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Mountainbiker dürfen hoffen

Bregenz - Die Mountainbiker im Ländle dürfen hoffen. Bis längstens 2015 soll es analog dem Wanderwegekonzept ein “ mindestens ein paar tausend Kilometer umfassendes“ Wegenetz auch für Bergradler geben. Mountainbikertouren

Verspricht LR Manfred Rein und redet gleichzeitig Klartext: “ Diese Entwicklung wurde von touristischer Seite eindeutig verschlafen.“ Mag. Christian Schützinger, Direktor von Vorarlberg Tourismus, kontert: “ Wir haben den stärkeren Ausbau des Mountainbikenetzes ins Landestourismuskonzept hineinreklamiert.“ Abgesehen davon könne man etwas, das nicht vorhanden ist, kaum antreiben.

Mit derselben Qualität und Konsequenz, wie das Wanderwegenetz aufgebaut worden sei, solle man auch für andere alpine Bewegungsformen eine Infrastruktur anbieten, meint Schützinger. Diesseits des Arlbergs muss diese Diskussion nicht mehr geführt werden.

Schon vor gut zehn Jahren haben Land Tirol und Tirol Werbung mit den Grundeigentümern entsprechende Vereinbarungen getroffen. Die Eckpfeiler des Modells: In einem Vertrag zwischen Wegerhalter bzw. Grundbesitzer und Gemeinden oder Tourismusverbänden wird der Weg für das Radfahren freigegeben. Das Land fördert das zwischen Wegerhalter und Tourismusverband oder Gemeinde vereinbarte Entgelt mit einem jährlichen Landesbeitrag in Höhe von EUR 0,11 pro Laufmeter Weglänge. Zudem finanziert das Land Tirol die einheitliche Beschilderung der freigegebenen Routen analog der Schipisten und schließt eine Wegerhalter- und Betriebshaftpflichtversicherung für alle Wege ab.

Nur zwei Regionen

Heute stehen den Mountainbikern mehr als 4700 genehmigte Radkilometer zur Verfügung. Herzstück ist der “ Bike-Trail“ , der über 1000 Kilometer quer durchs ganze Land führt und seit heuer massiv beworben wird. “ Gefragt ist das Angebot besonders bei deutschen und italienischen Urlaubern“ , sagt Ingrid Schneider, die den Bereich Themenmanagement betreut. Vor allem aber scheint es sich um zukunftsträchtiges Gästepotenzial zu handeln. Denn Mountainbiker sind laut Schneider unter vierzig und damit deutlich jünger als der Durchschnittsurlauber, gut gebildet sowie zahlungskräftig.

Während sich die Tirol Werbung auch auf ihrer Internetseite ganz selbstbewusst als Bikeland deklariert, gibt sich der Vorarlberg Tourismus in dieser Sache eher bescheiden. “ Vorarlberg ist ein Newcomer unter den Mountainbike-Regionen“ heißt es da. Wie wahr. Gerade einmal zwei Regionen haben in den letzten Jahren ihr Mountainbikenetz beschildert und Folder aufgelegt. Dazu zählen das Montafon (860 Kilometer und 30 Strecken) und die Alpenregion Bludenz (200 Kilometer). Der Vorarlberg Tourismus legt jährlich eine Broschüre “ Tipps für Rad & Bike“ auf. Sie informiert über Mountainbikerouten, stellt ausgewählte Strecken vor und hält Pauschalangebote für Biker parat. “ Es ist wichtig, auch Urlaubsangebote rund um das Thema Mountainbike zu schüren“ , meint Christian Schützinger.

Modellregion geplant

Der zuständige LR Manfred Rein redet gar von einem “ dringenden Bedarf für den heimischen Tourismus“ . Um das Konzept auf Schiene zu bringen arbeiten Raumplanung und Straßenbau jetzt eng zusammen. Bis Mai soll die Organisationsstruktur stehen. Dann geht es an die Umsetzung. “ Das Thema muss mit den Grundbesitzern gründlich aufgearbeitet werden“ , betont Rein. Süffisanter Nachsatz: “ Das Land hat schließlich viel Geld in die Güterwege investiert.“ Anschließend soll am Hochtannberg eine Modellregion entstehen. Es herrsche kein Notstand, doch es gelte, die Sache zu ordnen, so Rein.

KOMMENTAR
Ausgebremst

MARLIES MOHR marlies.mohr@vn.vol.at

Ich kann mich gut an die erste Reportage zu diesem Thema erinnern. Die Zeitungen druckten noch Schwarz-Weiß-Fotos und das Mountainbiken war so jung wie der Sporthändler in Partenen, der uns das Vergnügen nahe brachte. Sogar der damalige Bürgermeister von Gaschurn, Heinrich Sandrell, und der örtliche Tourismuschef, Arno Fricke, inzwischen oberster Montafonwerber, schwangen sich auf, um fürs Rad die Werbetrommel zu rühren.

Es war faszinierend, die Bergwelt auf diese Weise zu erobern. Im Einklang mit der Natur und penibel darauf bedacht, mit keinem Wanderer aneinander zu geraten. Es gelang. Bis auf einen Raunzer. Aber der findet sich zu ebener Erde auch. Im Montafon wurden die Zeichen der Zeit erkannt. Sensible Gebiete hat man ausgespart, taugliche geöffnet. Heute läuft es „relativ rund“ wie DI Hubert Malin vom Stand Montafon bestätigt. Anderenorts blocken Alp- und Güterwegegenossenschaften wo es nur geht. Dabei gibt es zumindest versicherungstechnisch überhaupt kein Grund, die Mountainbiker derart auszubremsen. Sowohl Land als auch Gemeinden verfügen über entsprechende Haftpflichtversicherungen. Die Sache hat sich schlicht und einfach auf die emotionale Ebene verlagert. Wobei sich die Frage stellt, wer da wen wirklich stört. Es ist ein Beharren auf Standpunkten, für die es kaum stichhaltige Argumente gibt. Gehen, oder noch besser, radeln wir doch aufeinander zu und werden, wenn schon nicht dicke Freunde, zumindest faire Sportskameraden.

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