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MundartMAI

Gelungene Auftaktveranstaltung zum MundartMAI
Gelungene Auftaktveranstaltung zum MundartMAI ©Veronika Hofer
Auftaktveranstaltung zum MundartMAI

Auftaktveranstaltung im Reichshofsaal war ein voller Erfolg

Lustenau. Schmissig wurden am Sonntag Vormittag die zahlreich erschienen Zuhörer zur Mundartmatinee im Reichshofsaal von WolfgangVerocai (git, voc) und Markus Dürst (akk) mit einem Song aus der neuen CD “50 plus” begrüßt: “Alls ischt cool, alls ischt geil, alls ischt mega, alls ischt steil……..” heißt es da im Hinblick auf die Sprache der Jugend.

Unser Dialekt ist im Fluss “rhinuuf, rhinaab, heona und deona”
Bürgermeister Dr. Kurt Fischer begrüßte nicht nur die Gäste und dankte Ulrich Gabriel für seine Initiative, sondern referierte tiefsinnig über den Dialekt, das Fremdsein und die Sprache der Jugend. So meinte er u. a., dass es ein deutliches Lebenszeichen einer Sprache, die ständig im Gebrauch und daher auch im Fluss ist, wenn junge Menschen im Dialekt schreiben (sms), lesen und singen.

Mundarten sind ein altes Unterscheidungsmerkmal
Auch “Gaul” Prof. Ulrich Gabriel, der die Veranstaltungsreihe unter dem Titel “make gsi, not war” ins Leben gerufen hat, gab interessante Überlegungen zur Mundart zum Besten. “Im kleinen Land Vorarlberg gibt es nach wie vor eine Fülle von Mundarten und in den nächsten vier Wochen sollen diese in allen Sprach- und Wortmelodien erklingen”, erklärte er.

Nach einem weiteren Lied von Wolfgang Verocai, in dem es heißt: “Wänn d’ Äuoli nid reächt säga kascht, biescht z’ Luschnou nid bi jedom Gascht”, war Adolf Vallaster, Mundartautor aus Mäder, als erster Vortragender an der Reihe. Mit seinen heiter-ironischen und treffsicher pointierten Prosatexten begeisterte er die Zuhörer. Eine Kostprobe davon:

Muattersprôôch

Mine Enkel lernen
A Muatter- und
a Vattersprôôch.
Voa dr Muatter dütsch
und vom Vatter ungarisch.

Mine Muatter und
min Vatter
hôn o nid all
das gliich gseet,
abr a zweite Sprôôch
han i weagad äm
nid glernt.

Wolfgang Verocai hat auch Gedichte von Hannes Grabher vertont, darunter “Bäorodreäck”, das er bei der Matinee vortrug. Eine angenehme Melodie, ein Text, der für viele Kindheitserinnerungen wachrief, wurde von Verocai und seinem kongenialen Partner Markus Dürst gekonnt vorgetragen.

Anneliese Zerlauth aus Ludesch erfreute mit feinsinnigen lyrischen Texten und verschmitzt beschriebenen Alltagsbetrachtungen, wie der folgenden:

Putzverruckt

Tua mer d’ Schuah ab
i ho grad frisch putzt
gang mer net i d’ Stuba
i hon grad frisch gsaugerat
hock mer net uf z’ Kanapee
i hon grad Küssi
neu ahigleet
hock mer net zum Tisch
i hon grad d’ Eckbank
greinigt
liig mer net iz Bett
i hon grad frisch aazoga.

Hoscht d’ Feschtera
o scho putzt?
I tät gern ussi luaga
ob d’ Noochbüri
a Zimmer frei hot.

Aus Thüringerberg kommt René Burtscher, der jüngste unter den Mundartautoren, die sich im Reichshofsaal einem aufmerksamen Publikum vorstellten. Unbekümmert präsentierte er sich als stiller Beobachter, wie im folgenden Text:

Wenn i des gwisst het

Wenn i des gwisst het,
denn wär i ned of Bludaz gfahra.
Wenn i des gwisst het,
denn wär i jetz ned a so an truuriga Huufa.
Wenn i des gwisst het,
i wär z’ Fuaß ganga.
Wenn i des gwisst het,
denn tät i jetzt ned im Spitol liga.
Wenn i des gwisst het?
So jömrand viel Lüt,
aber es isch scho guat, dass ma
‚s nid vocher wäß,
sus tät ma i dr Angst läba
und ma hets nümma lustig
mitnand.

