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Museumsfassade als Zankapfel

Schruns – Als emotionsgeladener Abend entpuppte sich ein VN-Stammtisch zum Streitthema Museumsneubau in Schruns.
Museumsprojekt im Zentrum von Schruns
Was sagen die Podiumsteilnehmer?

Wie hoch die Wogen in Schruns derzeit gehen, wurde gleich zu Beginn der eineinhalbstündigen Debatte deutlich. Und sorgte gleichzeitig für Verwunderung. Siegfried Neyer, dereinst Klubobmann der Freiheitlichen im Landtag, ist seit geraumer Zeit für die Schrunser Gemeinschaftsliste „Metnand för Schru“ tätig und hatte von Beginn an die Neu- und Anbaupläne strikt abgelehnt. In seinem Eingangsstatement übte Neyer („Ich nehme nicht an einer Propagandaveranstaltung teil“) harte Kritik daran, „als einziger Gegner aufs Podium geladen zu sein“, verließ, ohne ein einziges Argument gegen den Bau zu nennen, das Podium und nahm auf den Besucherstühlen Platz.

Neubau steht außer Zweifel

Nach diesem Abgang, den ein 17-jähriger Stammtischbesucher mit den Worten kommentierte, „Propaganda ist das, was Herr Neyer hier gemacht hat“, ging eine emotionale Diskussion über die Bühne. Einig waren sich Podiumsmitglieder und Stammtischteilnehmer lediglich in einem Punkt – dass nämlich für das Heimatmuseum etwas getan werden muss. Ein anderes Thema zog sich wie in roter Faden durch den Abend. Nämlich jenes der Fassade, so wie sie das preisgekrönte Architektenduo Stefan und Bernhard Marte präsentiert und damit auch einen Wettbewerb gewonnen hatte.

Volk stimmt im November ab

Tenor der im Saal sitzenden Gegner: „Wir sind ja nicht gegen einen Museumsneubau aber gegen eine Fassade, die einem Betonklotz gleicht.“ Befürworter hielten dagegen: „Gefällige Architektur ist nicht immer eine gute Architektur.“ Die Brüder Marte hätten Pläne „für ein zeitgenössisches und zukunftsweisendes Museum“ erarbeitet, betonte Museumsdirektor Andreas Rudigier. Man werde abwarten, „wie sich die Schrunser bei der Volksabstimmung am 20. November entscheiden, und dann weitersehen“, betonte Martin Netzer als stellvertretender Montafoner Standesrepräsentant. Neun von zehn im Stand vereinigten Gemeinden hätten sich für die Umsetzung des neuen Museums ausgesprochen. Der Schrunser Bürgermeister Karl Hueber versuchte, hochgehende Wogen im Publikum zu glätten: „Ich habe viele ehrliche Meinungen von jungen und älteren Bürgern mit Namen bekommen und bei mir im Rathaus. Es liegt nun bei den Bürgern, zu entscheiden, wie es weitergeht“, sagte Hueber. Er, Hueber, hoffe jedenfalls „auf eine vernünftige Lösung“ und gehe davon aus, dass ein Kompromiss gefunden werden kann. Hueber, ohne in seinem Statement auf die Architektur des An- und Neubaues von Marte.Marte einzugehen: „Ich möchte ein funktionierendes Museum in Schruns haben.“

„Museum ist ein Behältnis“

„Wir haben uns sehr intensiv mit dem Projekt in Schruns beschäftigt und sind zutiefst überzeugt davon. Das Vorhaben erfüllt alle erforderlichen Funktionen und wurde von einer Fachjury an die Spitze gereiht“, sagte Planer Stefan Marte am Podium. Nachsatz: „Es ist aus unserer Sicht schade, wenn es nicht jedem gefällt.“ Dem Vorwurf, einen „Betonklotz“ im Ortszentrum errichten zu wollen, hielt Marte entgegen: „Ein Museum ist eine Aufbewahrungsstätte und muss als Behältnis Geschlossenheit aufweisen. Das liegt schon in der Natur der Sache.“ Er verbinde „mit dem Wort Betonklotz Starrheit“, meldete sich Helmut Schlatter als gebürtiger Schrunser aus dem Publikum zu Wort. „Das vorgelegte Projekt ist offen. Es wird einer Tourismusgemeinde wie Schruns viel bringen.“

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