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Mysteriöse Tanker-Angriffe - Wachsender Druck auf Iran

Welche Maßnahmen gegen den Iran werden die USA setzen?
Welche Maßnahmen gegen den Iran werden die USA setzen? ©APA-AP-AFP-ISNA
Die USA wollen die Haltung des Iran grundlegend ändern. "NZZ" spricht von "akuter Kriegsgefahr".
Nach Attacke auf Tanker: Neuer Krieg droht!
Die Welt hat Angst vor einem Krieg

Nach den mutmaßlichen Angriffen auf zwei Tanker im Golf von Oman wächst der internationale Druck auf den Iran. Der Generalsekretär der Arabischen Liga mahnte Teheran zu Zurückhaltung. "Mein Aufruf an meine iranischen - und ich nenne sie - Brüder: Seid vorsichtig und kehrt euren Kurs um, denn ihr drängt alle in eine Konfrontation, in der niemand sicher wäre, sollte sie passieren", sagte Ahmed Abul Gheit nach einem Treffen mit UN-Generalsekretär António Guterres in New York am Freitag.

Abul Gheit wollte sich noch nicht auf eine Position festlegen. Es gebe widersprüchliche Berichte, wer verantwortlich sei. Das müsse erst geklärt werden. "Die Fakten werden offengelegt werden, da bin ich sicher. Es ist nur eine Frage der Zeit." Treibende Kraft in der Arabischen Liga ist Saudi-Arabien, der Erzfeind des Iran.

USA wollen Haltung des Irans grundlegend ändern

Zu den Spannungen zwischen den USA und dem Iran heißt es am Samstag in der Amsterdamer Zeitung "De Telegraaf":: "Amerika stand bislang recht allein da mit seiner "Kampagne des maximalen Drucks" auf den Iran. Das könnte sich ändern, wenn Teheran seine Aktionen fortsetzt, wodurch die Ölpreise steigen und die Schifffahrt in Gefahr gerät. Dann wäre US-Präsident Donald Trump möglicherweise in der Lage, eine internationale Koalition zu schmieden, die das Land weiter isolieren würde.

Doch was wäre dann die Lösung? Es geht den Amerikanern längst nicht mehr allein um IransAtomprogramm. Sie wollen die Haltung des Landes grundlegend verändernd. Keine ballistischen Raketen, keine Unterstützung von Terrororganisationen wie der Hamas oder der Hisbollah, keine Bedrohung mehr."

"Akute Kriegsgefahr"

Die "Neue Zürcher Zeitung" kommentiert am Samstag die wachsenden Spannungen zwischen den USA und dem Iran so. "Natürlich kann weder den USA noch Iran an einem Krieg gelegen sein, dennoch ist die Gefahr zurzeit so akut wie schon lange nicht mehr. In der gegenwärtigen Situation könnte tatsächlich schon ein weiterer kleiner Vorfall ausreichen, um die Zündschnur zu entflammen und die gesamte Region in die Katastrophe zu stürzen. Auf der anderen Seite haben Teheran und Washington ihre grundsätzliche Bereitschaft zu Verhandlungen immerhin noch nicht aufgegeben. Ein direktes Treffen zwischen der amerikanischen und der iranischen Staatsführung hat es seit 1979 nicht mehr gegeben, doch wann, wenn nicht jetzt, wäre dafür der beste Zeitpunkt?"

"Iran hat es getan"

US-Präsident Donald Trump sah es als erwiesen an, dass der Iran am Vortag die beiden Tanker angegriffen habe. "Iran hat es getan", sagte er am Freitag in der Fernsehsendung "Fox & Friends"; Teheran sei von den USA entlarvt worden. Er bezog sich auf ein Video, dass zeigen soll, wie Soldaten auf einem iranischen Boot etwas von einem der Tanker entfernen, was nach Darstellung der USA eine nicht explodierte Haftmine war. Großbritannien schloss sich der Schuldzuweisen gegen Teheran an.

Iran hat jede Verwicklung in die Zwischenfälle zurückgewiesen und den USA vorgeworfen, die Lage im gesamten Nahen und Mittleren Osten zu verschärfen.

Welche Maßnahmen der USA vorschweben, sagte Trump in dem Interview nicht. Doch deutete er an, dass er "sehr harte Sanktionen" - etwa eine Austrocknung iranischer Öleinnahmen - für ein Mittel halte, um das Land zu Verhandlungen zu bewegen. "Ihnen wurde mit sehr starken Worten klargemacht, dass wir sie an den Tisch zurückholen wollen", sagte Trump. Noch am Vortag hatte er getwittert, dass es "zu früh" sei, "um auch nur über einen Deal" mit der iranischen Führung nachzudenken. "Die sind nicht bereit, und wir auch nicht!"

Die Trump-Regierung hatte sich vor einem Jahr einseitig aus dem internationalen Atomabkommen mit dem Iran zurückgezogen, das Teheran aus Sicht Washingtons zu viele Zugeständnisse einräumt. Seitdem führte das Weiße Haus schrittweise die Sanktionen wieder ein, um Teheran zu Verhandlungen zu bewegen.

Zuletzt haben sich die Spannungen zwischen den USA und dem Iran aber massiv verschärft. Schon vor einem Monat hatte es vor der Küste der Vereinigten Arabischen Emirate Sabotageakte gegen vier Handelsschiffe gegeben. Auch dafür machten die USA den Iran verantwortlich.

Am Donnerstag wurden dann die beiden Tanker ""Front Altair" und "Kokuka Courageous" vor der iranischen Küste im Golf von Oman von Explosionen erschüttert und beschädigt. Ein Team der US-Marine war am Freitag an Bord der Tanker, um nach Angaben eines US-Vertreters forensisches Beweismaterial zu sammeln.

Im Pentagon werden weitere militärische Ressourcen für die Region erwogen, darunter die Stationierung zusätzlicher Raketenabwehrsysteme vom Typ Patriot, sagten Gewährsleute. Die jüngsten Ereignisse könnten solche Überlegungen forcieren. Der geschäftsführende Pentagonchef Patrick Shanahan sagte, die USA wollten sicherstellen, dass ihre Militärkommandeure in der Region nötige Ressourcen und Unterstützung erhielten.

Doch sei der Iran nicht nur ein amerikanisches Problem. Ziel der USA sei es vielmehr, "einen internationalen Konsens" zu erreichen, dass das Problem alle angehe, sagte Shanahan. Schließlich sei die Straße von Hormus von wirtschaftlicher und strategischer Bedeutung. Über die Meerenge werden fast 20 Prozent aller weltweiten Öltransporte auf dem Seeweg abgewickelt. Daher liege es auf der Hand, dass, "wir Notfallpläne machen müssen, falls sich die Situation verschlechtern sollte".

Nach Angaben anderer Regierungsvertreter bewertet Washington zudem nach den jüngsten Vorfällen die US-Präsenz in der Region neu. Dabei würden Optionen geprüft, wie die Sicherheit des Schiffsverkehrs in der Region gewahrt werden könne. Insbesondere der internationale Handel über die Straße von Hormus dürfe nicht beeinträchtigt werden. Eine Idee sei, dort Schiffe von anderen Schiffen der USA und deren Verbündeten begleiten zu lassen. Ein solches Vorgehen habe es schon in der Vergangenheit gegeben. Vor einer Entscheidung würden jedoch Verbündete eingebunden, hieß es.

(APA)

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