Astronomie-Physiker Michael S. Turner ist am Dienstag der Gastredner beim diesjährigen Symposium B09 Vision of the Future im Bregenzer Festspielhaus. Er hält um 14 Uhr einen Vortrag vor geladenen Gästen über seine astrophysikalischen Forschungen. Anschließend findet ein Workshop mit einem Runden Tisch statt. Die “Vorarlberger Nachrichten” baten ihn zum Gespräch.
VN: Herr Professor Turner, wie wird man Astrophysiker – hat man das in den Genen?
Turner: Wahrscheinlich ist mein Werdegang das Produkt von guten Lehrern in der Schule. Ich hatte hervorragende Lehrer in Mathematik, Physik und Chemie. Zu meiner Zeit war das öffentliche Schulsystem in Amerika noch gut. Dann ging alles in einer geraden Linie. Mein Interesse für Mathematik, Physik und schließlich für Teilchenphysik. Es ergab sich dann gleichzeitig, dass die Forschung für das ganz Kleine und das ganz Große immer mehr zusammenrückte.
VN: Die Geburt unseres Universums erfolgte vor 13,7 Milliarden Jahren mit dem großen Knall. Wissen wir schon, was davor war?
Turner: Es gibt da einige Ideen, wir fangen an, Fragen zu stellen. Vielleicht sind all diese Ideen falsch. Wir wissen, dass Zeit und Raum einen Anfang haben. Wann dieser war, ist eine der fundamentalsten Fragen. Wir machen derzeit gerade die ersten Baby-Schritte. Wir gehen davon aus, dass es viele Universen gibt und viele große Knalls passiert sind. Wir haben das mathematische Rahmenwissen um derartige Fragen zu stellen, Ideen zu testen.
VN: Ihr Forschungsschwerpunkt liegt bei der schwarzen Materie und der schwarzen Energie. Was kann man darunter verstehen?
Turner: 95 Prozent des Universums besteht aus schwarzer Materie und schwarzer Energie. Wir wissen, dass schwarze Materie eine viel stärkere Wirkung als die Schwerkraft hat, die Sterne zusammenhält. Es sind kleine Elementarteilchen, die vom großen Knall übriggeblieben sind. Wir hoffen, diese schwarze Materie einmal für uns nützen zu können. Die schwarze Energie ist mysteriöser. Wir wissen nur, dass sie eine abstoßende Wirkung hat.
VN: Sie sagen: Je mehr wir wissen, desto mehr ändert sich unsere Sicht des Universums und unsere Rolle darin. Wie ist das zu verstehen?
Turner: Denken Sie nur an die Mondlandung. Mit einer Sicht auf unseren Planeten, der diesen so zerbrechlich erscheinen ließ. Es war der Beginn der Umweltbewegung. Das Leben könnte sehr selten sein. Wir sind uns dessen bewusst geworden. Wir werden beginnen zu realisieren, wie wertvoll das alles hier ist.
VN: Sind Sie eigentlich ein religiöser Mensch?
Turner: Nicht sehr. Ich sage aber auch nicht, dass es nichts Göttliches gibt. Ich bin Agnostiker. Wissenschaft und Religion schließen sich grundsätzlich nicht aus. Unsere Wissenschaft handelt davon, wie das Universum funktioniert, nicht wer es betreibt.
VN: Wir feiern den 40. Jahrestag der Mondlandung. Wie wichtig war dieses Ereignis?
Turner: Eine unglaubliche Leistung: Es war der erste wirkliche Schritt weg von unserem Planeten. Diese Errungenschaft wird auch noch viele Jahre später so gesehen werden.
Zur Person
Prof. Dr. Michael S. Turner Der 59-jährige Astronomie-Physiker Michael S. Turner ist Professor an der Universität in Chicago. Er beschäftigt sich mit den frühesten Momenten der Schöpfung und erforscht die Zusammenhänge zwischen Teilchenphysik und den Weiten des Kosmos. Professor Turner erhielt für seine Forschungstätigkeit unzählige Auszeichnungen und publizierte mehr als 300 wissenschaftliche Schriften. Michael S. Turner ist verheiratet und hat zwei Kinder.
Michael S. Turner im gespräch mit Klaus Hämmerle
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Turner über die Entstehung von Raum und Zeit
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Rückblick auf 40 Jahre Mondlandung
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