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„Nach 30 Jahren Nachtgeschäft bist du geheilt!“

Musik ist Bruggers Passion
Musik ist Bruggers Passion ©MiK
Lochau - WANN & WO traf Tausendsassa Werner Brugger (58), den Gründer des legendären „Opal“ in Lochau.

WANN & WO: Herr Brugger, Ihre ehemalige Disco „Opal“ war absoluter Kult.

Werner Brugger: Im „Opal“ war jeder. Das ist wirklich eine Wahnsinnszeit gewesen. Vor allem Mitte der 80er bis Mitte der 90er. Wir waren ein Showladen. Mit Al Jarreau, der kürzlich verstorbenen Jazzlegende, habe ich da drin gerappt. Der kam zufällig als Gast, weil er in der Nähe produziert hat. Ich habe also einen seiner Songs gespielt, aber einen unbekannteren. Jarreau kam zu mir hoch und fragte: „Wieso spielst du diese Nummer? Die spielt niemand“. Ich dachte, Scheiße. Dann sagte ich: „Die taugt mir halt“, und Jarreau: „Mir auch!“ Und dann haben wir per Spaß einen Rap gemacht und sogar aufgenommen. Ein ganz toller Mensch war der. Das sind Dinge, die man nicht vergisst.

WANN & WO: Wer war noch da?

Werner Brugger: Die ganze Nacht gesessen sind auch der Fendrich, die Steffi Graf, Stefanie Werger, Arabella Kiesbauer, der ganze FC Bayern, damals mit Mehmet Scholl … das war Kult. So eine Bude gibt es heute gar nicht mehr. Es war wirklich jeder dort. Hubert Rhomberg war Stammgast. Sogar der damalige Landeshauptmann Herbert Sausgruber, und den hat man sonst wirklich nirgendwo gesehen.

WANN & WO: Viele hätten das alte „Opal“ heute noch gerne zurück.

Werner Brugger: Mich spricht man dauernd auf der Straße darauf an. Es gibt ganz viele ehemalige Gäste, die sich eine Revivalparty oder etwas Ähnliches wünschen, aber das möchte ich nicht, das ist einfach Geschichte.

WANN & WO: Sie haben wahrscheinlich ein ganzes Lager an lustigen Anekdoten, oder?

Werner Brugger: Verrückt war, als eine Tankstelle in der Nähe zugemacht hat. Ich bin hingefahren und habe gesagt, ich will die ganze Tanke in die Disco bauen. Die dachten, ich spinne, aber ich habe sie bekommen. Das Team hat dann die ganzen Zapfsäulen ab- und in der Disco aufgebaut. Das hieß dann „Tanken im Opal“, die Bedienungen waren angezogen wie Tankwarte. Ein anderes Motto war „Tropical.“ Da haben wir Liegestühle und Sonnenschirme aufgestellt und den ganzen Boden mit Sand aufgeschüttet. Vier Tonnen. Und eine Kühltruhe mit Gratis-Eis. Das sind natürlich lässige Gags. Lustig war es auch mit dem Fendrich, da gibt es viele Episoden, aber über die kann ich wirklich nicht reden (lacht). Toll war es auch mit dem FC Bayern München und Mehmet Scholl, der sich auf der Zapfsäule mit einer Unterschrift verewigt hat. Es kamen oft Leute rein und man dachte sich, ist er das wirklich, hier in Lochau?

WANN & WO: Sicher einer von vielen Gründen, wieso es so gut gelaufen ist, oder?

Werner Brugger: Das fing schon mit dem Programm an. Andere hatten halt ihren Resident-DJ, der jeden Tag das selbe Programm runterspulte. Bei uns gab es jeden Tag ein anderes Motto. Am Mittwoch etwa war Jazzabend. Donnerstag war Rockabilly. Da hat sich eine riesige Szene gebildet. 1000 Rockabillys jeden Donnerstag. Am Samstag war Chartsabend, da sind wir immer nach Zürich zu einem Importladen gefahren. Und durch den hatten wir schon eineinhalb Monate vor allen anderen die aktuellen Hits, sogar vor den Radiosendern. Wir haben sogar eine Auszeichnung als avantgardistischste Disco Österreichs bekommen.

WANN & WO: Das haben Sie auch stringent duchgezogen?

Werner Brugger: Ja, klar. Ich weiß noch, einmal kam am 60er/70er-Abend einer zu mir ans DJ-Pult hoch, der hat mir tausend Schilling gegeben und gesagt: „Spiel was von Falco“. Da sagte ich: „Na, das passt null dazu.“ Da legte er 2000 hin und sagte: „Spiel Falco.“ Ich sagte nein. Nach einer Viertelstunde kam raus, er habe 5000 Schilling darauf gewettet, dass ich eine Nummer spiele, die nicht zum Programm passt, aber die hat er verloren.

WANN & WO: Wie ist denn das alles gekommen mit dem „Opal“?

Werner Brugger: Ich habe eigentlich Elektrotechniker gelernt, wollte aber immer selbständig werden. Mein zweites Talent war Musik, also habe ich in der Richtung was gesucht. Ich wusste, das kann ich. Dann dachte ich mir, eine Disco. Wir hatten diese riesige Halle. Da war ich 25. So nahm es seinen Anfang.

