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"Müssen uns besser aufstellen"

Feldkirch - Statthalter und Gesundheitslandesrat Markus Wallner zum personellen Notstand im Feldkircher Landesspital.
Herr Statthalter, wie wollen Sie akute personelle Engpässe wie jene in der Anästhesie im Landeskrankenhaus Feldkirch künftig verhindern?

Markus Wallner: Langfristig wird uns das nur über eine Maßnahme gelingen: Wir müssen bei der Personalsuche wettbewerbsfähiger werden und verbesserte Rahmenbedingungen für unsere Ärzte vor Ort schaffen. Früher haben sich auf die Ausschreibung einer Medizinerstelle in einem Landesspital bis zu zwei Dutzend Ärzte gemeldet; heute erhalten wir auf eine Ausschreibung mitunter eine einzige Bewerbung. Einige gegensteuernde Maßnahmen wurden bereits getroffen. Diese werden allerdings nur dann greifen, wenn die Stellen voll besetzt werden können. Dies gilt vor allem für die zeitliche Entlastung. Darüber hinaus wurde jetzt beschlossen, die Kaderärzte ab Jänner 2012 besser zu entlohnen.

Wie soll die Gehaltsreform für Vorarlbergs Spitalsbedienstete aussehen und wie viel soll ein Arzt künftig mehr verdienen?

Markus Wallner: Die Mitarbeiter in den Spitälern werden nach dem Landesbedienstetengesetz 1988 entlohnt. Das hat sich zwar über Jahre bewährt, ist heute allerdings nicht mehr zeitgemäß. Auf dem Hintergrund eines europaweiten Ärztemangels müssen wir uns in der Frage Einkommen und Arbeitszeiten besseraufstellen. Das Einkommen ist derzeit deutlich zu stark abhängig vom Lebens- sowie Dienstalter. Außerdem können für besonders engagierte Mitarbeiter viel zu wenig Anreize geschaffen werden. Die Vorarbeiten zur Gehaltsreform laufen seit Juni 2011, eine Umsetzung wird mit 2014 angepeilt.

An welcher Schraube muss Ihrer Meinung nach im Hinblick auf die Medizinerentlohnung in den Landesspitälern zuerst gedreht werden?

Markus Wallner: Die Fakten liegen eigentlich auf dem Tisch: die derzeitigen Grundgehälter sind zu nieder angesetzt, es gibt deutlich zu viele unterschiedliche Zulagen und die mangelnde Anrechnung von Vordienstzeiten bereitet abermals Schwierigkeiten. Mit anderen Worten: Um die besten Mitarbeiter ist ein europaweiter Wettbewerb entstanden, der uns aufgrund der Nähe zu Schweiz und Deutschland stark herausfordert. Mit Angeboten in der benachbarten Schweiz können wir vom Gehaltsniveau derzeit sowieso nicht mithalten. Da müssen wir uns zumindest derzeit geschlagen geben.

Viele der jungen Mediziner, deren Ausbildung hierzulande bezahlt wird, wandern ins Ausland ab. Sollen ausgebildete Ärzte für einen gewissen Zeitraum zur Arbeit in Österreich verpflichtet werden?

Markus Wallner: Eine derartige Verpflichtung ist rechtlich und auch im Hinblick auf das geltende Niederlassungsrecht in den Ländern der Europäischen Union nicht möglich.

Wie wollen Sie dann diesem Trend zum Auswandern in „Hochlohnländer“ für Mediziner begegnen?

Markus Wallner: Für mich steht eines fest: Unsere wichtigste Zukunftsaufgabe wird darin liegen, junge Menschen für ein Medizinstudium begeistern zu können und sie damit für den Arztberuf zu gewinnen. Wir brauchen ganz einfach wieder mehr Medizinernachwuchs. Darüber hinaus sind aus meiner Sicht mehr Studienplätze an den österreichischen Universitäten und eine andere Form des Studieneingangs gefragt.

Ist die Zahl der Planstellen im Spitalsbereich derzeit so ausgelegt, dass derartige Notstände bei genügend vorhandenen Medizinern nicht mehr eintreten können?

Markus Wallner: Den eigentlichen Engpass bildet in der Regel nicht die Gesamtzahl der Planstellen, sondern die Verfügbarkeit von Ärzten am Markt. Darüber hinaus schlägt sich auch der Nachwuchsmangel sowie steigender administrativer Aufwand negativ zu Buche.

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