiber.

Amazon auch aufgrund der Steuerpraxis im Visier

Abgesehen von den Arbeitsbedingungen ist Amazon bei Gewerkschaften und Wirtschaftstreibenden auch aufgrund seiner Steuerpraxis im Visier. Der Handelsverband, eine Interessenvertretung der größten Händler in Österreich, führt schon seit langem einen Feldzug gegen Amazon und hat im Vorjahr eine Beschwerde bei der Bundeswettbewerbsbehörde (BWB) eingebracht. Die Behörde ermittelt derzeit noch. Auch die Wirtschaftskammer beklagt immer wieder die unfairen Wettbewerbsbedingungen.

In Österreich ist der Onlinehandel fest in der Hand von Amazon. Das Kölner Handelsforschungsinstitut EHI schätzt den Umsatz in Österreich auf 643 Mio. Euro, dabei sind hier Film- und Musik-Streamingdienste sowie Waren, die Dritthändler auf Amazon anbieten, noch gar nicht mitgerechnet - denn hierfür kassiert der Onlineriese Provision. Alles zusammen dürfte sich der Umsatz von Amazon in Österreich auf mehr als 1,2 Mrd. Euro belaufen. Der zweitplatzierte Onlinehandler Zalando kommt laut EHI nur auf 230 Mio. Euro.

(APA/Red)

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