Gegenwind bekam Kurz unter anderem von Ex-Nationalratsabgeordneten und ehemaligem Klubobmann der Neos, Matthias Strolz. Auf dem Kurznachrichtendienst Twitter gab Strolz an, sich als "Katholik seltsam missbraucht zu fühlen". Zudem teilte er den Twitterpost von Maria Katharina Moser, einer österreichischen Sozialethikerin und Theologin. Auch sie kritisierte den Auftritt von Kurz scharf und warnte die Kirchen davor, sich in den "parteipolitischen Karren spannen zu lassen". Der deutsche Satiriker Jan Böhmermann kommentierte via Twitter das Video.
Kurz-Sprecher Etienne Berchtold reagiert auf Kritik
"Nichts Verwerfliches getan"
In der heutigen Pressekonferenz von Sebastian Kurz äußerte sich der Alt-Kanzler neben dem angeblichen E-Mailverkehr zwischen ihm und Wiener Landesparteiobmann der ÖVP Gernot Blümel, auch zu seinem Auftritt beim christlichen Ökumene-Großevent "Awakening Austria" am Sonntag. An seinem Auftritt wäre "nichts Verwerfliches", denn er wäre bei unterschiedlichen Regligionsgemeinschaften Gast gewesen. Kurz gab an, schon als Bundeskanzler eingeladen worden zu sein. Er habe "ein Wort des Dankes" gesprochen und wurde von dem Gebet des australischen Priesters selbst überrascht.
Vom "Segensgebet" des Predigers Ben Fitzgerald sei er selbst überrascht gewesen: "Ich wusste davon nichts." Kritik an dem Gebet für Kurz kommt vom evangelischen Bischof Michael Bünker.
"Wer das Video sieht, sieht mir vielleicht an, dass ich etwas überrascht und starr reagiert habe für meine Verhältnisse", sagte Kurz. Er sei immer wieder bei Religionsgemeinschaften zu Gast gewesen - bei Juden, Christen, beim islamischen Fastenbrechen - und habe am Sonntag gemeinsam mit Kardinal Christoph Schönborn an einer ökumenischen Veranstaltung in der Stadthalle teilgenommen. Den australischen Pastor habe er vorher nicht gekannt.
Bischof Bünker distanziert sich
Der evangelisch-lutherische Bischof Michael Bünker hat sich indessen von der Veranstaltung distanziert. Die evangelischen Kirchen in Österreich seien nicht an dem Event beteiligt gewesen, betonte er in einer Aussendung. Es sei "selbstverständlich, dass wir für alle politischen Amtsträgerinnen und Amtsträger beten. Die Bibel beauftragt uns, sie ins Gebet zu nehmen". Dabei sei jedoch die Unterscheidung von Religion und Politik wichtig. "Es muss der Eindruck vermieden werden, dass dadurch einseitig Stellung genommen wird", warnte Bünker. Religion dürfe nicht für politische Zwecke missbraucht werden.
Schärfere Worte fand Liste JETZT-Abgeordneter Peter Pilz: "Es ist peinlich, wenn sich ein Altkanzler an fundamentalistische religiöse Sekten anbiedert und für sich beten lässt. Gefährlich wird es, wenn er den Religionskampf dieser Sekten unterstützt", hieß es in einer schriftlichen Stellungnahme gegenüber der APA. Pilz forderte von Kurz eine klare Distanzierung von den Zielen von "Awakening Europe".
(Red.)
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