Mit besonders trockenem Humor und gepfefferten Pointen erntete Werner Hagen aus Dornbirn mit seinem lebendigen Vortrag Lachsalven unter den Zuhörern. In seinen Texten schaut er den Leuten “aufs Maul” und nimmt selbst kein Blatt vor den Mund. So auch, passend zum Logo des MundartMAIs, im folgenden Text:

Warbergar

Gsibergar sterbond jetz langsam us.
Bald spilt ma dom Letschto do Abschidsbluus.
Nid, will se nid guot im Varmehro siond,
nei, döt siond se fliißig und händ ou vil Kiond.
Abr Gsibergar siond as halt kuone meh,
will ‚s Gsi ischt varschwundo, varsoffo im See.
Ma seit bloß no war: “I war uf ar Paarti,
däs war ächt gail und irre smarti!”
Söll m däs Gsi jetz varsuocho zum Retta,
us om Wassor fischa, uf d’ Matto betta
und döt beatma vo Mund zu Mund?
Küsso tuot all guot und ischt ou gsund.
Uf or andro Sito ischt as scho klar,
zun Voradlbergar passat ou War
bi iorom Hang zum Matriello.
Si künnond reochna und guot zello,
tuond gern mit Ikoufswägo renno;
drom künnt ma s’ ou Warbergar nenno.
Wenn jetz d’ Regierung per Dekret
‚s Gsi widor strikt vorschriibo tät
und tätit ‚s War ganz streng varbüto,
dass ma jo kuos meh fiondt bin Lüto,
dänn müßtond Tausende glai springo
und iore War dom Flohmarkt bringo.

Sozusagen als “Lokalmatador” war Otto Hofer aus Lustenau als Letzter an der Reihe. Im Andenken an Hannes Grabher trug er sein Lieblingsgedicht aus Kindertagen vor und schloss mit heiteren Erzählungen seiner Jugenderinnerungen aus seinem Buch “Geboren in Lustenau” an. In gewohnter Weise hatte er die Lacher auf seiner Seite. So auch mit dem folgenden Gedicht:

Dar Nôchwuchs
“Mama, los, hei säg mr ou,
wi as Kendli git bir Frou.”
D’ Mama ischt am Rasomäiho,
Ziibolo stecko, Blômo säiho,
si seyt zum Buobo nid gad viil:
“I han jetzt wirkli nid drwiil,
das gôht längr zum arklöro,
du sottischt ou noch eltr wäoro.”

“Nimand seyt mr, was ma tuot”,
muont dar Buob und louft still fuort.
Ar gôht in Käor, iehm kunnt in Seo:
“I muoss doch dô gad Sômo neo,
wi o d’ Mama säiht vôruss,
gad, ich ströü o henn im Huus.”

Ar neot an Rätisômo häor
und ströüt o donn im hiendro Käor
ganz vrsteckta, hiendr a Fass
in a Tuulo, donkl, nass,
wüorft a Harrasbreättli druuf
“So – jetz kunnt a Sprößli uuf.
I hoff gad, daß o nimand fiendt,
jetz han i bald a-n auogos Kiend.”

Maunat spötr fallt om in:
‚Was mag gad don im Moschtkäor sin?
I muoß ga luoga, ondr’s Breätt,
wi ‘s jetzt ou min Kendli heät.’

Ar lupft das Breättli und, beigott,
drondrt litt a dicki Krott.
Ar tuot an Schnauor im donklo Käor:
“Wänn ich nid dina Vattr wär,
i gäb dr uoni uf-o Griend,
abr mein, du biescht min Kiend.”

Zum Abschluss gab Wolfgang Verocai noch seinen Hit “Rosi us’r Vogewosi” zum Besten und eine frohgestimmte Zuhörerschar dankte den Mitwirkenden mit begeistertem Applaus.


Weitere Veranstaltungen aus der “Sprachklangreihe” MundartMAI:

Sonntag, 8. Mai (Muttertag), 17 Uhr
Indisches Restaurant Haslach Dornbirn
“Geboren in Lustenau” (Lustenauer Mundart und Musik)
Otto Hofer und das Duo Bartlis

Sonntag, 15. Mai, 17 Uhr
Indisches Restaurant Haslach Dornbirn
“Gschiedr as wio Salomons Katz”

Es liest: Birgit Rietzler aus Au
Musik: Anton Lingg (git, voc)

Kartenreservierung: 05572 22065
www.unartproduktion.at

 

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