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Mordprozess: Intimes wird öffentlich

Am Morgen des 27. Juni nahm die Polizei die Ermittlungen auf.
Am Morgen des 27. Juni nahm die Polizei die Ermittlungen auf. ©VOL.AT/Bernd Hofmeister
Feldkirch - Im Verfahren um das Ehedrama in Nüziders muss die Beziehung genau untersucht werden.
Ehe-Drama in Nüziders
24 Zeugen beantragt

Im Juni 2011 tötet der Maurer Michael W. seine Frau Jasmin im Ehebett in Nüziders. Einen Termin für den zweitägigen Mordprozess gibt es noch nicht. Fest steht aber, dass in jenem Schwurgericht das Privatleben der beiden bis ins letzte Detail erörtert werden muss. Für die Verhandlung einer Beziehungstat ist eine Beziehungsanalyse logischerweise Voraussetzung. Für Täter- und Opferfamilie keine leichte Situation.

Aufzeichnungen

Der Beschuldigte hat nach seiner Festnahme Gedanken und Gefühle niedergeschrieben. Wie sehr er seine Frau und deren Sohn geliebt habe. „Er idealisiert seine Frau in starkem Ausmaß“, wird psychiatrisch festgestellt. Auf der anderen Seite reitet der Mann jedoch ständig auf den negativen Seiten herum. Die Experten sehen darin eine deutliche Spaltung. „Gegenseitige Eifersucht“ scheint das zentrale Thema gewesen zu sein. Ohne Aussage der Verstorbenen lässt sich aber nur schwer sagen, wer auf wen stärker eifersüchtig war und wer mehr darunter gelitten hat. Die Friseurin hat am Todestag auf der Internetplattform Facebook ihren Beziehungsstatus jedenfalls von „verheiratet“ auf „­single“ geändert.

Liebe und Hass

Die Beziehung der beiden war von unüberwindbaren Gegensätzen geprägt: Wunsch nach Sicherheit und Geborgenheit auf der einen Seite, Aggressivität und Kontrollanspruch auf der anderen. In seinen Aufzeichnungen führt der diplomierte Bautechniker aus, wie ihn seine Frau, die er im Internet kennenlernte, nervte. „Sie hat mich zur Heirat gedrängt und ist mir ständig wegen einer Brustvergrößerung in den Ohren gelegen. Ich habe sie nie geschlagen, nie bedroht. Sie mich jedoch öfters“, behauptet der Mann mit 1,81 m Körpergröße und 82 Kilo Körpergewicht. Er habe geweint und gebettelt, sie möge aufhören, aber die Friseurin habe kein Erbarmen mit ihm gehabt und weiter auf ihn eingetreten. Psychiater erkennen bei dem Mann eine klare Tendenz, Dinge zu dramatisieren. „Es geht hauptsächlich um seine Gefühle und darum, Verständnis für seine Situation zu erlangen. Er fühlte sich von ihr kontrolliert und sieht sich als Opfer“, stellen psychiatrische Fachärzte fest. Michael W. ist froh, in der Justizanstalt als Hausarbeiter arbeiten zu dürfen. Seine Familie steht hinter ihm und das stärkt ihn. Verteidiger Nicolas Stieger rechnet damit, dass es in sechs bis acht Wochen zum Prozess kommt.

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