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Mundl-Premiere in Wien: Wehmut regierte

©APA
Drei Jahrzehnte nach der letzten Folge von "Ein echter Wiener geht nicht unter" rund um "Mundl" Sackbauer und seine Favoritener Familie. Die "Sackbauer-Saga" kehrt als Kinofilm zurück - und es herrschte Wehmut im Publikum. Was wurde aus den Darstellern?

Modenschau gab es keine und Stemmer waren auch weit und breit nicht in Sicht. Vom Bier mit Laschenverschluss, das so schön knallt, Doppler-Flaschen und “Gummiadlern” ganz zu schweigen. Stattdessen roter Teppich, feine Roben, teure Anzüge und schönbrunnerisch gefärbter Dialekt. Rund drei Jahrzehnte nach der letzten Folge von “Ein echter Wiener geht nicht unter”, besser bekannt als “Mundl”, spendeten am Mittwochabend im Wiener Millennium-Center rund 1.400 Gäste bei der Premiere der “Sackbauer-Saga” als Kinofilm zwar höflich, aber zurückhaltend Applaus.

Mundl ist alt geworden

Der Mundl ist nach 30 Jahren nicht mehr das, was er einmal war. Dass die Zeit nicht spurlos an den Protagonisten vorübergegangen ist – “eh kloa”. Das Bier trinkt der Herr Sackbauer Senior mittlerweile aus Dosen, und aus dem Sittich ist ein ausgewachsener Papagei geworden. Der beste “Schmäh” im Film war geliehen – und zwar aus einer nicht minder kultigen Fernseh-Serie. “Kommissar gibt’s kan”, ließ Franz Buchrieser als kauziger Polizist und Mundl-Freund wissen.

Bei der Premiere spiegelte sich die Metamorphose der Sackbauers etwa in der überdimensionierten Fliege von Karli alias “Trottel” alias “Rauschkind” alias Klaus Rott wider. Sogar das Oberhaupt der TV-Familie, Karl Merkatz, erschien im ausgesuchten Zwirn und sprach ausschließlich Hochdeutsch.

Nach zwei eher tränenreichen als zwerchfellerschütternden Stunden präsentierte sich das gesamte Film-Team vor der Leinwand dem Publikum. Ernst Hinterberger, Schöpfer des Mundls und seiner Sippschaft, zeigte sich mit dem Produkt durchaus zufrieden: “Wir waren vor 30 Jahren ein gutes Team und jetzt auch wieder, und das war schon eine gute Sache”.

Einer der ohnehin ausführlich gewürdigten Sponsoren verteilte anschließend sein zeitmessendes Erzeugnis an die Schauspieler. Diese nahmen die Präsente bereitwillig entgegen, besonders die sehr gut gelaunte Dolores “Fini” Schmidinger, die als einzige für etwas Partystimmung sorgte. Merkatz kommentierte das Geschenk in typischer Mundl-Manier: “Was ist denn eine Swatch?”.

Gute, alte Zeit

Die gedämpfte Atmosphäre im riesigen Kinosaal mag auch daher rühren, dass die Stars allesamt in die Jahre gekommen sind und im Film sehr viel Wehmut über die gute, alte Zeit, mitschwang. Hinzu kam, dass der kürzlich verstorbene Kurt Weinzierl als kerniger Tiroler Vitus Egger im Streifen seinen letzten Auftritt hatte und Götz Kauffmann nicht auf der Höhe seiner Kräfte wirkte. So machte sich bei allen das Gefühl breit, dass es wohl nicht mehr allzu viele Mundl-Filme geben wird.

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