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Musterungen in Vorarlberg: "Mit Verboten geht gar nichts"

Das bunte Treiben der Gemusterten ist schon seit jeher Tradition im Bregenzerwald
Das bunte Treiben der Gemusterten ist schon seit jeher Tradition im Bregenzerwald ©Privat
Egg - Durch das wilde Treiben der Musterer im Bregenzer­wald fühlen sich manche gestört. W&W hat nachgefragt.

In der Nacht auf Sonntag wurde die
Linde auf dem Kreisverkehr in Egg bereits zum dritten Mal gefällt
. Für viele lag die Vermutung nahe, das könnten doch Musterer gewesen sein, die im Bregenzerwald ihre Tradition, nach der Musterung ausgiebig zu feiern, noch deutlich intensiver ausleben, als es auf dem Land der Fall ist.
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„Ich bin überzeugt, dass das mit dem Baum keine von den Musterern waren“, betont der Egger Bürgermeister Paul Sutterlüty im Gespräch mit W&W. „Wir werden generell überlegen, ob es Sinn macht, einen Kreisverkehr mit einer Linde zu begrünen. Die wächst ja und das viele Laub könnte zu Problemen führen.“

„Früher noch viel wilder!“

In früheren Jahren sei die Tradition der Musterer noch deutlich intensiver ausgelebt worden: „Früher war es viel wilder! Da sind sie ja noch mit ihrem Wagen durch den Ort gefahren. Das größte Problem war, dass die Betrunkenen regelmäßig vom Wagen gefallen sind. Aus diesem Grund wurde beschlossen, dass es einen fixen Platz dafür geben muss, an dem der Wagen auch abgestellt werden soll.“

„Vernünftiges Miteinander“

Nachdem es in vergangenen Jahren immer wieder zu Problemen mit der Musterer-Tradition gekommen sei, habe man in Egg Maßnahmen ergriffen. „Schon vorab gab es einen Runden Tisch mit den jungen Männern, der Polizei und mir“, erklärt Bürgermeister Sutterlüty. „Bei diesem haben wir gemeinsam die Rahmenbedingungen festgelegt, unter denen die Tradition weiterhin bestehen bleiben kann. Es gibt schon einzelne Bürger, die sich davon gestört fühlen, aber mit Verboten erreicht man gar nichts! Hier muss es doch ein vernünftiges Miteinander geben, damit die Tradition bestehen bleiben kann.“
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Ähnlich denkt auch Fabian (21) aus Egg, der vor einigen Jahren selbst gemustert wurde: „Ich finde schon, dass diese Tradition weitergeführt werden sollte. Allerdings sollte es nicht komplett aus dem Ruder laufen. Vor allem Sachbeschädigungen sollten nicht vorkommen“, betont er. Bürgermeister Sutterlüty führt weiter aus: „Die Maßnahmen haben gewirkt, die Musterer des Jahrgangs 1999 aus Egg haben sich im Großen und Ganzen vernünftig verhalten! Darum hat die Gemeindevertretung am Montag einstimmig festgelegt, das zukünftig weiterhin so zu machen.“

„Mehr Sicherheit“

Die wichtigste Maßnahme sei gewesen, das bunte Treiben der Musterer ins Ortszentrum zu verlegen. „Im Gedanken an mehr Sicherheit war mir das besonders wichtig“, betont der Bürgermeister. „Wenn sie be­­trunken auf der Straße stehen, wäre das eine Gefahr für Verkehrsteilnehmer und auch sie selbst. Was im Dorfzentrum aber erlaubt ist und was nicht, haben wir schon vorab genau besprochen.“

„Sonntags in die Kirche“

Der Bürgermeister habe in der vergangenen Woche ein wachsames Auge auf den Dorfplatz gehabt. „Ich war jeden Tag öfter da, habe mit den jungen Männern geredet und auch ein wenig darauf geachtet, dass die Musik nicht allzu laut wird. Nach 22 Uhr muss man sich natürlich an das Gesetz halten.“ Am Samstag habe Sutterlüty dann noch eine weitere Vereinbarung mit den Musterern getroffen: „Unser Pfarrer hat mich auch mehrmals bei den Besuchen begleitet und wir haben dann abgemacht, dass alle Musterer am Sonntag in die Kirche gehen werden. Davor sollten sie den Platz picobello aufräumen, was wunderbar geklappt hat!“

Selbst die Polizei gerufen?

Bei der WANN & WO-Recherche wurde auch angedeutet, der Bürgermeister habe am Freitag sogar selbst wegen Ruhestörung die Polizei gerufen, was Sutterlüty merklich amüsiert. „Nach einer Veranstaltung vom Roten Kreuz Bregenzerwald bin ich am Freitag zusammen mit dem Pfarrer noch rüber gegangen. Zufällig sind dann auch zwei Streifenpolizisten dazu gekommen. Das hat vermutlich jemand gesehen und gleich interpretiert, ich habe die Polizei gerufen. Da sieht man mal, wie schnell so ein Gerücht die Runde macht (lacht).“

„Auch bei uns im Rahmen“

Im Gegensatz zu Egg sei es in der Nachbargemeinde Andelsbuch angeblich turbulenter zugegangen, heißt es aus der Bevölkerung.
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Sutterlütys Amtskollege, Bernhard Kleber, weist ebenfalls darauf hin, dass das Feiern im Rahmen geblieben sei. „Das gehört einfach dazu. Dass ein paar Flaschen kaputtgehen, ist bei so gut wie jedem Fest der Fall. Es ist eine traditionelle Geschichte, die aber schon im Rahmen bleiben muss“, sagt Kleber.

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