WANN & WO: Warum haben Sie aufgehört?

Werner Brugger: Es war fertig. Es war ausgebrannt. Gemerkt habe ich es, als die Maturanten kamen, um nach Inseraten für die Maturazeitung zu fragen. Die haben mich immer geduzt. Als sie dann begannen, mich zu siezen, dachte ich: Jetzt ist aus. Club ist Club. Da muss man eine Ebene mit dem Gast haben. Ich bin dann rein in die Stadt und habe das erste originale Segafredo Zanetti-Café eröffnet. Dann habe ich noch das Neptun aufgebaut. Ein kleines Hotel haben wir auch.

WANN & WO: Sind Sie privat noch im Nachtleben unterwegs?

Werner Brugger: Ab und zu rufen mich Freunde an und fragen, ob ich in den Sender komme. Ich gehe auch ganz gerne in Bars, aber da ist es mir oft zu verraucht, und ich habe vor zehn Jahren aufgehört. Da warte ich jetzt dringend auf ein Gesetz. Im Neptun, der LuSt- und der Wunderbar bin ich schon noch gern. Gut Essen gehen mit meiner Frau und im Sommer in den Gastgärten sitzen ist auch toll. Aber ich gehe ehrlich gesagt lieber untertags in Cafés, weil nach 30 Jahren Nachtgeschäft bist du geheilt.

WANN & WO: Was machen Sie denn heute beruflich?

Werner Brugger: Jetzt habe ich zwei Firmen, mit denen ich meine Immobilien verpachte, mache Beratungsgespräche und vor allem konzentriere ich mich auf meine Leidenschaft, die Musik. Ich bin Liedermacher und habe schon recht viele CDs verkauft.

WANN & WO: Ihre Musik ist deutschsprachig, oder?

Werner Brugger: Ja, wobei mein aktuelles Projekt im Dialekt aufgenommen wird. Ich arbeite mit den besten Vorarlberger Musikern zusammen, das macht mir unglaublich viel Spaß. Musik ist meine große Leidenschaft. Und die Leute, mit denen ich Musik mache, würden nicht mit mir arbeiten, wenn die Lieder, die ich schreibe und komponiere, Mist wären.

WANN & WO: Wie wichtig ist Ihnen da der Erfolg?

Werner Brugger: Ich habe nicht die narzisstische Neigung, unbedingt ein Star sein zu wollen. Ich musiziere, weil es Spaß bringt und mich glücklich macht. Ich kann mich mit Musik auch sehr gut ausdrücken. Mein Künstlername Werner Ernst von Hofen ist ja auch sehr bodenständig und ländlebezogen. Werner Ernst ist mein Name und Hofen ist das Gebiet in Lochau, in dem ich wohne, also nix Adel.

WANN & WO: Welche Hobbys haben Sie?

Werner Brugger: Wenn ich meine Hobbys definieren muss, würde ich sagen: Mein Hobby ist die Wissbegierde. Ich schreibe immer wieder mal an einem Buch. Ich bin auch bei der Bodenseereinigung. Das finde ich auch wichtig. Viele fragen mich, Bodenseereinigung, hast du das nötig? Und da sage ich, ja natürlich! Weil das jeder nötig hat! Dass wir auf unseren See schauen. Da darf dir kein Stein aus der Krone fallen.

WANN & WO: Sie werden im nächsten Jahr 60, sehen aber super aus. Was ist Ihr Trick?

Werner Brugger: Und das nach 30 Jahren Nachtgeschäft! Mit jungen Leuten reden. Und ich versuche, frei zu sein, ehrlich zu sein. Dinge wertschätzen und verstehen, dass alle Menschen wichtige Dinge tun. Dass nicht nur der Arzt wichtig ist, sondern auch die, welche die Straße reinigen, auf der ich hinfahre. Das alles hält mich jung.

WANN & WO: Waren Sie immer schon so optimistisch?

Werner Brugger: Ja. Sonst hätte ich das „Opal“ nicht machen können. Ich habe ja auch viel riskiert, bin aus einem komplett falschen Beruf heraus zum Großdiscobetreiber geworden. Da dachte jeder, jetzt ist er komplett blöd. Aber ohne Risiko geht sowieso nichts.

WANN & WO: Bei allem, was Sie immer noch machen – haben Sie noch Zeit für die Familie?

Werner Brugger: Ja, natürlich. Meine Familie ist für mich das Wichtigste überhaupt. Es gab natürlich Zeiten, in denen ich wenig da war. Zu der Hochzeit mit dem „Opal“ kam das Hotel dazu, die Bars und 43 Mitarbeiter. Das hat mir aber auch nicht gut getan. In so einer Situation muss man zurückfahren. Lieber weniger machen, aber das dafür gut.

WORDRAP

Opal: Traumhafte Zeit
Musik: Mein Leben
Familie: Liebe ich über alles
Vorarlberg: Meine Heimat
Lochau: Ein Genuss, hier zu leben

Zur Person

Name: Werner Brugger
Geboren: 19.11.1958 in Bregenz
Wohnt in: Lochau
Familie: Ehefrau Veronika, zwei Töchter

>>Hier die ganze WANN & WO-Ausgabe online lesen<<

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