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Monologisierende Erinnerung an die beste Freundin

Großartige Charakterdarstellung von Alexandra Tichy
Großartige Charakterdarstellung von Alexandra Tichy ©kuehmaier

Bregenz. Das Theater Kosmos reflektiert in seiner neuesten Vorstellung, der Uraufführung von Marlene Streeruwitz Charakterstück “Der Abend nach dem Begräbnis der besten Freundin” eine schonungslose Auseinandersetzung der Beziehungsbasis zweier Menschen.

Selbstzweifel und Selbstkritik spielen eine wichtige Rolle in der Aufarbeitung des Todes der geliebten Freundin, da die persönlich so notwendig erachtete Anwesenheit zum Zeitpunkt des Todes nicht realisiert worden war. Aber auch Ausnutzungs- und “immer für sie da sein” Empfindungen führen nachträglich, in der Auseinandersetzung mit ihrem Tod zu belastenden Momenten.
Was ist Trauer, wie kann man sie ermessen, etwa in der Größe des Schweinsbratens oder der Dicke der Knödel beim Leichenschmaus? Die persönliche Zwiesprache führt immer wieder an den Rand des Erträglichen, das Schuldgefühl durch die Abwesenheit in der Todesstunde der besten Freundin wird zur fixen Idee, zur Wahnvorstellung, die sich einbrennt; nicht dagewesen zu sein, nicht die letzten Worte gehört zu haben, nicht die Nähe gegeben zu haben, die man geben wollte. Die Gedanken drehen sich im Kreis, führen immer zurück zum unaufgearbeiteten Abschied und zur Auseinandersetzung mit dem eigenen Tod, mit der Einsamkeit, Verlassenheit und dem Zurückgeworfensein auf sich selbst.
(tok)

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