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Nach Drohnenangriffen: Größter Ölpreisanstieg seit 1991

Experten machen die weitere Entwicklung davon abhängig, ob die Situation weiter eskaliert.
Experten machen die weitere Entwicklung davon abhängig, ob die Situation weiter eskaliert. ©APA
Die Drohnenangriffe auf Ölanlagen in Saudi-Arabien haben den Ölpreis am Montag zeitweise so stark nach oben getrieben wie seit dem Golfkrieg Anfang der 1990er-Jahre nicht mehr. Die Nordseesorte Brent verteuerte sich in der Spitze um 19,5 Prozent auf 71,95 Dollar (64,84 Euro) je Barrel (159 Liter). Das ist der größte Anstieg seit dem 14. Jänner 1991, als die USA in den zweiten Golfkrieg eingriffen.
Drohnenangriff auf Ölanlagen
Angriff auf Herz der Ölindustrie

Frankfurt. Im Tagesverlauf bröckelte der Ölpreis aber wieder ab, nachdem mehrere Länder angekündigt hatten, strategische Reserven freizugeben. Mit 66,52 Dollar lag er nur noch um gut zehn Prozent im Plus und notierte so hoch wie seit vier Monaten nicht mehr.

AP

Wie geht es jetzt weiter?

Leichtes US-Öl verteuerte sich ebenfalls um etwa zehn Prozent. Wie es nun weitergeht, hängt nach Einschätzung von Fachleuten davon ab, ob die Situation am Golf eskaliert. "Die Auswirkungen für die Märkte sollten begrenzt sein, solange es nicht zu erhöhten Spannungen zwischen dem Iran und den USA beziehungsweise Saudi-Arabien kommt", sagte Rupert Thompson, Chefanalyst beim Vermögensverwalter Kingswood. Schließlich sei vor kurzem noch über Überkapazitäten gesprochen worden.

Preisentwicklung seit Anfang 2019 - Kurvengrafik

Saudi-Arabien ist der weltweit größte Ölexporteur und verfügt über vergleichsweise hohe Kapazitäten. Bei den Angriffen, zu denen sich vom Iran unterstützte Huthi-Milizen aus dem Jemen bekannten, wurden Produktionsanlagen des staatlichen Ölkonzerns Saudi Aramco schwer beschädigt. Nach saudischen Angaben fällt bis auf Weiteres die Produktion von 5,7 Millionen Barrel Rohöl pro Tag aus - das entspricht fünf Prozent der weltweiten Produktion. Das Unternehmen hat sich bisher noch nicht dazu geäußert, wie lange es dauert, bis der Betrieb wieder aufgenommen werden kann. Zwei mit Aramcos Geschäften vertraute Personen sagten, es könne sich um Monate handeln. "Es ist immer noch schlimm", sagte einer der Insider.

Lieferverpflichtungen

Seinen Lieferverpflichtungen könne Aramco jedoch zumindest vorerst nachkommen, konstatierten die Experten der DZ Bank. Insgesamt lagerten im Königreich mehr als 100 Millionen Barrel Öl. "Sofern die saudischen Produktionsausfälle nicht von Dauer sind, wovon wir ausgehen, halten wir sie für den globalen Rohölmarkt für verkraftbar." Schon jetzt sei zu erkennen, dass die Öllieferungen aus Saudi-Arabien wieder zulegten, um die Ausfälle vom Wochenende wettzumachen. "Die Frage ist, wie lange Saudi-Arabien das Niveau und die Qualität beibehalten kann, während die Reparaturarbeiten laufen", sagte Geoffrey Smith, Öl- und Schiffstransport-Analyst bei Refinitiv.

(APA)

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